209 
Geviertmeilen, die Küstenlänge 267 geographische Meilen, wovon 120 Oesterreich 
(Jllvrien, Dalmatien rc), 75 Neapel, 38 dem Kirchenstaate und 34 der Türkei 
gehören. Die östliche Küste ist hoch und felsig und das Wasser daselbst tief, aber 
wegen der zahlreichen Inseln und Klippen gefährlich, und wegen Mangels an süßem 
Wasser sind die sonst vorzüglichen Häfen daselbst nicht vortheilhaft. Die Westküste 
ist niedrig und das Wasser seicht? Im adriatischen Meere herrschen gewöhnlich 
Nordost-, Nordnordost- und Ostnordostwinde, und die Bora, ein winterlicher Nordost¬ 
wind, der gewöhnlich 3 Tage anhält, ist der Schifffahrt gefährlich, weniger wegen 
ihrer Heftigkeit, als wegen der zahlreichen, schnell über einander stürzenden Wogen, 
die sie verursacht. Sobald die Bora weht, besonders iiw Meerbusen von Ouarnero, 
müssen die Schisser einen Hafen oder guten Ankerplatz zn erreichen suchen, wozu 
aber nur die Oftküste geeignet ist, indem die Westküste' keinen sicheren Zufluchtsort 
besitzt. Der ebenfalls gefährliche Sirocco bringt meistens Regen. Man hat im 
adriatischen Meere bemerkt, daß das Wasser bei Corfú in das Meer strömt, bis zur 
Insel Premuda an der Ostküste heraufzieht und an der italienischen Küste zurückkehrt. 
Der Unterschied von Ebbe und Fluth im adriatischen Meere ist etwa I bis 4 Fuß, 
am höchsten steigt die Fluth bei anhaltendem Südwestwinde. Unter den das adria¬ 
tische Meer nährenden Flüssen sind der Po, die Etsch und der Isonzo die bedeu¬ 
tendsten; im Ganzen ist das Flußgebiet dieses Meeres klein, da die Appenincn im 
Westen, die diuarischen Alpen im Osten ziemlich dicht an den Strand sich drängen, 
und nur im Nordwesten der Alpenbogen weiter zurücktritt. Hier ist auch die Küste 
flach. Die westliche Seite hat außer dein Golf von Manfredonia keinen bedeutenden 
Busen. An der Ostküste dagegen finden sich zahlreiche Einschnitte, unter denen die 
beträchtlichsten sind: an der Küste von Jllyrien der Busen von Triest, dann östlich 
von Istrien der Busen von Ouarnero und zwischen der Insel Cherso und Dalmatien 
der Ouarnerolo, ferner der große, durch die Halbinsel Sabioncello gebildete Busen 
von Cattaro, Drino, Durazzo, Ballona. InHeigentlichen adriatischen Meere liegen 
längs der istrischen Küste verschiedene kleine Inseln, von welchen die Brionen die 
größten sind, im Golf von Ouarnero aber, außer zahlreichen kleineren, die großen 
Inseln Veglia, Cherso, Lussin, Unie, Sansego, Pietro di Nembi, Terstenich, Levrera, 
Candióle, Plaunich und Pervichio. So inselreich die Ostküste ist, so arm ist daran 
der Westrand. Nur die Lagunen von Venedig und Commacchio, sowie südlich die 
kleinen vulkanischen Tremiti-Jnseln sind bemerkenswerth. Die Ostseite ist zur Schiff¬ 
fahrt geeigneter, als die westliche Seite, obgleich dort die Wogen heftiger branden, 
da die vielen Einschnitte und Eilande den Schiffen hinlänglich Schutz gewähren, 
und die hohen dinarischen Alpen die Südoststürme abhalten. Auf der Landspitze bei 
Salvore, beim Eingänge in den Meerbusen von Triest, steht ein Leuchtthurm. Der 
beträchtlichste Handelshafen des adriatischen Meeres und der österreichischen Monarchie 
ist Triest, jetzt weit wichtiger, als das sonst so große und berühmte Venedig. 
Triest, an die Steilkante des Karstgebirges geheftet, vermittelt den Verkehr Deutsch¬ 
lands mit den Völkerschaften des Mittelmeereß und mit der entlegenen Levante. 
Dem Triester Handel und der erhöhten Bedeutung des adriatischen Meeres als 
Verkehrsstraße kam die neuere Civilisirung Aegyptens, die Verbesserung der Schifffahrt 
auf dem rothen Meere, die Erfindung der Eisenbahnen re. zu Statten. Vorzüglich 
aber trug zur Hebung des Triester Handels die merkwürdige Erscheinung bei, daß 
seit Erfindung der Dampfschifffahrt der Handel seine uralten Straßen wieder aufzu¬ 
suchen begann. In dieser Beziehung scheint es fast, Triest habe die Aussicht, das 
für Venedig vor Jahrhunderten verloren gegangene Erbe anzutreten. Die Landenge 
von Suez und die Umgebungen von Trapezunt am schwarzen Meere rücken mehr 
und mehr in die ihnen früher zu Theil gewordene Bedeutung ein. Bevor der Weg 
-mm das Vorgebirge der guten Hoffnung entdeckt war,, strömte von diesen beiden 
Punkten aus der Donau und dem adriatischen Meere das regeste Leben zu. Nach 
Trapezunt hatten die persischen Karawanen und nach Aegypten die arabischen Schisse 
die Waaren Ostindiens geführt. Die venetianischen Frachtschiffe brachten sie ans 
diesen östlichen Winkeln des schwarzen und des mittelländischen Meeres nach den 
Gegenden in der Nähe des Donaugebietes, und ein großer Theil dieser Waaren 
wurde dann auf der Donau weiter nach Norden und Westen befördert, während 
das Meiste nach Venedig ging und von dort aus weiter umgesetzt wurde. Von den 
4 großen Handelsflotten, welche die venetianische Republik alljährlich unter der 
Begleitung ihrer Handelsgaleeren aussandte, ging die erste nach dem schwarzen Meere; 
d:e zweite steuerte nach Aegypten und nahm die aus dem rothen Meere kommenden 
Waaren in Empfang. Diese Hanoelswege kamen außer Gebrauch durch die 
Ulrici. Dic Eide. (3. tlufl.)
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.