53
Stunden einen Raum von 5400 Meilen durchläuft, so
muß sich in dem Weltmeere unter dem Aequator noth¬
wendig eine Strömung zeigen, weil die flüssige Masse,
das Meer, dem gewaltigen Umschwünge wegen der Ver¬
schiebbarkeit der Wassertheile nicht so leicht folgen kann
als die fest zusammenhängende, nicht verschiebbare Erb¬
masse. Wirklich findet man auch unter dem Aequator
eine Strömung, wir können sie aber aus verschiedenen
Gründen nicht als einen vollständigen Beweis von der
Achsendrehung der Erde gelten lassen. Das Wasser an
dem Aequator ist beträchtlich wärmer als das Wasser
unter höheren Breiten und in den Polgegenden, wo es
bekanntlich an seiner Oberfläche zu ewigem Eise gefroren
ist. Nun zeigt die Naturkunde, daß das kalte Wasser
schwerer ist als ein wärmeres, und daraus folgt, daß das
Meer von den höheren Breiten gegen das Meerwasser
unter dem Aequator, das schwerere gegen das leichtere,
einen Druck üben muß. Das kältere, schwerere Wasser
fließt in Folge dieses Druckes von den nördlichen und
südlichen Breiten gegen den Aequator hin, während um¬
gekehrt das wärmere Wasser von dem Aequator gegen
die nördlichen und südlichen Breiten hinströmt. Auf diese
Weise entsteht nicht bloß eine Aequator-, sondern es ent¬
stehen auch Polarströmungen, so daß der ganze Ocean
von verschiedenen, zum Theil nach der Jahreszeit wech¬
selnden Strömungen durchkreuzt werden muß, deren genaue
Kenntniß dem Seefahrer von großem Nutzen ist. Diese
Strömungen beweisen demnach keine Achsendrehung der
Erde, sind aber für den Erdball selbst von großer Wich¬
tigkeit; denn die Polarströmungen erfrischen Meer und
Luft unter dem Aequator, und die lauen Ströme, welche
von dem Aequator in höheren Breiten ausgehen, erwär¬
men Meer und Luft in jenen Gegenden. Einer solchen
Strömung, welche aus dem atlantischen Meere an die
Küsten von Norwegen, Lappland u. s. w. ankommt, ver¬
dankt es der europäische Norden, daß er nicht wie die
nördlichen Küstenländer Asiens unter den gleichen Breiten¬
graden eine unbewohnbare Eiswüste ist, sondern noch
Nadelhölzer, Birken und mancherlei Kräuter hervorbringt,
so daß noch nutzbare Thiere ihr Fortkommen finden, und
der Mensch zn leben vermag. Jene Strömung hat näm¬
lich immer noch 7° Wärme mehr als das Meereswasser