Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten

Heinrich I.; 919—936. 
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18. Heinrich i>; 919—936. 
a. Heinrichs Wahl; Wehrhastmachung des Volkes. Der 
mächtigste deutsche Herzog war Heinrich von Sachsen. Als KonradI. 
auf dem Sterbebette lag, sprach er deshalb zu seinem Bruder Eberhard: 
„Bringe die königlichen Abzeichen dem Herzog Heinrich von Sachsen! 
Er allein ist imstande, das Land in dieser schweren Zeit zu beherrschen." 
Eberhard gehorchte, und die deutschen Fürsten wählten Heinrich I. 
zu ihrem Könige. Die Sage erzählt, die Boten, welche ihm die 
Nachricht von seiner Wahl überbringen sollten, hätten ihn gerade auf 
der Jagd beim Vogelfang getroffen, weshalb man ihn wohl den 
Finkler nennt; er hat aber einen bessern Namen verdient. 
Heinrich hatte eben ohne Blutvergießen alle deutschen Stämme 
zu einem Reiche vereinigt, als die Ungarn wieder in Deutschland ein¬ 
fielen; an den Rauchwolken und dem Feuerschein am Himmel konnte 
man ihren Weg verfolgen. Die Deutschen flüchteten; selbst Heinrich 
mußte zuerst vor ihnen zurückweichen. Da gelang es einem sächsischen 
Heerhaufen, einen Ungarfürsten gefangen zu nehmen und gefesselt vor 
Heinrich zu führen Die Ungarn gelobten ein hohes Lösegeld; aber 
Heinrich verlangte und erhielt einen neunjährigen Waffenstillstand; 
während dieser Zeit wollte er alljährlich eine Abgabe zahlen. 
Diese neun Jahre benutzte Heinrich, Deutschland gegen die Ein¬ 
fälle der wilden Feinde wehrbar zu machen. Am besten konnte er 
ihre Reiterangriffe durch feste Plätze abweisen. Solche fehlten aber 
im innern Deutschland noch fast ganz. Auch die Städte der Römer 
am Rhein und an der Donau waren seit der Völkerwanderung fast 
verfallen. Die Sachsen wohnten nach uralter Sitte auf einzelnen 
Höfen, höchstens in offenen Dörfern. Heinrich ließ an der Ostgrenze 
Sachsens und Thüringens Burgen anlegen, um welche sich bald mit 
Wall und Mauer geschützte Ortschaften erhoben. Tag und Nacht 
war man mit der Erbauung derselben beschäftigt, und alle Anwohner 
wurden zum Mitbauen gezwungen. Die Märkte, Gerichte und Volks¬ 
versammlungen legte Heinrich ebenfalls in die Städte. So entstanden 
Quedlinburg, Merseburg und Meißen. Heinrich heißt also 
mit Recht der Städtegründer. Aber die Deutschen liebten es 
nicht, in diese Städte zu ziehen; sie sagten: „Die Städte sind nichts als 
Gräber." Nun war aber die Bevölkerung in den Marken von jeher 
zum Kampfe verpflichtet; von dieser mußte jetzt der neunte Mann in 
die Stadt ziehen. Für die übrigen acht wurde ebenfalls Wohnung und 
Vorrat in der Stadt bereit gehalten, damit alle zur Kriegszeit hier 
Zuflucht finden könnten. Dafür mußte ein Drittel alles Ertrages 
der Felder in die Städte geliefert werden. Doch nicht nur Festungen, 
auch eine wohlgeübte Kriegsmacht mußte Heinrich haben. Bei 
den Sachsen bestand zwar der Heerbann, das Aufgebot aller freien Männer;
	        
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