Der Befreiungskrieg im Jahre 1813.
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erleben zu dürfen. An seine Stelle trat als Generalquartiermeister
Gneisenau.
Inzwischen waren die Verbündeten bei Bautzen am rechten Bautzen
Spreeufer dem Jeind zum zweiten Male entgegengetreten; sie zählten 20 ^ ^
90 000, die Franzosen über 150 000 Mann. Wieder siegte Napo-
leon, doch erst nach schwerem Kampfe und unter großen Verlusten;
die Verbündeten brachen die Schlacht ab und zogen sich zurück, ohne
ein Geschütz oder Gefangene einzubüßen. Die Lage war trotzdem
bedenklich. Schon besetzten die feindlichen Truppen einen Teil
Schlesiens; schon rieten hohe russische Offiziere dem Kaiser Alexander,
sein Heer nach Polen zurückzuführen. Da bot Napoleon selbst einen
Waffenstillstand an; er wollte seine Armee verstärken, zumal Waffcnsiill-
im Hinblick auf die Haltung Österreichs, dem er nicht traute. Die ftanb'
Verbündeten nahmen den Waffenstillstand cm; auch sie gedachten in
der Zeit der Waffenruhe ihre Rüstungen zu vollenden und hofften
zugleich, daß jetzt Osterreich ihrem Bunde beitreten würde. Während
der Waffenruhe ließ Napoleon das L ü tz o w s ch e F r e i k o r p s, das
im Rücken seiner Truppen stand, bei Kitzen in der Gegend von Lützen
gegen das Völkerrecht überfallen und zum Teil niedermachen.
Auf Einladung Österreichs, welches seine Dienste für die Ver-
Mittelung des Friedens anbot, traten jetzt in Prag Abgeordnete
der kriegführenden Mächte zu einem Kongreß zusammen, der über Friedens-
einen allgemeinen Frieden verhandeln sollte. Aber infolge der Hart- £on9reB'
näckigkeit Napoleons verlief er ohne jedes Ergebnis. Als er im
August geschlossen wurde, schloß sich Ost er reich den Verbündeten
an und erklärte an Frankreich den Krieg.
§ 234- Der Herbstfeldzug. Unterdessen kamen auch die Bündnisse Die
mit England und Schweden zustande, so daß nunmehr sünf $ llbni^e'
Mächte gegen Napoleon vereinigt waren. England unterstützte,
abgesehen davon, daß es in Spanien ein Heer hatte, die Verbündeten
mit Geld. Schweden, dessen Stände den französischen Marschall
Bernadotte zum Kronprinzen gewählt hatten, war dem Bunde
ui der Hoffnung beigetreten, den Dänen Norwegen zu entreißen.
Die Verbündeten hatten im ganzen gegen 500 000 Mann unter
Waffen. Davon wurde fast die Hälfte, Österreicher, Russen
und Preußen, unter dem Namen der böhmischen Armee oder Die Armeen
Hauptarmee in Böhmen aufgestellt; hier befanden sich die drei Mon-
archen; den Oberbefehl führte der österreichische Feldmarschall Fürst
S ch Warzenberg. Die schlesis che Armee war etwa 100 000
Mann stark und wurde von Blücher geführt, dessen General-
quartiermeister Gneisenau blieb. Fast zwei Drittel der Armee
waren Russen; etwas mehr als ein Drittel machten die Preußen aus,
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte II. 5. Aufl. jq