II. Nubien. 333
von den beiden Flüssen, aus welchen er gebildet wird, dem Bahr
el Abiad und dem Bahr el Azrek, und mehreren Neben¬
flüssen derselben durchströmt. Es ist zum Theil fruchtbar wo Bä¬
che und Quellen sind, aber nicht sonderlich gesund, wegen häufi¬
gen Temperaturwechsels; Gewitter, Stürme und Regen sind hier
gewöhnlich. Die Dattel wird hier nicht mehr reif; Durrah und
Mais sind die Haupterzeugnisse. Da es hier schon wieder Wälder
giebt, so finden sich Rhinocerosse, Löwen, Hyänen; auch Giraffen
sind häufig; der Strauß findet sich in den Ebenen. — Die Haupt¬
einwohner sind Neger, die sich aber zum Islam bekennen. Be¬
duinenziehen als Nomaden umher; alle sprechen arabisch. Der
Handel mit Durrah, Sklaven, Elephantenzähnen, Straußfedern,
Gummi und Hippopotamus-Häuten, die zu Schilden, Peitschen
u. s. w. verarbeitet werden, beschäftigt mehrere Karawanen nach
Shendy und nach Aegypten. Die Hauptstadt Sennaar, unter
13° 36' N. B., liegt auf einer Anhöhe, am linken Ufer des
Bahr el Azrek, in einer fruchtbaren Ebene. Sie soll an 100,000
Einw., nach Andern aber nur an 10000 enthalten und hat eine
schöne Moskee und einen großen Pallast des Sultans. Im We¬
sten des Nils, liegt von Wüsten umgeben die Oase oder das Land
Kordofan, zwischen 12°— 16° N. B. Die nördlichen Ge¬
genden sind wenig fruchtbar und haben mehr Viehzucht als Acker¬
bau; im Süden erhebt sich das Land zu bewaldeten Gebirgen und
ist höchst fruchtbar; die Einwohner sind ein Gemisch von heidnischen
Negern, Nubiern und Arabern. Sie waren früher von dem wei¬
ter westlich liegenden Reiche Darfur abhängig, jetzt hat sie der Pa¬
scha von Aegypten 1820 unterworfen, wobei die Hauptstadt O be it
oder Ub eid zerstört worden. Der Handel dieses Landes, beson¬
ders mit Sklaven, ist sehr bedeutend. — Die südlich von Kordo¬
fan und Sennaar gelegenen Gebirge und Völker, wilde Neger¬
stämme, sind uns so gut als unbekannt. Kein europäischer Rei¬
sender hat hier noch bis über den 12° N. B. vordringen können.
— Die Länder südlich und westlich von Sennaar sind uns nur
durch dunkle Gerüchte höchst unvollkommen bekannt, es herrscht
große Verwirrung in den Namen der Länder, der Flüsse und der
Dörfer. Nur das weiß man mit Gewißheit, daß man von Sen¬
naar aus nach Süden bedeutend emporsteigt zu dem Gebirge Fa-
zuglo, welches östlich an Habesch stößt, und daß man in diesem
Lande viel Gold in Blättchen und Körnern in der Dammerde fin¬
det. Die meisten Einwohner dieser südlicheren Gegenden sind noch
heidnische Neger.