Object: Fünfzehn Jahrhunderte (Bd. 2, Abth. 1)

370 Frankreich, England und Spanien im Zeitalter der Kreuzzüge. 
Heilsberg sein sollten. Die nächste Eroberung war die Landschaft Samland. 
Ihr die Unterstützung von Nordosten abzuschneiden, ward die Burg Memel 
am gleichnamigen Flusse erbaut und zur Sicherung der Eroberungen im 
Jahre 1255 Königsberg angelegt, so benannt König Ottokar II. zu 
Ehren, der mit einem zahlreichen Kreuzheere erschienen war. Die Be¬ 
hauptung des Gewonnenen machte Ausdehnung der Eroberung über ganz 
Preußen nöthig, da nur so den unterworfenen Theilen des Volkes der 
Antrieb zur Empörung zu entziehen war. Der Eroberungskrieg war 
erst im Jahre 1283 beendet, und ein viertes Bisthum, dessen Sitz in 
Fischhausen war, umfaßte die ostwärts von Ermland gelegenen Land¬ 
schaften. So war ein Reich von ganz neuer Form gegründet, in dem 
ein Orden der eigentliche Landesherr war. 
VIV. 
Frankreich, England und Spanien im Zeitalter der 
Kreuzzüge. 
1. Die Zeit, in welcher in Deutschland das Staatswesen sich auf- 
löst, ist für die westlicheren Staaten die Zeit einer festeren Gestaltung. 
Hatte einst zur Zeit der sächsischen und der ersten salischen Könige 
Deutschland jenen älteren Gliedern des christlichen Staatsfystems auf 
dem Wege zur Ordnung vorauszueilen geschienen, so erholten sich diese 
aus ihrer Zerrüttung, als Deutschland der Zerrüttung anheimfiel. In 
dem Zeiträume der Kreuzzüge gewinnt Frankreich Einigung des Gebietes 
und eine starke, die Ordnung wahrende Königsmacht, überwindet Eng¬ 
land die aus dem Gegensätze der Besiegten und der Eroberer entsprun¬ 
genen Gefahren und schirmt sich gegen eine die Ordnung bedrohende 
königliche Willkühr, erhalten die christlichen Staaten jenseits der Pyre¬ 
näen das entschiedene Uebergewicht über die Reste moslemischer Herr¬ 
schaft und gelangen, während der Kampf die Bedingung und die ein¬ 
zige Aufgabe ihres Lebens ist, zu geordneten das Verhältniß von König¬ 
thum und Adel feststellenden Verfassungen. Zugleich erheben sich auch die 
Nationen durch die Kämpfe, in welchen sie sich lange Zeit befinden, zu 
einem lebendigeren Gefühl des Zusammenhanges. Dieses wird noch 
erhöht durch die in diesen Zeitraum fallende festere Gestaltung der 
Nationalsprachen, die ebenso durch die Pflege der Dichtung befördert 
wird, als sie deren Entwicklung begünstigt. Eine hervorragende Be¬ 
deutsamkeit hat in diesem Zeiträume die Geschichte Frankreichs, weil 
dasselbe in die Angelegenheiten Englands und der jenseits der Pyrenäen 
benachbarten Reiche eingreift und einer ganz besonders glücklichen Ent-
	        
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