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ist die Entstehungsart der Moore, die im Böhmerwalde Auen und Filze, in seinem
nördlichen Theile auch Lohen genannt werden.
Die Bevölkerung des Böhmerwaldes weiß aus ihren Mooren noch keinen Nutzen
zu ziehen.
Die meisten Spitzen des südlichen Theiles des Böhmerwaldes gewähren pracht¬
volle Fernsichten, hier und da bis zum Dachstein der Alpen reichend. Mit den
Seen dieser Hochgebirge macht sich die Sage viel zu schaffen. Alle beherbergen neben
ihren Seerosen lind Forellen Seejungfern und sind Wettermacher. Steht über
ihnen nur die kleinste Wolke, so wird schlechtes Wetter. Zu den schönsten und auch
kulturhistorisch merkwürdigen Gegenden des Waldes zählt das Gebiet der //könig¬
lichen Freibauern der Waldhwozd" oder der nördlichste Gebirgszug in dem südlichen
Haupttheile des Böhmerwaldes. Hier wohnen auf großen Höfen Freibauern, deren
Reichthum von uralten Privilegien und Begünstigungen datirt, welche erst die
neueste Zeit aufgehoben hat. Auch daß Gebirge nimmt in der Waldhwozd plötzlich
einen andern Charakter an und zeigt mit seinen scharfen Felskämmen, deren hoch¬
ragende Spitzen und Zacken Alles weithin mit mächtigen Trümmern bedecken, alpine
Formen. Romantische, tiefdunkele Seen. die von schattigen Felsspitzen beschattet
ihre schäumenden Gewässer durch tief eingerissene Rinnen in's Land schicken, ver¬
mehren den Eindruck, Der ganze übrige Böbmerwald charakteristrt sich durch
schwarzblaue Waldmassen, durch langgezogene Bergrücken, durch gewaltige runde
Kuppen, durch „riesenhafte dunkle Bergeswogen, in denen unsäglich viel Liebes und
Wehmüthiges liegt."
130. Das Rirsrnflelrirge.
Das Riesengebirge ist ein Theil der Sudeten, die sich von Südost nach Nord¬
west, von der Oderquelle bis zum Elbdurchbrucbe in Sachsen, in einer Erstreckung
von 42 Meilen hinziehen. Diese Lage hat auch das Riesengebirge, worunter man
im engsten Sinne' den etwa 5 Meilen langen und 3 Mellen breiten Gebirgszug
von der Boberquelle bis zur Zacken- und Jserquelle versteht.
Das Riesengebirge besteht aus 2 Ketten, die nördliche ist der schlesische Kamm;
südlich nicht weit von ihm entfernt ziesst sich parallel und fast eben so hoch der
böhmische Kamm hin. ' - ' , ■
Betrachten wir das Riesengebirge im Hinblick auf die andern Mittelgebirge
Deutschlands, so müssen wir ihm fast in jeder Hinsicht den Vorrang zugestehen.
Denn wenn es auch nicht die malerischen Kegelformen einiger andern Mittel¬
gebirge, z. B. der Trappgebirge an der Elbe und an dem Rhein auszuweisen hat;
wenn es noch weniger mit den himinelanragenden Hörnern, Zacken und Nadeln
der Alpen prangt und keine Gipfel init ewigem Schnee trägt, — indem seiner
Höhe bis zur Schneelinie noch an 1000 Fuß fehlen, — so entfaltet es dennoch
jenen andern Mittelgebirgen gegenüber, die durchschnittlich fast nichts als einför¬
mige, sanfte wellenförmige, mit Wäldern bewachsene Bergrücken zeigen, einen
Reichthum von großartigen Naturformen, die ihm wohl ein Recht auf den Namen
eines alpiniscben Hochgebirges geben. Die vielen kahlen Gipfel und Rücken ver¬
leihen ihm ein ehrwürdiges Aussehen, und wenn an seinem Nordabhange der
Schnee stellenweise noch auf die blühenden Bäume und Saaten herabblickt, so ge¬
mahnt uns auch dies a» die Alpcnnatur. Dringen wir aber erst in das Gebirge
selbst ein, klimmen wir seine steilen Abhänge hinan, besteigen wir die jäh aufstre¬
benden Felsenmauern, klettern wir in seine dunkeln Gründe und Klüfte hinab,
wandern wir über Meere von Felsentrümmern, erblicken wir Gebirgswässer in
rasender Eile Hunderte von Fußen in die Tiefe hinabstürzen, hören wir von
Schneestürzen und Wolkenbrüchen, welche die Bewohner des Hochgebirges zuweilen
in Schrecken setzen: — daun zweifeln wir nicht länger an der alpinischen Natur
des Riesengebirges, dann räumen wir ihm gern den ersten Platz unter den deutschen
Mittelgebirgen ein.
Aber auch das Wasser trägt zur Vermehrung der Reize deß Riesengebirges
bei. Besonders auffallend sind der schon erwähnte große und kleine Teich, die beide
von einer Menge Wasseradern gespeist werden und ihre Wässer in die Lomnitz
ergießen, welche in den Bober mündet. Unter den vielen Kaskaden und Wasserfällen
des Riesengebirges zeichnen sich besonders der 200' tiefe Elbfall, der ZackenfaU mit
80, der Kochelfall mit 32, der wasserarme Lomnitzfall mit 200 Fuß aus.
Das Klima deß Gebirges ist nicht mild, sondern eher rauh zu nennen. Die