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Stadt. Der Dom ist in der Form eines Kreuzes erbaut. Die ganze Länge desselben
ist 400 und die größte Breite 231 Fuß. Das Gewölbe tragen 100 Säulen, in
einer -fachen Reihe stehend, wovon die mittleren Säulen gegen 30 Fuß im Umfange
haben. Gleich den Bäumen eines uralten Forstes stehen diese schlanken Säulen
da; nur am höchsten Gipfel sind sie in eine Krone von Aesten gespalten, die sich
mit ihren Nachbarn in spitzen Bogen wölbt, und dem Auge, das ihnen folgen will,
fast unerreichbar ist. Die innere Höhe des Chors beträgt 161 Fuß, und auch das
Mittelschiff der Kirche sollte in dieser Höhe und Form fortgesetzt werden, steht aber
nur bis zur Hälfte seiner Höhe und ist mit Brettern überwölbt. Eben so sind die
beiden Thürme, deren jeder eine Höhe von 500 Fuß erreichen sollte, unvollendet
geblieben; denn der auf der Nordseite stehende Thurm ist nur 20 Fuß hoch und der
an der Südseite kaum bis zur Hälfte seiner Höhe gebracht. Wären beide Thürme
nach dem entworfenen Plane ausgebaut worden, so würden sie noch durch einen
Schwibbogen verbunden worden sein; 3 Thore hätten zu dem Eingänge zwischen
den Thürmen geführt, und das Hauptthor in der Mitte würde dem gewaltigen
Ganzen vollkommen entsprochen haben. Die große Glocke in dem zur südlichen
Seite stehenden Thurme wiegt 225 Centner, gehört also zu den größten in Deutsch¬
land. Zu den vornehmsten Merkwürdigkeiten ist außer den vielen zum Theil aus¬
gezeichneten Grabmälern zu rechnen: Die große Sakristei mit der goldenen Kammer,
welche inehrere Kostbarkeilen, unter anderen den silbernen Sarg des Erzbischofs
Engelbert, ein schönes Kunstwerk, enthält; ferner die Kapelle der heil. 3 Könige,
die berühmteste der 7 Kapellen, welche den Chor umgeben, aus verschiedenen Mar-
mvrarten erbaut, worin als Reliquien die Gebeine der heil. 3 Könige oder Weisen
aus dem Morgenlande und.noch dreier Märtyrer in einem kostbaren, aus Goldblech
gearbeiteten und mit einer Menge von Perlen und Edelsteinen geschmückten Sarge
aufbewahrt werden. Die Häupter der heil. 3 Könige trugen vor der französischen
Revolution ganz goldene, mit Diamanten und Perlen reich geschmückte Kronen,
wovon jede 6 Pfund gewogen haben soll, an der Statt haben sie jetzt 3 vergoldete,
da jene,- so wie auch die schönsten und kostbarsten Edelsteine und Perlen in dem
französischen Kriege abhanden gekommen waren; doch haben die Einwohner Kölns
diesen Verlust durch geschenkten Schmuck wieder zu ersetzen gesucht. Auch an treff¬
lichen Gemälden ist der Dom reich, und wird schon deshalb von Fremden aller
Gegenden und Confessionen besucht.
155. Die Provinzen Sachsen, Brandenburg und Pommern.
Die Provinz Sachsen hat eine sehr unregelmäßige Gestalt. Im S. liegen
der Kreis Schleusin gen und mehr östlich der Kreis Ziegenrück von der Haupt¬
masse getrennt; dagegen dringen andere Theile in die Provinz ein, welche nicht zu
ihr gehören. Der Hauptfluß der Provinz ist die Elbe, welche dieselbe von SO.
nach NW. durchstießt. Der Bodengestalt nach gehört die Provinz im S. und W.
zum Berglande, der ganze übrige Theil ist eine hochliegende, ziemlich flache Ebene.
Sachsen ist im Allgemeinen eine fruchtbare und gesegnete Provinz; denn außer den
Produkten des Pflanzenreiches: Getreide aller Art, Flachs, Obst und Wein, liefert
der Boden an Mineralien: Kupfer, Silber, Eisen, Salz, Steinkohlen rc. Aus dem
im Mansfelder Kreise gewonnenen Silber werden preußische Thaler geprägt, welche
die Aufschrift tragen: „Segen des Mansfelder Bergbaues/' Und diese so reich
gesegnete Provinz ist von fleißigen Menschen bewohnt und mit blühenden Städten
überstreut, von welchen viele im höchsten Alterthume erbaut sind. Die Größe der
Provinz Sachsen beträgt 461 Q.-M, die Einwohnerzahl 1,700,000. Die Haupt¬
stadt .der Provinz ist Magdeburg. Sie liegt in einer sehr fruchtbaren Ebene, ist
der Sitz der höchsten Provinzialbehörden und hat über 82,000 E. Halle hat
36,000 E., Erfurt 33,000 E. Wichtige Städte sind ferner: Halberstadt,
Quedlinburg, Burg, Naumburg, Nordhausens Merseburg, Zeitz, Wittenberg. Auch
ist kaum eine Provinz so reich an Begebenheiten aus der Kriegsgeschichte, als die
Ebenen an der Elbe und Saale, denn hier wurden die meisten Schlachten im
30jährigen und 7jährigen Kriege, so wie in den französischen Kriegen bis 1814
geschlagen.
Die Provinz Brandenburg ist in 2 Regierungsbezirke, Potsdam und
Frankfurt a. d. O., eingetheilt. Schönheiten der Natur sind in dieser fast ganz
flachen, sandigen Provinz nicht zu finden. Wenn der Fleiß der Menschen den Boden
nicht verbessert hatte,' so würde nran nichts sehen, als Haideflächen mit buschigen