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forderten einfach Unterwerfung; dann sollte seine Strafe mild und gnädig
sein. Als er dies verweigerte, wurde er zum Feuertode verurteilt. Da
er an das kaiserliche Geleit erinnerte und dabei Sigismund fest ansah,
errötete dieser; aber retten konnte und wollte er den „kirchlichen Umstürzler"
nicht mehr.
3. Der standhafte Märtyrer auf brnt Scheiterhaufen. An seinem
Geburtstage, dem 6. Juli 1415, wurde das Urteil an Hns vollstreckt. Im 1415
Dome ward er seines Priesteramtes entsetzt und von der Kirche ansge-
stoßen. Als man ihm den Kelch aus der Hand riß mit den Worten: „Wir
nehmen dir diesen Kelch, worin das Blut Christi dargebracht wird!" sagte
er mild: „Er wird den Kelch des Heils nicht von mir nehmen, sondern
mir ihn heute neu zu trinken geben in seinem Reich." Ms man rief:
„Wir übergeben deinen Leib dem weltlichen Richter!" sprach er: „Ich aber
befehle meinen Geist in deine Hände!" Als man ihm eine spitze, mit
Teufeln bemalte Papiermütze mit der Inschrift „Erzketzer" aufsetzte, sprach
er: „Hat doch mein Heiland eine Dornenkrone getragen!" Er wurde vom
Konzil dem Kaiser und von diesem dem Vogt von Konstanz zur Urteils-
Vollstreckung übergeben und auf der Richtstätte vor der Stadt au einen
Pfahl gekettet. Noch einmal ermahnte ihn der Reichsmarschall zum Wider-
ruf, um Leib und Seele zu retten; er aber erwiderte: „Ich will die Wahr-
heit, die ich gepredigt habe, mit dem Tode besiegeln!" Darauf wurde die
Fackel an den Holzstoß gelegt, und die Flammen loderten hoch auf. Drei-
mal rief er: „Jesu Christe, du Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich
mein!" Das dritte Mal erstickten Flammen und Qualm seine Stimme,
und nur die Lippen bewegten sich noch. Seine Asche streute man in den
Rhein, um auch die letzte Spur des Ketzers auszutilgen. Ein Jahr später
teilte sein Freund Hieronymus dasselbe Schicksal. Einer ihrer Richter,
der spätere Papst Pius II, schrieb voll Bewunderung über den Tod
dieser beiden Männer: „Kein Philosoph hat auf dem Sterbelager solchen
Mut an den Tag gelegt wie diese Männer auf dem Scheiterhaufen!"
Das Konzil wählte mm(l417) zuerst einen neuen Papst, Martin V. 1417
Dieser wußte durch seine Klugheit alle weiteren Schritte des Konzils zu
einer einschneidenden Kirchenreformation und somit die Ausführung des
Hauptzweckes zu vereiteln.
4. Der gerächte Reformator der Böhmen. An Hns' Scheiter-
Haufen entzündete sich die Fackel der Hussitenkriege (1419—1436), die
16 Jahre lang großen Jammer über Deutschland brachten. Die Anhänger
des Hus, erbittert und aufgeregt durch dessen Hinrichtung, zugleich getragen
von religiösem und nationalem Haß gegen die Deutschen, glühend be-
geistert für die reine Lehre und vor allem an der Kelchspendung fest-
haltend, erregten (1419) unter Anführung des furchtbaren, einäugigen 1419
und später gar blinden Ziska einen Aufstand in Prag. Den König
Wenzel rührte darob vor Wut der Schlag. Seinem „wortbrüchigen"
Bruder Sigismund verweigerten die Böhmen die Krone und besiegten sein
großes Heer bei Prag mit Dreschflegeln und Feuerhaken. Der Aufstand
ergriff als ein nationaler ganz Böhmen. Als Ziel mochte den Anfstän-
dischen wohl völlige Selbständigkeit vor Augen schweben. Heer auf Heer
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