103 
Au Toscana gehört jetzt auch das frühere Herzogthum Luc ca. Die Stadt 
gleichen Namens liegt in herrlicher Gegend, hat Seidenfabriken und bedeutenden 
Handel mit Oel. Sie zählt 24,«00 E. In der Nähe sind besuchte Bäder. 
Zu Toscana gehört auch die hohe Insel Elba, mit thurmhoher Steilküste, 
7 Quadratmeilen, mit den Orten Porto Ferrajo und Porto Longwne, uner¬ 
schöpflichen Eisengruben und reichem Thunfischfang. Sie wilrde als Besitzthum 1814 
dem bestegten Napoleon angewiesen; 10 Monate regierte er dort und entwich dann 
nach Frankreich, seinem Schicksal entgegen. — Die Spitze des festen Landes, Elba 
gegenüber, ist das Fürstenthum Piombino. 
75. Der Kirchenstaat. 
Dieser einzige geistliche Staat der christlichen Welt ist eine Wahlmonarchie und 
durch das Collegium der Cardinäle beschränkt. Diese werden von dem Papste 
erwählt und entweder sogleich verkündet oder noch einige Zeit ln petto, d. h. in der 
Brust, stillschweigend zurückgehalten. Die höchste Zahl ist 70; die Cardinäle sollen 
wo möglich aus allen katholischen Völkern gewählt werden, sind aber meist Italiener 
(Titel; Eminenz. Rothe Kleidung.) Sobald ein Papst gestorben, gehen sie in das 
Conclave zur Wahl. Der Erwählte ändert seinen Vornamen, nimmt einen beliebi¬ 
gen andern an und wird mit großer Pracht in der. Peterskirche gekrönt (dreifache 
Krone. Titel: Heiligkeit. Fußkuß). Seine größeren Erlasse in geistlichen Dingen 
heißen Bullen, in der Geschichte nach den Anfangsworten benannt — die kleineren 
Breven; seine Gesandten an verschiedenen katholischen Höfen Nuntien. Jetziger 
Papst ist Pius IX. Die Verwaltung des eigenen Landes erfolgt durch einzelne Car¬ 
dinäle, wie anderswo durch Minister. Es ist dasselbe (außer dem Stadtgebiete von 
Rom) in vier größere Legationen und vierzehn kleinere Delegationen getheilt. Die 
Hauptstadt des Landes ist Rom. Das alte Rom lag 3 M. vom Ausfluß des 
Tiber, zum bei weitem größten Theile auf dem linken Ufer. In der Zeit seiner 
größten Blüthe mag Rom 2 Mill. E. gehabt haben. Das neue Rom umfaßt mit 
seiner Ringmauer den Raum des alten, aber dieser Raum ist bei weitem nicht überall 
mit Häusern bedeckt, sondern zum großen Theil mit Villen und Gärten, besonders 
im O. und S. Durch diese Theile laufen wohl bis zu den Thoren einsame Straßen, 
aber der eigentliche Kern der Stadt liegt zwischen dem Capitolismus und Quirinalis 
im sonst unbebauten Campus Martius. Auf der rechten Tiberseite, die noch nicht in 
das alte Rom gezogen war, ist auch der alte tranßtiberinische Stadttheil bebaut. 
Kommt man zur alten Porta Flaminia, jetzt Porta del Popolo, herein, so laufen 
drei Hauptstraßen in das Innere. Die westliche hält sich in der Nähe des Tiber. 
Ueberschreitet man diesen auf der Engelsbrücke, so trifft man auf Roms Citadelle, 
die Engelsburg; ihrer eigentlichen Grundlage nach das Grabmal des Kaisers Hadrian. 
Von da führt eine Straße auf den herrlichen Petersplatz, er ist von Säulengängen 
eingefaßt, mit einen, Obelisken und zwei Springbrunnen geziert. An seinem west¬ 
lichen Ende liegt die Peterskirche, nicht nur die größte unter den 400 Kirchen Roms, 
sondern die größte der Welt (8 Morgen Flächeninhalt), an der viele Päpste mit 
ungeheuren Kosten gebaut. Sie ist in'neuer italienischer Bauweise aufgeführt, aber 
Alles in kolossalen Dimensionen. In der Mitte steht der Hochaltar unter einem 
Broncebaldachin, den vier 120' hohe Broncesäulen tragen; unter ihm die Gräber 
der Apostel Petrus und Paulus; über ihm wölbt sich die berühmte Hauptkuppel, 
mit den Aufsätzen 487', ,,und ein zweiter Himmel in den Himmel steigt St. Peters 
wunderbarer Dom." An die Kirche stößt der Vatikan, ein'päpstlicher Palast mit 
ungeheurem Gelaß, berühmter Bibliothek und herrlichen Antiken. Die mittlere 
Hauptstraße, der Corso, führt von der Porta del Popolo schnurgerade in die Um¬ 
gebungen des alten Capitols. Die östliche Straße führt nach dem Quirinal. Hier 
ist ein päpstlicher Palast und nicht weit davon die Siegessäule des Trajan. In 'den 
unbewohnteren Theilen der Stadt befindet sich daß zum Theil noch erhaltene 
Colosseum, ein Amphitheater, das 100,000 Menschen faßte — ganz im SO. am 
Ende der Stadt die eigentliche Pfarrkirche des Papstes, St.. Johann von Lateran, 
mit einem gleichbenannten, aber nicht mehr zur Residenz benutzten päpstlichen Palast. 
Unter einem großen Theile der Stadt ziehen sich die Katakomben hin, unterirdische Gänge 
und Klüfte, wohl schon früher zum Bestatten der Todten bestimmt, oft auch Ver- 
, sammlungs- und Marterort der ersten Christen waren. 
Rom hat jetzt 178,000 E., die zum großen Theil von den Fremden leben, 
welche entweder als Maler, Künstler u. s. w. in der „ewigen Stadt" einen längern
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.