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man auch wohl den Nationaltanz, den Fandango, unter reger Theilnahme der Zu¬
schauer, tanzen sehen. — Diesem Königreiche gegenüber liegen zwei zu Spanien
gehörige Inselgruppen, welche jetzt von den Spaniern zusammen Balearen genannt
werden. Noch merken wir einen seit 1704 zu England gehörigen Ort. Am östlichen Ende
der großen Meerenge hängt durch eine sandige Niederung, den sogenannten neutralen
Boden, mit dem Festlande eine 1400' hoch gethürmte, felsige Landzunge zusammen.
Eine Stunde läuft sie von N. nach S. ins Meer, eine halbe Stunde ist sie breit.
Zm N. und O. kann man das Kalksteingebirge gar nicht ersteigen, im W. ist an den
Felsen die Stadt Gibraltar, 30,000 Einw., gelehnt oder fast hineingehauen, was
wenigstens von den Festungswerken gilt. Sie ist, wie die Erfahrung der hitzigsten
Belagerungen gezeigt, uneinnehmbar und der Schlüssel zum Mittelmeer.
¡103. Gibraltar.
Diesen Namen führt eine Meerenge, eine Stadt und eine Felsenfeste, die alle-
sammt im Süden von Spanien bei einander gelegen sind.
Die Meerenge von Gibraltar ist der Verbindungsweg zwischen dem atlantischen
und mittelländischen Meere; ihre durchschnittliche Breite beträgt nur 2 Meilen. Zwei
Felsen, die Säulen des Herkules der Alten, einer auf Afrika's Küste, Ceuta ge¬
nannt, der andere an Spaniens Gestade, Gibraltar geheißen, bilden das Thor
und den Schlüssel des mittelländischen Meeres, unter welchen sich hier ein Felsen¬
gurt hinzieht, der Europa mit Afrika verbindet. In alten Zeiten hieß dieser Punkt
Heraklea; woher der Name Gibraltar gekommen, ist ungewiß; nach Einigen soll es
Giebel-Thor heißen, nach Andern Dschebel el Taric, Berg des Taric, weil der tapfere
arabische Feldherr hier 714 mit seinen Mauren landete.
Es möchte kaum noch eine zweite Stelle auf der Erde von so großartiger land¬
schaftlicher Schönheit geben, als hier an diesem kolossalen Felsenthore. So berichtet
ein Reisender, der von Kadix her jüngst die Meerenge passirte.
Hinter dem Mastenwalde in der Bai von Gibraltar erhebt sich die Stadt
Gibraltar, amphitheatralisch an den Felsen hingebaut; die Häuser sind dunkel¬
farbig, meist schlecht gebaut und gewähren einen düstern Anblick. Dabei ist es
todt in der Stadt, was um so unbegreiflicher erscheint, als sie im Mittelpunkte
oes spanisch-andalusischen Lebens, zwischen Cadix, Sevilla, Cordova, Granada,
gegenüber dem poetischen Maurenlande ist. Auf den Straßen herrscht eine drückende
Leere; selten sieht man einen Mauren in seiner malerischen Tracht, den lan¬
gen weißen Burnus über den seidenen Gewändern, mit schönem gelben, arabisch¬
ernsten Gesichte.
Hinter der Stadt erhebt sich in riesenhaften malerischen Verhältnissen, in einer
einzigen Masse aufsteigend, der Felsen von Gibraltar, das alte Calpe. Nach Osten
zu stürzt er fast senkrecht ins Meer, ein 1200 Fuß hohes Vorgebirge bildend; seine
Abdachungen nach Süden und Westen sind sanfter; gegen Norden, wo die Fels¬
wände gleich riesenhaften Mauern aufsteigen, hängt er mit Spanien durch eine
schmale Landzunge zusammen, ein neutraler Grund, der ganz flach und eben nur
wenige Fuß über dem Meere erhaben liegt. Sehr leicht wäre es, diesen Isthmus
vermittelst eines Canals zu durchschneiden und so Gibraltar zu einer Insel zu
machen, wodurch die von Malaga kommenden Schiffe das Vorgebirge nicht zu um¬
schiffen brauchten, was bei stürmischem Wetter gefährlich ist.
Der Felsenriese hat die Gestalt eines ruhenden Löwen. Auf der äußersten Spitze
seines Rückens steht der alte von Taric erbaute Saracenenthurm, daneben das eng¬
lische Wachthaus mit seinein Signalmaste, an dem große schwarze Kugeln verkünden,
daß am fernen Horizont im Osten oder Westen Schiffe erscheinen. Hoch oben aber
flattert die Fahne Englands, anzeigend, daß sie es ist, welche hier am Eingänge des
Mittelmeeres drohend Wache hält.
Drei Galerieen mit 120 Geschützen sind übereinander in diesem Felsen angelegt,
von denen die unterste 400 Fuß über der Stadt beginnt. Die ganze dem Meere
zugewendete Seite hat aber mit den zahlreichen Außenbatterieen über 600 Geschütze,
die meisten von schwerem Kaliber. Beim Austritt aus der obersten 1000 Fuß hoch
gelegenen Gallerie geht oder reitet man noch 200 Fuß hoch bis auf die Spitze des
Felsens zum Wachthause, wo eine kleine Restauration ist und man sich Andenken
aus den agatähnlichen Steinen der Michaelshöhle kauft, die im südlichen Theile des
Felsens liegt und viele Tropfsteingebilde enthält. Im Hintergründe dieser merk¬
würdigen Höhle ist ein steil abfallender Felsengang, dessen Ende und Tiefe noch