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Klei¬
dung.
zwungen, sich anderswo anzusiedeln." Cäsar hat hier wohl zunächst
die suevischen Stämme im Auge. Zur Zeit des Tacitus hatten sich
die wirtschaftlichen Zustände Germaniens in wichtigen Punkten bereits
geändert: an Stelle der Gleichheit des Besitzes unter allen Mitgliedern
des Stammes wurden jetzt die Äcker nach gewisser Abstufung verteilt,
ferner ward ein Teil des Grund und Bodens als Gemeindebesitz
von der Verteilung ausgeschlossen. Diese Einrichtung hat sich bis in
die neueste Zeit hinein erhalten. (Adeliger und bäuerlicher Besitz;
Markgenossenschaft.)
Damit war der Übergang von dem wechselnden zum dauernden
(Privat-) Besitz geschehen, die nomadische Lebensweise wich der se߬
haften, und der Ackerbau trat in den Vordergrund. Tacitus nennt
verschiedene Getreidearten: Hafer, Gerste und Korn; er spricht von
dem Obstbau der Germanen, rühmt ferner die auffallende Größe der
Rettiche. Am Rhein und an der Donau werden auch Gemüse, z. B.
Spargel und Mohrrüben, gebaut, ebenso wird dort der Weinbau an¬
gefangen.
Das Vieh der Germanen war unansehnlich, den Kühen fehlten
nach Tacitus' Behauptung sogar die Hörner, die Pferde waren klein
und zeichneten sich weder durch Gestalt noch durch Schnelligkeit aus.
Mit dem Hervortreten des Ackerbaues erfuhr naturgemäß auch
die Reihe der Nahrungsmittel eine Vermehrung. Zu Milch, Käse,
Fleisch (Wild, Fische) traten Gemüse, Obst und Getreide hinzu, letz¬
teres mehr in der Form des Breies als in der des gebackenen Brotes.
Als Getränk diente ein Gebräu aus Gerste, außerdem der aus Honig
bereitete Met, Wein ward seltener getrunken.
Die Kleidung bestand bei Männern und Frauen aus einem Mantel
von Tierfellen, mit einer Spange oder einem Dorn auf der Achsel
festgehalten, bei den Frauen außerdem aus einem Hemd, welches Arme,
Hals und einen Teil der Brust frei ließ. Beinkleider und Kopf¬
bedeckungen scheinen die Deutschen erst im Verkehr mit den Römern
und Galliern kennen gelernt zu haben. Der Haartracht wendeten die
Germanen besondere Aufmerksamkeit zu, sie banden es entweder wie
die Sueven auf dem Scheitel in einen Knoten zusammen, oder sie
drehten sich Locken und bestrichen ihr Haar mit künstlichen Salben,
besonders zu dem Zwecke, um demselben einen rötlich blonden Glanz
zu geben. Die Römerinnen ahmten diese Sitte nach. Langes, lockiges
Haar galt bei den Germanen als der Schmuck des Freien, die Sklaven