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im Sommer ohne Strümpfe mit einem kleinen Ueberrocke auf dem Boden herum,
wodurch sie sich allerdings abhärten; der Sand ist ihr Hauptspielzeug. Da die
Schulen auch meist schlecht beschaffen sind und nicht so viel Stunden besucht werden,
wie in Schlesien, Sachsen rc., so sieht es um die Geistesbildung nicht son¬
derlich aus. Der Religion nach sind die meisten Pommern evangelisch.
Während in Thüringen, Sachsen rc. Stadt- und Landbewohner dieselbe Sprache
reden, ist in Pommern Stadt und Land durch die hoch- und plattdeutsche Sprache
getrennt. Das pommersche Hochdeutsch verkürzt und verkümmert die Endsilben und
Diphthongen. Man sagt ick (ich), wat so ick (was soll ich), weeß nich (weiß nicht).
Das Plattdeutsch ist so abweichend von der hochdeutschen Sprache, daß der Pommer
diese kaum versteht. Richter, aus fremden Provinzen nach Pommern versetzt, können
sich den Bauern sehr schwer verständlich machen, und von der hochdeutschen Predigt
merkt sich der Dorfbewohner meist nur die angeführten Bibelsprüche und die hand¬
greiflichsten Bilder; die Sprache mit gelehrten Ausdrücken geht über seinen Gesichts¬
kreis. Das Plattdeutsche ist nach der Scheidung der Provinzen in Vor- und Hinter¬
pommern verschieden, auch nach den Flußgrenzen, selbst nach Dörfern. Auf Rügen
und Neupommern bis zur Peene spricht Jeder ohne Ausnahme wie in Mecklenburg,
am liebsten Platt, aber dieses Platt ist rund, leicht, behend, traulich und gemüthlich,
während das hinterpommersche Platt breit, gedehnt, voll und träge klingt; in jenem
arbeiten Zunge und Lippe, in diesem Brust, Kehle und Kinnbacken. Der Borpommer
sagt: de, Pierd, Steen, Koh, klock; der Hmterpo»»»ner: bei, Peird, Steihn, Kauh,
klauk (der, Pferd, Stein, Kuh, klug).
Die bäuerlichen Eltern treten ihren Hof gewöhnlich schon bei guten Jahren an
den ältesten Sohn oder Schwiegersohn ab und beschließen ihre Tage im Speicher
(Spinker), einer zum Bauernhöfe gehörigen kleinen Wohnung. Da sie ein nicht
unbedeutendes Deputat an Korn, Holz. Flachs und baarem Gelde erhalten, leben
sie meist ihren Kindern zu lange, was ein schlechter Zug im Charakter des
Bauern ist.
157. Rügen.
Die Insel Rügen ist 18 Q.-M. groß und nur eine halbe Stunde vom Lande
entfernt; das Meer hat sich vielfach hineingebuchtet und dadurch größere und kleine
Halbinseln gebildet, die zuweilen nur durch schmale Landengen im Zusammenhange
stehen. Einige Theile der Insel haben sumpfige Stellen und Ueberfluß an Sand
und Feuersteinen, andere freuen sich schöngestalteter Felsen, grüner Hügel und
lachender Fluren, vorzüglich die Halbinsel Jasmund und Wittow. Da nährt sich
der Bauer reichlich durch Ackerbau, Viehzucht und Fischerei. Auf der ganzen Insel
zählt man 27,000 E. Der nördlichste Punkt der Insel und Deutschlands ist das
Vorgebirge Arkona aus Wittow, nur von 2000 Fuß Höhe, aber von herrlicher
Aussicht und dem Freunde der Völkergeschichte wichtig, da hier im Mittelalter eine
Veste der Wenden und der Tenrpel ihres Lichtgottes Swantewit stand. Noch sieht
nian Ueberreste des Walles. Höher als der Hügel Arkona's erhebt sich auf der
Halbinsel Jasmund der Stubbenitz. Bestandtheil dieses Gebirges ist Kreidefels mit
Feuersteinen gemischt, der aber zum Schreiben nicht tauglich ist; ein 2 Meilen
langer stattlicher Buchenwald überdeckt seine östliche Hälfte. Hat man ihn durch¬
schritten, so steht man plötzlich auf einem Vorsprunge des Berges, der an 2 Seiten
steil 380 Fuß tief abfällt. Nur dumpf hört man das Brausen des Meeres herauf-
lönen. Dieser steile Abschnitt heißt Stubbenkammer. Rückwärts zieht sich der Fels
noch hinauf zum Königstuhl, dem obersten Platze der Stubbenitz, 531 Fuß über der
Meeresfläche. Da die Wellen des Meeres unaufhörlich rauschen und branden, so
wird immer mehr vom Fuße des Felsens abgespült; man sieht es an der milchigen
Farbe des Wassers, »vorin die Kreide sich auflöst, »nährend die Feuersteine sich in
Bänken am Strande aufhäufen. Auf dein Rückwege durch den Buchenwald hat der
Wanderer noch den „schwarzen See" zu beachten, in dessen Wasser, sich die beschat¬
tenden Buchen und Ueberreste eines Erdrvalles spiegeln, der vor Zeiten den See
umgeben hat. Man meint, hier sei, lange bevor Wenden auf die Insel kainen, die
alldeutsche Göttin Hertha verehrt »vorden. In anderen Gegenden Rügens giebt es
ebenfalls Alterthümer, z. B. zwischen Jasinund uno der Stadt Bergen, wo in öder
Haide sich Hünengräber vorfinden, »vie in Holstein Auf einer andern Stelle wird
ein großer Granitblock gezeigt init künstlichen Vertiefungen; er soll in heidnischer