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ist hier ganz nahe an der Küste das Meer 4000 bis 4500 Fuß tief, weshalb auch 
darin, wegen der mit der Tiefe steigenden Kälte des Wassers, wenige Seethiere, 
Fische rc. sich aushalten. 
Das Mittelmeer hat einen großen Salzgehalt. Es ist das Wasser des Mittel- 
meeres fast doppelt so salzreich, als das des atlantischen Meeres. 
Daß aber das Mittelmeer noch einmal zu hoher Bedeutung gelangen wird, 
wenn die Verbindung desselben mit dem rothen Meere über die Landenge von Suez 
ins Leben getreten sein wird, ist kaum zu bezweifeln. Und dies wird bald genug 
geschehen, da der Kanal über diese Lendenge bereits in Angriff genommen wird. Der 
Handelsweg um Afrika wird dann dem über Suez weichen müssen. Auf jenem Wege 
liegen London und Bombay 11,500 englische Meilen von einander} dieser Weg ist 
dagegen um 5300 Meilen kürzer. Von New-Aork nach Bombay durch's mittel¬ 
ländische Meer ist auch nicht viel über die Hälfte des jetzigen Weges. Holland zieht 
dann sein Java, Spanien seine Philippinen, Portugal seine chinesischen Stationen 
auf viele Hunderte von geographischen Meilen näher an sich. Die Produkte jener 
Länder kommen uns dann natürlich auch um so viel näher und wohlfeiler und in 
größerem Maße, wofür wir größere Massen von unsern Produkten mit Vortheil los 
werden. Und so steht denn abermals ein großer Umschwung der Handels- und Ver¬ 
kehrsverhältnisse bevor, wobei das Mittelmeer als Hauptvermittler zwischen Europa, 
Asien und Afrika an Bedeutung nur gewinnen kann. 
86. Die Schwämme. 
Die geschätztesten Gattungen der Schwämme giebt es im mittelländischen Meere 
und in einem Theile des indischen Oceans; übrigens aber findet man sie in der alten 
und in der neuen Welt, an den Küsten von Grönland wie an denen von Ostindien, 
an beständig vom Meer überdeckten Plätzen und an solchen, die zur Zeit der Ebbe 
trocken sind. Oft breiten sie sich über die ganze Oberfläche der Felsen aus, gedeihen 
aber nirgends besser, als in beschützten Vertiefungen. So findet man sie denn auch 
sehr häufig in Höhlen auf dem Grunde des Meeres, und setzen sich dann sowohl an 
Stoffe aus dem Mineralreich, als aus dem Thier- und Pflanzenreich an. Ihre 
Größe ist sehr verschieden. Kürzlich wurde zu Singapora in Ostindien einet gefun¬ 
den, der wie ein Becher gestaltet war und um den Rand 51 Zoll maß. Der Becher 
faßte 36 Quart Wasser. Man theilt die Schwämme ihren Hauptformen nach in 
7 Classen ein, und sucht so diese sonderbare Art von belebten Wesen wenigstens eini¬ 
germaßen zu ordnen. Die Schwämme sind das Erzeugniß von einer Art Insekten, 
denen sie ungefähr das zu sein scheinen, was der Schnecke ihr Haus ist. Die 
Schwämme aber werden jetzt allgemein für Zoophyten gehalten, d. h.'für eine Thier¬ 
art, die sich ihrer Form und Natur nach den Pflanzen sehr nähert. Linne selbst hat 
in der spätern Zeit die Schwämme zu den Thieren gezählt. Da die großen Oeffnun- 
gen oder Poren der einzige Weg schienen, der zu den innern Theilen führte, glaubte 
man, das Thier ziehe durch sie seine Nahrung einz aber spätere Entdeckungen haben 
gezeigt, daß außer diesen Oeffnungen noch kleinere Poren über die ganze Ober¬ 
fläche verbreitet sind, und daß diese das Wasser einsaugen, welches dem Thiere 
zur Nahrung dient. Die großen runden Oeffnungen hingegen führen einen bestän¬ 
digen Wasserstrom aus dem Innern des Körpers hinweg. Dieser Strom führt eine 
Menge Schwammtheilchen mit fort, welche sich beständig vom Innern des Körpers 
trennen. Man sieht sie nicht allein durch das Mikroskop, sondern auch zuweilen mit 
bloßen Augen, wo sie dami wie kleine Flocken erscheinen. Läßt man einen lebenden 
Schwamm einen ganzen Tag in einer weißen, mit reinem Seewasser angefüllten 
Schale liegen, so zeigt sich sogleich unter jeder Hauptöffnung eine Anhäufung von 
Unreinigkeiten. Bleibt der Schwamm 2 Tage lang in demselben Gefäß mit Wasser, 
so hört anscheinend die Strömung auf; wirft man ihn aber wieder in frisches See- 
wasser, so fängt sie nach wenig Minuten von Neuem an, und mehre Naturforscher, 
die mit großer Beharrlichkeit über die Schwämme Beobachtungen angestellt haben, 
behaupten als völlig gewiß, daß dies beständige Durchströmen des Wassers wesentlich 
zur Lebensthätigkeit im Körper des Schwammes gehöre. Wahrscheinlich regt das 
Seewasser, wenn es lange in irgend einem Gefäße steht, diese Thätigkeit weniger 
an, und so hören allmälig die Strömungen auf, bis sie in frischem Seewasser wieder 
hergestellt werden. 
Die Schwämme setzen sich häufig an Seegewächse an, zuweilen aber auch an 
Seethiere. Es ist spaßhaft anzusehen, wie die jungen Schmarotzerschwämmchen auf 
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