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die er zur Bekanntmachung, um dadurch zu nützen, bestimmt hatte. Durch
diese Schrift sind uns also ganz eigentlich die Gesinnungen und Vorsätze
dargelegt, mit denen Friedrich seine Regierung angetreten hat. „Nicht um
der Regenten wiM sind die Völker, sondern jene um dieser willen vor-
Händen. — Die Könige sind die ersten Diener der Staaten und von jeder
Verwendung ihrer Kräfte und ihrer Zeit Rechenschaft schuldig. — Kein
anderes Vergnügen, welches es sei, keine Befriedigung irgend einer Leiden-
schaft, kann den Regenten je so glücklich machen, als das Bewußtsein,
seine Pflichten möglichst vollkommen erfüllt zu haben; seine Thätigkeit muß
unablässig auf dieses Ziel gerichtet sein. Wer sein Glück in irgend etwas
anderem finden kann, ist unwerth, auf der hohen Stelle des Oberhauptes
eines Volkes stehen. — Nichts in der Welt vermag einen Staat blühend
und mächtig zu machen, als wenn alle seine Glieder sich bei ihrem Eigen-
thum vollkommen sicher und gegen jeden Druck geschützt wissen und in
allen ihren Handlungen, die dem gemeinen Wohl nicht widersprechen, der
unbeschränktesten Freiheit genießen; wenn jeder einzelne alle seine Rechte
geltend machen kann. Nur bei Unterthanen, die diese Folgen einer wohl-
geordneten bürgerlichen Gesellschaft wirklich genießen, ist wahre Anhäng-
lichkeit an den Regenten, ist Vaterlandsliebe und Bereitwilligkeit, derselben
alles, auch das Leben zu opfern, denkbar."
Teit der Aussöhnung Friedrich's mit seinem Vater, besonders seit er
(1733) sich nach des Vaters Willen mit einer braunschweigischen Prinzessin,
Elisabeth Christine, vermählt hatte, wurde sein Leben, wie wir bereits
bemerkten, ruhiger und heiter. Nur einmal wurde dieses ruhige Leben
unterbrochen, als er im Jahre 1734 seinen Vater und dessen Hülfscorps
an den Rhein begleitete. Die persönliche Bekanntschaft des Prinzen Eugen
von Savoyen zu machen, war ihm sehr wichtig, und wenn er gleich diesen
großen Feldherrn nur noch in der Hinfälligkeit des Alters und der Schwäche
sehen konnte, so benutzte er doch jeden Augenblick, um von ihm zu lernen,
und bezeugte demselben hohe Achtung, nicht nur, weil der Vater sie vor¬
geschrieben hatte, sondern weil er sie wirklich empsand. Sein ganzes Leben
hindurch ist diese Achtung für Eugen bei Friedrich ungeschwächt geblieben,
und jener soll auch von diesem vorausgesagt haben, daß er zu einem
großen Feldherrn geboren sei.