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Geviertmeilen, die Küstenlänge 267 geographische Meilen, wovon 120 Oesterreich
(Jllvrien, Dalmatien rc), 75 Neapel, 38 dem Kirchenstaate und 34 der Türkei
gehören. Die östliche Küste ist hoch und felsig und das Wasser daselbst tief, aber
wegen der zahlreichen Inseln und Klippen gefährlich, und wegen Mangels an süßem
Wasser sind die sonst vorzüglichen Häfen daselbst nicht vortheilhaft. Die Westküste
ist niedrig und das Wasser seicht? Im adriatischen Meere herrschen gewöhnlich
Nordost-, Nordnordost- und Ostnordostwinde, und die Bora, ein winterlicher Nordost¬
wind, der gewöhnlich 3 Tage anhält, ist der Schifffahrt gefährlich, weniger wegen
ihrer Heftigkeit, als wegen der zahlreichen, schnell über einander stürzenden Wogen,
die sie verursacht. Sobald die Bora weht, besonders iiw Meerbusen von Ouarnero,
müssen die Schisser einen Hafen oder guten Ankerplatz zn erreichen suchen, wozu
aber nur die Oftküste geeignet ist, indem die Westküste' keinen sicheren Zufluchtsort
besitzt. Der ebenfalls gefährliche Sirocco bringt meistens Regen. Man hat im
adriatischen Meere bemerkt, daß das Wasser bei Corfú in das Meer strömt, bis zur
Insel Premuda an der Ostküste heraufzieht und an der italienischen Küste zurückkehrt.
Der Unterschied von Ebbe und Fluth im adriatischen Meere ist etwa I bis 4 Fuß,
am höchsten steigt die Fluth bei anhaltendem Südwestwinde. Unter den das adria¬
tische Meer nährenden Flüssen sind der Po, die Etsch und der Isonzo die bedeu¬
tendsten; im Ganzen ist das Flußgebiet dieses Meeres klein, da die Appenincn im
Westen, die diuarischen Alpen im Osten ziemlich dicht an den Strand sich drängen,
und nur im Nordwesten der Alpenbogen weiter zurücktritt. Hier ist auch die Küste
flach. Die westliche Seite hat außer dein Golf von Manfredonia keinen bedeutenden
Busen. An der Ostküste dagegen finden sich zahlreiche Einschnitte, unter denen die
beträchtlichsten sind: an der Küste von Jllyrien der Busen von Triest, dann östlich
von Istrien der Busen von Ouarnero und zwischen der Insel Cherso und Dalmatien
der Ouarnerolo, ferner der große, durch die Halbinsel Sabioncello gebildete Busen
von Cattaro, Drino, Durazzo, Ballona. InHeigentlichen adriatischen Meere liegen
längs der istrischen Küste verschiedene kleine Inseln, von welchen die Brionen die
größten sind, im Golf von Ouarnero aber, außer zahlreichen kleineren, die großen
Inseln Veglia, Cherso, Lussin, Unie, Sansego, Pietro di Nembi, Terstenich, Levrera,
Candióle, Plaunich und Pervichio. So inselreich die Ostküste ist, so arm ist daran
der Westrand. Nur die Lagunen von Venedig und Commacchio, sowie südlich die
kleinen vulkanischen Tremiti-Jnseln sind bemerkenswerth. Die Ostseite ist zur Schiff¬
fahrt geeigneter, als die westliche Seite, obgleich dort die Wogen heftiger branden,
da die vielen Einschnitte und Eilande den Schiffen hinlänglich Schutz gewähren,
und die hohen dinarischen Alpen die Südoststürme abhalten. Auf der Landspitze bei
Salvore, beim Eingänge in den Meerbusen von Triest, steht ein Leuchtthurm. Der
beträchtlichste Handelshafen des adriatischen Meeres und der österreichischen Monarchie
ist Triest, jetzt weit wichtiger, als das sonst so große und berühmte Venedig.
Triest, an die Steilkante des Karstgebirges geheftet, vermittelt den Verkehr Deutsch¬
lands mit den Völkerschaften des Mittelmeereß und mit der entlegenen Levante.
Dem Triester Handel und der erhöhten Bedeutung des adriatischen Meeres als
Verkehrsstraße kam die neuere Civilisirung Aegyptens, die Verbesserung der Schifffahrt
auf dem rothen Meere, die Erfindung der Eisenbahnen re. zu Statten. Vorzüglich
aber trug zur Hebung des Triester Handels die merkwürdige Erscheinung bei, daß
seit Erfindung der Dampfschifffahrt der Handel seine uralten Straßen wieder aufzu¬
suchen begann. In dieser Beziehung scheint es fast, Triest habe die Aussicht, das
für Venedig vor Jahrhunderten verloren gegangene Erbe anzutreten. Die Landenge
von Suez und die Umgebungen von Trapezunt am schwarzen Meere rücken mehr
und mehr in die ihnen früher zu Theil gewordene Bedeutung ein. Bevor der Weg
-mm das Vorgebirge der guten Hoffnung entdeckt war,, strömte von diesen beiden
Punkten aus der Donau und dem adriatischen Meere das regeste Leben zu. Nach
Trapezunt hatten die persischen Karawanen und nach Aegypten die arabischen Schisse
die Waaren Ostindiens geführt. Die venetianischen Frachtschiffe brachten sie ans
diesen östlichen Winkeln des schwarzen und des mittelländischen Meeres nach den
Gegenden in der Nähe des Donaugebietes, und ein großer Theil dieser Waaren
wurde dann auf der Donau weiter nach Norden und Westen befördert, während
das Meiste nach Venedig ging und von dort aus weiter umgesetzt wurde. Von den
4 großen Handelsflotten, welche die venetianische Republik alljährlich unter der
Begleitung ihrer Handelsgaleeren aussandte, ging die erste nach dem schwarzen Meere;
d:e zweite steuerte nach Aegypten und nahm die aus dem rothen Meere kommenden
Waaren in Empfang. Diese Hanoelswege kamen außer Gebrauch durch die
Ulrici. Dic Eide. (3. tlufl.)