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Glimmersand liegenden Sandschichten, die zum Teil Braunkohlen führen.
Die Braunkohlen sind aus Landpflanzen entstanden, und so muß denn zur
Zeit ihrer Bildung hier bereits Land gewesen sein. Auch diese Braun¬
kohlenschichten sind in der Mark vielfach verbreitet. Die größten Braun¬
kohlenbaue der Mark finden sich bei Senftenberg. Dort braucht man nur
eine wenige Meter mächtige Sand- und Tonschicht fortzuräumen, dann
stößt man auf eine Lage vorzüglicher Braunkohle, die über 20 m in die
Tiefe hinabreicht. Nirgends kann man auch so gut wie dort sehen, daß
die Braunkohle ans Pflanzen entstanden ist; denn häufig findet man noch
unversehrte, nur wenig verkohlte Stämme der Bäume, aus denen sie sich
bildete, und am Boden des ganzen Lagers, in dem darunterliegenden
Sande, stehen noch aufrecht nebeneinander die Wurzelstümpfe solcher
Banmriesen.
Über den Braunkohlenschichten finden sich nun Ablagerungen, aus
Venen in ganz überwiegendem Maße die Oberfläche unserer Mark, ihr
Acker- und Waldboden besteht. Diese Schichten find weder in einem
Meere gebildet, noch auch dürfen wir sie als Landbildungen ansehen. Die
sorgfältigsten Forschungen haben vielmehr im Laufe von Jahrzehnten un¬
zweifelhaft erwiesen, daß diese Schichten, die der Geologe als Diluvium
bezeichnet, ihre Entstehung gewaltigen Eismassen verdanken, die einst von
Norden zu uns herabdrangen, um die Mark mit einem Hunderte von
Metern mächtigen Eismantel zu bedecken, ähnlich wie heute Grönland
oder etwa das Südpolargebiet unter einer solchen Eisdecke begraben liegt.
Das Hereindringen dieser Eismassen bildet einen Abschnitt von ein¬
schneidender Bedeutung in der Geschichte der Erde, und die Geologen
unterscheiden daher von ver Tertiürzeit, in der sich der Ton und die
Braunkohle bildeten, die sogenannte Eiszeit. Unter den Sanden der
Oberfläche finden wir als Hauptgebilde unseres märkischen Bodens einen
mergelig-sandigen Lehm mit vielen Steinen von der gleichen Beschaffenheit
wie die Grnndmoräne der Gletscher, und eine nähere Untersuchung der
Steine in diesem sogenannten Geschiebelehm oder Geschiebemergel hat
ergeben, daß sie zum weitaus größten Teile aus dem südlichen Schweden
stammen. So sind denn die norddeutschen Geologen nach langen Zweifeln
unter Anregung des schwedischen Forschers Otto Torell schließlich ein¬
mütig zu der Überzeugung gelangt, daß der Geschiebelehm der Mark die
Grnndmoräne ungeheurer Gletscher ist, die von den Bergen Schwedens
herabquollen und Trümmer- und Schuttmassen der Felsen, über die sie sich
hinwälzten, in das norddeutsche Flachland hinabtrugen.
Es ist ein eigentümlich großartiges Bild, das die unermüdlichen
Forschungen der letzten Jahrzehnte uns von dem Zustand der Mark im
Eiszeitalter enthüllt haben. Bon den Bergen Schwedens dehnten sich die
Gletscher weiter und weiter nach Süden, bis sie schließlich als eine zu¬
sammenhängende Eismasse sich von Holland bis nach Rußland hin und im