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XI. Das Russische Reich.
zu den beiden wichtigsten Meeren des Reichs, dem schwarzen/und
dem baltischen, und unter seinen Augen ward 1696 das erste rus¬
sische Linienschiff und 1699 die erste Fregatte erbaut. Gegenwärtig
hat Rußland 2 Hauptflotten, die eine in der Ostsee, die andre im
schwarzen Meere, eine kleine Flotille auf dem easpischen, eine
andre im ochozkischen Meere. Die größere Flotte zählt 32 Linien¬
schiffe, 25 Fregatten und mit allen kleineren bewaffneten Fahr¬
zeugen, worunter 121 Kanonierbote, an 316 Kriegsschiffe. Die
Hauptkrieqshäfen sind, für die Ostsee Kronstadt, und für das
schwarze Meer Sebastopol.
Eintheklung.
Die alte Eintheilung in Groß-, Klein-, Weiß- und Roth-
Rußland, so wie die alten Provinzialnamen, als Litthauen,
Ukraine u. s. w., sind gänzlich aufgegeben. Jetzt wird das rus¬
sische Reich in Gouvernements oder Statthalterschaften getheilt,
welche den Namen ihres Hauptorts führen; die Gouvernements
haben mehrere Kreise. Bei dieser Eintheilung har man weniger
auf den Flächenraum als auf die Bevölkerung gesehen, und diese
letztere möglichst gleichförmig gemacht, so daß einige Gouverne¬
ments eine außerordentliche Ausdehnung, andre nur einen gerin¬
gen Umfang haben. Solcher Gouvernements zählt man im euro¬
päischen Rußland 41, im asiatischen 13. Außerdem aber sind
noch mehrere Länder nicht unter die Gouvernements begriffen, so
das Land der donischen Kosacken, die amerikanischen Niederlassun¬
gen und das ganze Königreich Polen.— Wir werden, um un¬
nütze Weitläufigkeit zu vermeiden, nicht die einzelnen Gouverne¬
ments durchgehen, sondern nur die bedeutendsten Oerter, zuerst
des europäischen, sodann des asiatischen Rußlands, zuletzt Polens
erwähnen.
A. Das europäische Rußland,
welches wir der leichtern Uebersicht wegen in ein nördliches, ein
mittleres und ein südliches theilen wollen.
1. Das nördliche enthält:
St. Petersburg, die zweite Hauptstadt aber die erste Re¬
sidenzstadt des Reichs, an der Mündung der Newa in den kron-
stadtschen Meerbusen, unter 59° 56' N. B. Diese jüngste unter
den europäischen Hauptstädten hat sich mit beispielloser Schnellig¬
keit an Umfang, Pracht und Schönheit, im Laufe eines Jahrhun-
derts über die meisten ihrer Schwestern erhoben. Peter der Gr.,
wohl fühlend, daß.sein Volk nur dann erst in die Reihe der euro¬
päischen Völker eintreten könnte, wenn es durch das Meer mit ih¬
nen in Verbindung käme, hatte nicht so bald die schwedische Pro¬
vinz Jngermanland.erobert, als er, mitten im Kriege mit seinem