Full text: Abriß der Weltkunde (Abth. 7)

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Stunden einen Raum von 5400 Meilen durchläuft, so 
muß sich in dem Weltmeere unter dem Aequator noth¬ 
wendig eine Strömung zeigen, weil die flüssige Masse, 
das Meer, dem gewaltigen Umschwünge wegen der Ver¬ 
schiebbarkeit der Wassertheile nicht so leicht folgen kann 
als die fest zusammenhängende, nicht verschiebbare Erb¬ 
masse. Wirklich findet man auch unter dem Aequator 
eine Strömung, wir können sie aber aus verschiedenen 
Gründen nicht als einen vollständigen Beweis von der 
Achsendrehung der Erde gelten lassen. Das Wasser an 
dem Aequator ist beträchtlich wärmer als das Wasser 
unter höheren Breiten und in den Polgegenden, wo es 
bekanntlich an seiner Oberfläche zu ewigem Eise gefroren 
ist. Nun zeigt die Naturkunde, daß das kalte Wasser 
schwerer ist als ein wärmeres, und daraus folgt, daß das 
Meer von den höheren Breiten gegen das Meerwasser 
unter dem Aequator, das schwerere gegen das leichtere, 
einen Druck üben muß. Das kältere, schwerere Wasser 
fließt in Folge dieses Druckes von den nördlichen und 
südlichen Breiten gegen den Aequator hin, während um¬ 
gekehrt das wärmere Wasser von dem Aequator gegen 
die nördlichen und südlichen Breiten hinströmt. Auf diese 
Weise entsteht nicht bloß eine Aequator-, sondern es ent¬ 
stehen auch Polarströmungen, so daß der ganze Ocean 
von verschiedenen, zum Theil nach der Jahreszeit wech¬ 
selnden Strömungen durchkreuzt werden muß, deren genaue 
Kenntniß dem Seefahrer von großem Nutzen ist. Diese 
Strömungen beweisen demnach keine Achsendrehung der 
Erde, sind aber für den Erdball selbst von großer Wich¬ 
tigkeit; denn die Polarströmungen erfrischen Meer und 
Luft unter dem Aequator, und die lauen Ströme, welche 
von dem Aequator in höheren Breiten ausgehen, erwär¬ 
men Meer und Luft in jenen Gegenden. Einer solchen 
Strömung, welche aus dem atlantischen Meere an die 
Küsten von Norwegen, Lappland u. s. w. ankommt, ver¬ 
dankt es der europäische Norden, daß er nicht wie die 
nördlichen Küstenländer Asiens unter den gleichen Breiten¬ 
graden eine unbewohnbare Eiswüste ist, sondern noch 
Nadelhölzer, Birken und mancherlei Kräuter hervorbringt, 
so daß noch nutzbare Thiere ihr Fortkommen finden, und 
der Mensch zn leben vermag. Jene Strömung hat näm¬ 
lich immer noch 7° Wärme mehr als das Meereswasser
	        
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