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Au Toscana gehört jetzt auch das frühere Herzogthum Luc ca. Die Stadt
gleichen Namens liegt in herrlicher Gegend, hat Seidenfabriken und bedeutenden
Handel mit Oel. Sie zählt 24,«00 E. In der Nähe sind besuchte Bäder.
Zu Toscana gehört auch die hohe Insel Elba, mit thurmhoher Steilküste,
7 Quadratmeilen, mit den Orten Porto Ferrajo und Porto Longwne, uner¬
schöpflichen Eisengruben und reichem Thunfischfang. Sie wilrde als Besitzthum 1814
dem bestegten Napoleon angewiesen; 10 Monate regierte er dort und entwich dann
nach Frankreich, seinem Schicksal entgegen. — Die Spitze des festen Landes, Elba
gegenüber, ist das Fürstenthum Piombino.
75. Der Kirchenstaat.
Dieser einzige geistliche Staat der christlichen Welt ist eine Wahlmonarchie und
durch das Collegium der Cardinäle beschränkt. Diese werden von dem Papste
erwählt und entweder sogleich verkündet oder noch einige Zeit ln petto, d. h. in der
Brust, stillschweigend zurückgehalten. Die höchste Zahl ist 70; die Cardinäle sollen
wo möglich aus allen katholischen Völkern gewählt werden, sind aber meist Italiener
(Titel; Eminenz. Rothe Kleidung.) Sobald ein Papst gestorben, gehen sie in das
Conclave zur Wahl. Der Erwählte ändert seinen Vornamen, nimmt einen beliebi¬
gen andern an und wird mit großer Pracht in der. Peterskirche gekrönt (dreifache
Krone. Titel: Heiligkeit. Fußkuß). Seine größeren Erlasse in geistlichen Dingen
heißen Bullen, in der Geschichte nach den Anfangsworten benannt — die kleineren
Breven; seine Gesandten an verschiedenen katholischen Höfen Nuntien. Jetziger
Papst ist Pius IX. Die Verwaltung des eigenen Landes erfolgt durch einzelne Car¬
dinäle, wie anderswo durch Minister. Es ist dasselbe (außer dem Stadtgebiete von
Rom) in vier größere Legationen und vierzehn kleinere Delegationen getheilt. Die
Hauptstadt des Landes ist Rom. Das alte Rom lag 3 M. vom Ausfluß des
Tiber, zum bei weitem größten Theile auf dem linken Ufer. In der Zeit seiner
größten Blüthe mag Rom 2 Mill. E. gehabt haben. Das neue Rom umfaßt mit
seiner Ringmauer den Raum des alten, aber dieser Raum ist bei weitem nicht überall
mit Häusern bedeckt, sondern zum großen Theil mit Villen und Gärten, besonders
im O. und S. Durch diese Theile laufen wohl bis zu den Thoren einsame Straßen,
aber der eigentliche Kern der Stadt liegt zwischen dem Capitolismus und Quirinalis
im sonst unbebauten Campus Martius. Auf der rechten Tiberseite, die noch nicht in
das alte Rom gezogen war, ist auch der alte tranßtiberinische Stadttheil bebaut.
Kommt man zur alten Porta Flaminia, jetzt Porta del Popolo, herein, so laufen
drei Hauptstraßen in das Innere. Die westliche hält sich in der Nähe des Tiber.
Ueberschreitet man diesen auf der Engelsbrücke, so trifft man auf Roms Citadelle,
die Engelsburg; ihrer eigentlichen Grundlage nach das Grabmal des Kaisers Hadrian.
Von da führt eine Straße auf den herrlichen Petersplatz, er ist von Säulengängen
eingefaßt, mit einen, Obelisken und zwei Springbrunnen geziert. An seinem west¬
lichen Ende liegt die Peterskirche, nicht nur die größte unter den 400 Kirchen Roms,
sondern die größte der Welt (8 Morgen Flächeninhalt), an der viele Päpste mit
ungeheuren Kosten gebaut. Sie ist in'neuer italienischer Bauweise aufgeführt, aber
Alles in kolossalen Dimensionen. In der Mitte steht der Hochaltar unter einem
Broncebaldachin, den vier 120' hohe Broncesäulen tragen; unter ihm die Gräber
der Apostel Petrus und Paulus; über ihm wölbt sich die berühmte Hauptkuppel,
mit den Aufsätzen 487', ,,und ein zweiter Himmel in den Himmel steigt St. Peters
wunderbarer Dom." An die Kirche stößt der Vatikan, ein'päpstlicher Palast mit
ungeheurem Gelaß, berühmter Bibliothek und herrlichen Antiken. Die mittlere
Hauptstraße, der Corso, führt von der Porta del Popolo schnurgerade in die Um¬
gebungen des alten Capitols. Die östliche Straße führt nach dem Quirinal. Hier
ist ein päpstlicher Palast und nicht weit davon die Siegessäule des Trajan. In 'den
unbewohnteren Theilen der Stadt befindet sich daß zum Theil noch erhaltene
Colosseum, ein Amphitheater, das 100,000 Menschen faßte — ganz im SO. am
Ende der Stadt die eigentliche Pfarrkirche des Papstes, St.. Johann von Lateran,
mit einem gleichbenannten, aber nicht mehr zur Residenz benutzten päpstlichen Palast.
Unter einem großen Theile der Stadt ziehen sich die Katakomben hin, unterirdische Gänge
und Klüfte, wohl schon früher zum Bestatten der Todten bestimmt, oft auch Ver-
, sammlungs- und Marterort der ersten Christen waren.
Rom hat jetzt 178,000 E., die zum großen Theil von den Fremden leben,
welche entweder als Maler, Künstler u. s. w. in der „ewigen Stadt" einen längern