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flüssigen Metalls. Zuletzt nähert man sich demjenigen Hauptschachte, durch welchen 
das Erz vermittelst einer Tenne aus der senkrechten Tiefe hinausgeschafft wird. Eine 
-weite Tonne dient dem Bergwerkspersenale und den Fremden zum Ausfahren. 
Hier tritt man in die nach öden offene Tonne dmch ein Thürchen; ein Aufseher 
stellt sich an den Rand derselben über den Kopf des Fremden mit ausgespreitzten 
Beinen, schüttelt den herabreichenden Glockenzug und faßt das Seil. Sogleich 
beginnt die Ausfahrt durch den senkrecht ausgezimmerten Schacht. Nach 8 Minuten 
langt nian auf der Oberwelt an, jedoch weit von dem Einfahrtsgebäude Dies 
Bergwerk, zu dessen Entdeckung ein Bauer die zufällige Veranlassung gab, steht seit 
1506 in ordentlichem Baue und liefert jährlich gegen 4000, nach Andern jetzt nur 
1500 Cntr. Quecksilber, den Zinnober, welcher mit dem Quecksilber verbunden zu 
sein Pflegt, ungerechnet. 
147. Die aukerdeutschkn Kroiüändcr der österreichischen Monarchie. 
Zu den außerdeutschen Kronlandern Oesterreichs gehören: Königreich Ungarn, 
Königreich Galizien mit Lodomerien, das Großherzogthum Krakau und die Herzog- 
thümer Auschwitz und Zator, Hcrzogthum Bukowina, Großfürstenthum Sieben¬ 
bürgen, die Königreiche Kroatien und Slavonien, die Woiwodschaft Serbien mit dem 
Temeser Banat, die Militairgrenze, das Königreich Dalmatien und das venetianische 
Königreich. 
Das Königreich Ungarn hält 3265 Q.-M. Die Zahl der Bewohner beträgt 
8% Mill., worunter noch nicht die Hälfte eigentliche Magyaren sind. Sie bewohnen 
die mittleren, ebenen Theile; den Gebirgen sind sie feind. Das alte Nomadenblut 
verleugnet sich noch jetzt nicht in ihrem Widerwillen gegen das Stadtleben und 
Handelsbetrieb, den zahlreiche Juden und Griechen willig übernehmen, in ihrer 
Vorliebe für ihre leichten .Rosse, für ein möglichst ungezwungenes Leben. Ihre 
Nationaltracht hat ein malerisches und kriegerisches Aussehen. Pelzwerk spielt bei 
dem ganzen Kostüm eine große Rolle und wiro Sommer und Winter getragen. — 
Einen großen Theil der Bevölkerung machen Slaven aus, auch Deutsche giebt eS 
über Mill., besonders im W. und iin Ungarischen Erzgebirge; von kleinen Völker¬ 
sippschaften, wie von den Zigeunern, nicht zu reden. Die verschiedenen Stämme 
wohnen oft sehr zerstreut unter einander; über 4 Mill. sind römisch-katholisch, 
2 Mill. protestantisch, die übrigen gehören zur griechisch-katholischen Kirche. — Das 
Königreich zerfällt in 5 Distrikte: Preß bürg, Kaschau, Groß-Wardein, Ofen-Pesth, 
Oecenburg und 45 Komitate oder Gespannschaften. — An der westlichen Eingangs¬ 
pforte, am linken Donauufer, liegt die frühere schöngebautc Hauptstadt Preßburg 
mit 45,000 E. Hier wurde der Reichstag gehalten und der "König, gekrönt. In 
der Ebene von Nieder-Ungarn liegen, ein paar Meilen südlich von der Donau¬ 
beugung, die beiden Städte Ofen (magyarisch Buda) und Pesth sich gegenüber, durch 
eine 1400 Fuß lange Kettenbrücke verbunden. Ofen, die jetzige Hauptstadt und der 
Sitz deß Palatin, liegt auf dem westlichen, hohen, weinreichen Thairande deß 
Stromes und bietet, besonders vom königlichen Schlosse aus, eine weite Aussicht. 
Die Stadt hat nur- 40,000 E. Viel volkreicher ist die Schwesterstadt Pesth 
(106.000 E.), die ganz in der Tiefe liegt und den Ueberschwemmungen Preis 
gegeben ist. Pesth ist eiue regelmäßige und äußerst lebendige Handelsstadt, die sich 
noch immer vergrößert. Doch blüht hier auch eine Universität. In beiden Orten 
leben viele Deutsche. 
Die Königreiche Croatien und Slavonien, zwischen der Drau, der Donau und 
Sau, bilden zusammen ein Kronland, das 333 Q.-M. und 967,000 E. slavischen 
Stammes hat, die überwiegend römisch-katholisch sind. Agram ist die Hauptstadt 
von Croatien (16,000 E.). 
Die Woiwodschaft Serbien mit dem Temeser Banat ist ein neu gebildetes 
Kronland zwischen Donau, Theiß und Marosch, 544 Q -M., 1,574,000 E. Die 
Einwohner sind zum großen Theil serbischen Stammes und zur Hälfte griechischen 
Bekenntnisses. Die Hauptstadt Theresienstadt hat 50,000 E. 
Unter der Militairgrenze, welche 600 Q.-M. und über 1 Mill. E. hat, versteht 
man den breiteren oder schmaleren Landstrich, welcher sich an der ganzen öster¬ 
reichisch-türkischen Grenze (Dalmatien ausgenommen) entlang zieht. "Man unter¬ 
scheidet eine croatisch-slavonische und serbisch-banatische Militairgrenze. Dieser 
ganze Landstrich ist eine Soldatcnkolonie, einzig in ihrer Art. Alle Behörden sind 
militairisch, alle Beamten haben Offiziersrang und Aitel, der gemeine Mann ist
	        
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