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Zeitpunkt eines jeden ist von den Astronomen genau be¬
stimmt. Im Laufe dieses Jahrhunderts geschieht es:
11. November 1861; 4. November 1868; 6. Mai 1878;
7. November 1881; 9. Mai 1891 und 10. November 1894.
Weil er von der Erde aus gesehen vor und hinter
die Sonne zu stehen kommt, so kehrt er uns bald seine
erleuchtete, bald seine dunkle Oberfläche zu und die Ab¬
stufungen zwischen beiden; es gibt also auch Vollmerkur,
Neumerkur u. s. w.; diese Phasen sind aber nur durch gute
Fernrohre sichtbar.
Die Venus.
Sie ist nichts anderes, als unser Morgen- und Abend¬
stern (Lucifer und Hesperus bei den Römern), und be¬
wegt sich in einer fast kreisrunden Bahn um die Sonne,
nicht ganz 16 Millionen Meilen von ihr entfernt. Ihre
Umlaufszeit dauert 224 Tage, ihre Arendrehung 24 Stun¬
den. Ihr Durchmesser beträgt 1710 Meilen, ihre Dichtig¬
keit ist der unserer Erde fast gleich; sie scheint ein unserer
Erde ähnlicher Planet zu sein. Am Himmel erscheint sie
uns ungefähr 47° von der Sonne entfernt; da sie um
die Sonne geht, so muß sie während dieses Kreislaufes
4 Hauptstellungen einnehmen: 1) vorwärts der Sonne,
2) rückwärts, 3) auf einer oder der anderen Seite der
Sonne. Im ersten Falle geht sie der Sonne voran, ist
Morgenstern, im zweiten folgt sie ihr nach, ist Abendstern,
im dritten geht sie mit der Sonne auf und unter, ist
uns daher im Sonnenlichte unsichtbar. Höher als 47°
kann sie nie am Himmel stehen, ob sie Morgen- oder
Abendstern ist; wenn sie sich aber den Seitenstellungen
nähert, so steht sie mit jedem Tage kürzere Zeit am Mor¬
gen- oder Abendhimmel. Sie hat Lichtphasen wie der
Merkur und unser Mond. (Die Versinnlichung, wie der
Stern als Morgen- und Abendstern erscheinen, und uns
verschiedene Phasen zeigen muß, ist die obige bei der Er¬
klärung des Mondlaufes.) Auch die Venus tritt manchmal
zwischen uns und die Sonne, 8 mal weniger jedoch als
der Merkur, noch zweimal in unserm Jahrhundert, den
8. Dezember 1874 und 6. Dezember 1882. Diese Durch¬
gänge der Venus durch die Sonne sind für die Astrono¬
mie sehr wichtig, weil durch sie die Parallare der Sonne
am genauesten aufgefunden werden kann. Bei den letzten