Object: Geschichte des Mittelalters (Teil 2)

§. 3. Die Schlacht im Teutoburger Walde 9 n. Chr. 21 
einwärts zu locken und durch freundliches Benehmen in dem Wahne 
zu bestärken, daß seine Befehle überall gut aufgenommen würden. 
Varus hielt sich für sicher und schickte auf Hermanns und Sigis- 
mars Rat seine Truppen bald gegen Nachbarvölker, bald gegen Räuber, 
um die Zufuhr zu sichern. Unterdessen verständigte sich Hermann 
mit mehreren deutschen Stämmen. Als alles vorbereitet war, traf 
unerwartet bei Varus die Nachricht ein, es hätten sich einige entfernt 
wohnende Stämme empört. Varus gebot sofort den deutschen Fürsten, 
sich zu rüsten und ihn zu begleiten. Auch Hermann und Sigismar 
folgten ihm, entfernten sich aber dann wieder unter dem Vorwande, 
noch weitere Hilfe zu holen. 
Die Schlacht im Teutoburger Walde 9 n. Chr. Varus 
war trotz der Warnungen des Segest und anderer ihm treuergebener 
Fürsten sorglos bis zum Teutoburger Walde gelangt. Hier war der 
Marsch selbst in ruhigen Zeiten nicht ohne Mühe und Gefahr, und 
die Soldaten mußten sich mit Axt und Schaufel durch Wald und 
Sumpf Bahn machen. Jetzt gerieten die Römer plötzlich in eine 
furchtbare Lage. Mitten in Gebirgsschluchten, von dichtem Urwald 
umgeben, durch Wagen, Lasttiere, Weiber und Kinder, durch heftige 
Regengüsse und tobende Stürme, durch krachende Äste, stürzende Bäume, 
schlüpfrigen Weg und lauernden Verrat im Vorwärtsgehen aufgehalten, 
des Weges unkundig — sahen sie sich von allen Seiten von Feinden 
umringt, welche unter Hermanns Führung von den Höhen herab 
und durch dichtes Gehölz gegen sie vordrangen. Die Römer erlitten 
große Verluste und die Zahl der Feinde wuchs stündlich. Doch es 
gelang ihnen am ersten Abend noch, ein festes Lager aufzuschlagen, 
und Varus ließ die Wagen und das entbehrliche Geräte verbrennen; er 
konnte auch am folgenden Tage seinen Marsch noch fortfetzen und das 
dichtbewaldete, sumpfige Thal der Berlebecke unweit Detmold erreichen. 
Hier wurde es aber auf einmal hinter jeder Staude lebendig, jeder 
Baum schien feindliche Pfeile auf die Römer herabzuschütteln, der 
Sturm heulte, der Regen goß in Strömen — da sahen die Führer 
keine Möglichkeit, den Feinden zu entrinnen, und stürzten sich, nach 
dem Beispiele des Varus, in das eigene Schwert; die drei römischen 
Legionen wurden überwunden und vernichtet. 
Die Gefangenen opferten die Germanen entweder den Göttern 
zum Dank für die errungene Freiheit, oder sie schleppten die Unglück¬ 
lichen zu harter Arbeit in die einzelnen Gaue. Am grausamsten ver¬ 
fuhr man mit den Schreibern und Anwälten, welche den Deutschen 
römisches Recht für das gute vaterländische hatten aufdringen wollen.
	        
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