Full text: Abriß der Weltkunde (Abth. 7)

78 
kalte Stürme gewöhnt hat, in den heißen, weil sie im 
Sommer die Hitze ertragen gelernt haben. Die Arbeit 
endlich gibt ihnen starke Muskeln, so daß sie an Körper¬ 
kraft alle Tropenvölker übertreffen, und flößt ihnen Liebe 
zu nützlicher Thätigkeit ein, die sie auch in den Tropen¬ 
ländern nicht verläßt; sie bauen und pflanzen auch dort, 
gründen Dörfer und Städte, und würden sich schämen, 
wenn sie in faulem Nichtsthun dahinleben würden. Aber 
freilich dürfen wir nicht vergessen, daß alles dies Thun 
und Schaffen nur einen Werth hat, wenn es in christ¬ 
licher Weise geschieht und daß auch die Bewohner der 
gemäßigten Zone nicht so weit vorangekommen wären, 
wenn sie neben der Schule der Arbeit, in welche sie gehen 
müssen, nicht auch die christliche Religion hätten, welche 
ihnen noch höheren Unterricht und höhere Gebote gibt. 
Von dem nördlichen Polarkreise bis zum Nordpole 
liegt die nördliche kalte Zone, und in der gleichen Aus¬ 
dehnung um den Südpol die südliche kalte Zone. Steht 
die Sonne über dem Aequator, so liegen beide Pole im 
Horizonte, sind also beleuchtet, und die Parallelen der 
kalten Zone, vom 66 */2° bis zum 90", zu dem unbeweg¬ 
lichen Pole, haben zwölf Stunden Tag und zwölf Stun¬ 
den Nacht. Wie sich aber die Sonne von dem Aeauator 
gegen den einen oder andern Wendekreis entfernt, so 
sinkt sie für den entgegengesetzten Pol unter den Horizont 
und steigt für ven andern herauf; der eine tritt in den 
Tag ein, der andere in die Nacht. Betrachten wir als 
Beispiel die nördliche kalte Zone. Steht die Sonne im 
Frühlingsanfänge im Aequator, so steht ihre Scheibe dem 
Nordpole im Horizont, und steigt nun von Osten her bis 
zum 21. Juni, wo sie in den Wendekreis des Krebses 
tritt, 23%" über den Horizont, indem sie nicht auf- und 
untergeht, sondern langsam zu diesem ihrem höchsten 
Stande vorrückt, indem sie nicht weniger als ein Viertel¬ 
jahr dazu gebraucht. Das folgende Vierteljahr, vom 
21. Juni bis zum 21. September, geht sie nach Westen 
dem Aequator zu, und sinkt nach diesem Tage langsam 
unter den Horizont. Der halbjährige Tag ist für den 
Nordpol zu Ende, es beginnt seine halbjährige Nacht. 
Die Pole haben also Tageszeiten und Jahreszeiten von 
gleicher Dauer, wenn man nämlich den halbjährigen Tag
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.