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uns ganz in die Enge?zu treiben, rücken noch von zwei anderen Seiten Thiere,
größer als Pferde, auf uns zu, in Gestalt von Schafen und- Schweinen. Das
Wunder wird dadurch noch größer, daß alle die Ungeheuer auf dein Wasser einher¬
gehen und ihre Häupter in den Himmel zu erheben scheinen. Nach überstandener
Angst sehen wir endlich in der Nähe, daß Ockfen-, Sckweine- und Schafheerden
uns erschreckt haben. Solche und eine Menge ähnlicher Bilder umgaukeln den Rei¬
senden auf Niederungs-Ebenen.
Merkwürdig ist auch die Wasserlosigkeit eines großen Theiles dieser Ebenen.
Auf der 23 Meilen weiten Strecke von der Pcsther Gegend bis Szegedin giebt es
kein einziges stießendes Gewässer. Eben so bemerkenswerth ist die Baumlosigkeit
der Pußten. Das Brennmaterial der Pußtenbewohner, deren Güter auch Pußten
heißen, ist Mist, und ihre Häuser bauen sie aus Lehm oder Schilf. Sandstächen
mit Staubwolken, Haidestrecken mit Trappvögeln. Morast mit schwimmendem Rasen,
den Kraniche und Störche und Kiebitze spärlich beleben, weiße ausgetrocknete Seen
mit Sodakrystall überzogen, und Wiesen mit unzähligem schönen Vieh bedeckt: das
sind neben den Lufterscheinungen die Abwechselungen, welche die Pußten bieten.
Einsame Hirtenwohnungen und hier und da aus der Ferne wie Kirchthürme win¬
kende Brunnen sind die einzigen Werke von Menschenhand. Die Straßen in diesen
Pußten sind meist von ungeheuerer Breite; so ist z. B. die von Pesth nach Szegedin
oft 2 bis 3 Meilen breit, wenn man alle die einzelnen Straßenfäden zu ein und
demselben Wege rechnen will. Die Wege von einer Pußte zur andern ändern sich
oft mit jedem Jahre, je nachdem man ein Stück Land eben bebaut oder unbenutzt
liegen läßt. Steine sieht man nirgends, und Kinder, welche daß erste Mal aus der
Pußte heraus in steiniges Land kommen, spielen mit Steinen wie mit Puppen. Die
Wege sind meist schlecht, da es n ckts als Sand, Schlamm, Thon und Sumpf, und
keinen Stein zum Pflastern giebt. Bei feuchtem Wetter kann man daher kaum mit
dem Wagen fortkommen, bei trockenem dagegen schiebt das Fahrzeug auf dem harten
Boden schnell dahin.
Die Hirten Ungarns, diese echten Natursöhne, diese Muster einer unverfälschten
Race, sind der eigentliche Typus des ungarischen Volkes. Ein schöner, kräftiger
Menschenschlag, scheinen sie gefeit gegen jede Krankheit. Die Urkraft, die in ihnen
wohnt, trotzt der sengenden Gluth der brennenden Sonnenstrahlen, wie den eisigen
Herbstnebeln der Pußta, — dafür schauen sie aber auch das erste Morgenroth, und
ihnen leuchten Mond und Sterne wohl am längsten. Einfach wie ihr Kleid ist ihre
Nahrung. Sie kennen kaum eine andere, als Speck und Brod, so wie eine Hose
und ein Hemd von grober Leinwand, darüber die Bunda geworfen, ihre ganze Ver¬
hüllung ausmachen. Sie kennen nichts in der Welt, als die ihnen anvertrauten
Thiere, sie lieben nichts als ihre Pferde, Schafe, Schweine oder Rinder, mit denen
sie sich schon als kleine Jungen beschäftigen. Was unsern Kindern ein Spielzeug
oder ein Bilderbuch, das ist dem 7jährigen Hirten ein junges Schaf oder Fohlen.
Neben der Schweine- und Rindviehzucht spielt die Pferdezucht in Ungarn die bedeu¬
tendste Rolle. Das Steppenpferd >vird nicht so leicht von einem andern an Schnel¬
ligkeit wie an Wildheit übertroffen, gewiß aber erreicht kein Pferdeknecht der Welt
den Csikos an Schlauheit, Ausdauer und Kühnheit. Was der Araber in der Wüste,
ist der Csikos in der Steppe. Er lebt, ißt, trinkt, schläft und stirbt auch manchmal
auf seinem Pferde. Kein Pferd zu besitzen, ist ihm geradezu eine Schande,
so daß er es vorzieht, das erste beste sich lieber anzueignen, als etwa zu Fuße
zu gehen.
'149. Siebenbürgen.
Das Hochland von Siebenbürgen hat die Gestalt eines Vierecks, fällt ostwärts
zum sarmatifchen Tieflande, südwärts zur wallachifchen und westwärts zur nieder¬
ungarischen Tiefebene ab, nordwärts reicht es bis an die Thei.ßquelle und hängt hier
mit den Karpathen zusammen. Cs ist in seinem Innern eben und wird von mehren
Flüssen durchschnitten, die sich theils in die Theiß, theils in das linke Donauufer
ergießen. Ringsum wird es von höheren Randgebirgen eingefaßt, wovon der Ostrand
der höchste ist, denn seine Gipfel, von denen der Budosch die Höhe von 9000 Fuß
erreicht, sind den größten Theil des Jahres mit Schnee bedeckt, und über seine
Kämme führt kein Paß. Der Südrand mit dem 8100 Fußhohen Butschetsch wird
von der Aluta durchbrochen, der Westrand von mehren Flüssen, unter anderen der
Marosch, ebenso auch der Nordrand von der Szamosch.