346 
gab euch in euern herzlichen Gebeten 
den schönen, reinen Sieg der Frömmigkeit. 
So betet, dass die alte Kraft erwache, 
dass wir dastehm das alte Volk des Siegs; 
die Märtyrer der heil'gen deutschen Sache, 
o ruft sie an als Genien der Rache, 
als gute Engel des gerechten Kriegs! 
Lauise, schwebe segnend um den Gatten, 
Geist unsers Ferdinand, voran dem Zug, 
und all' ihr deutschen freien Heldenschatten, 
mit uns, mit uns und unsrer Fahnen Hlug! 
Der Himméèl hilft, die Hölle muss uns weichen; 
drauf, wackres Volk, drauf, ruft die Freiheit, drauf! 
Hoch sehlägt dein Herz, hoch wachsen deine Eichen: 
was kümmern dieh die Hügel deiner Leichen? 
hoch pflanze da die Freihbeitsfahne auf! — 
Doch stebst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke, 
in deiner Vorzeit heil'gem Siegerglanz: 
vergiss die treuen Todten nicht, und sehmüeke 
aueh unsre Urne mit dem Eichenkranz! 
Theodor Körner. 1813. 
195. Das preußische Voll im Jahre 1813. 
Von Memel bis Demmin, von Kolberg bis Glatz war in dem unvergeß— 
lichen Frühling und Sommer des Jahres 1813 unter den Preußen nur 
eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn: das Vaterland zu retten, Deutschland 
zu befreien und den französischen Uebermuth einzuschränken. Krieg wollten 
die Preußen, Gefahr und Tod wollten sie; den Frieden fürchteten sie, weil 
sie von Napoleon keinen ehrenvollen Frieden hoffen konnten. 
„Krieg!“ schallte es von den Karpathen bis zur Ostsee, von dem Niemen 
bis zur Elbe; „Krieg!“ rief der Edelmann und Landbesitzer, der unter den 
ihm auferlegten Lasten verarmt war; „Krieg!“ der Bauer, der sein letztes 
Pferd unter Vorspann und Fuhren todt trieb; „Krieg!“ der Bürger, den 
die Einquartierungen und Abgaben erschöpften; „Krieg!“ der Tagelöhner, 
der keine Arbeit finden konnte; „Krieg!“ die Wittwe, die ihren einzigen 
Sohn in's Feld schickte; „Krieg!“ die Braut, die den Bräutigam zugleich mit 
Thränen des Stolzes und des Schmerzes entließ. 
Jünglinge, die kaum wehrhaft waren, Männer mit grauen Haaren, 
Nficiere, die wegen Wunden und Verstümmelungen längst aus dem Heeres— 
dienst entlassen waren, reiche Gutsbesitzer und Beamte, Väter zahlreicher 
Familien und Verwalter weitläufiger Geschäfte, in Hinsicht des Kriegsdienstes 
entschuldigt, wollten sich selbst nicht entschuldigen; ja sogar Jungfrauen in
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.