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daß etliche sich ungescheut vernehmen ließen: „Was fragen wir nach dem
Kaiser?" So oft man die Fahne aufrichten würde, wollten sie dieselbe
wieder zu Boden schlagen und sie durch die Stadt gar nicht lassen.
Die Katholischen hätten ihr Gepräng vormittags lang genug gehabt. Jetzt
wollten sie es üben, und was derlei Schmäh- und Spottreden mehr
waren, deren man unter dem Haufen viele hörte. Dabei blieb es uoch
nicht. Deuu als man hoffte, sie würden daran genug haben und die
Prozession fortgehen lassen, gleichviel ob mit oder ohne Fahne, da ver¬
stellten sie das innere Stadttor, das zuvor schon versperrt war, in starker
Anzahl mit bewaffneter Hand. Sie wollten die Prozession nicht hinein¬
lassen. Nachdem etliche Würfe mit Steinen und Prügeln unter die Leute
geschehen waren, öffneten sie eine Türe nahe dabei, die in den Zimmerhof
ging, und verlangten rundweg, da müsse man hinein und nicht anderswo,
diese Gasse tue ihnen wohl.
Weil nun die Katholischen endlich sahen, daß ohne Blutvergießen
nichts zu erreichen sei, wiederholte der Obervogt ©trete seine frühere Be¬
schwerde. Weil man der Gewatt nicht widerstehen könnte, so müßte man
es diesmal in Gottes Namen geschehen lassen. Daraus nötigten die
Protestanten den Fahnenträger mit gesenkter Fahne, die Klerisei und die
nachfolgenden Personen mit Schreien, Spotten und Lachen in den Zimmer¬
hof und wollten sie ans diesen Hof nicht wieder auf die Gaffe heraus¬
lassen. An allen Toren und Türen, durch die man in die Stadt und in
saubere Gassen hätte kommen können, standen sie mit Büchsen, Spießen,
Hellebarden, Stangen, Kolben nnd Prügeln in großer Menge vor und
wollten sie nicht durchlassen. So mußte die Prozession vom Hof auf die
Stadtmauer, dann von einer an der Stadtmauer gelegenen unsauberen,
übelriechenden Gasse in die andere, bei dem Wörnitztor und Hetzenberg
vorüber, bei dem Hanse des Gastgebers Endres Wolf hervor über den
Pfarrkirchhof bis weit in die Pfleggasse hinein. Und an allen Orten er¬
scholl ans den Häusern und auf den Gassen Geschrei, Spott und Gelächter.
So wurden sie wieder in die Kirche hinein getrieben.
2.
Im nächsten Jahre kamen die bayerischen Abgesandten samt drei
Trompetern nach Donauwörth. Sie wurden vom Bürgermeister und dem Rat
mit Ehrerbietung empfangen und mit Wein, Fischen und anderen Geschenken
nach gewöhnlichem Brauch geehrt. Das nahmen sie an und sagten, sie
hätten im Namen ihres Herrn, des Herzogs Maximilian von Bayern,
als kaiserliche Kommission wegen des Landfriedenbruches etwas anzubringen.