Object: [Teil 4 = 8. u. 9. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 4 = 8. u. 9. Schulj, [Schülerbd.])

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Anweisung mit Drumsheughs mühsamer Schrift lag in vielen 
Stücken auf dem Boden. 
Als sich der Zug in Bewegung setzte, rief eine Stimme aus 
der ersten Klasse, so daß man's auf dem ganzen Bahnhofe hörte: 
„Geben Sie mir noch einmal die Hand, Herr Kollege! Ich bin stolz 
darauf, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Sie gereichen unserm 
Stande zur Ehre.“ 
Nach Jan Maclaren. Geim wilden Rosenbusch. Nach der Übersetzung von Luise Ohler.) 
38. Der Dorsschmied. 
In später Mondnacht schritt ich durch ein wasserdurchrauschtes 
Gebirgstal, als in mein Träumen ein fremder Ton drang. Hart scholl 
das wie ein Arbeitstag — und doch verklärt von der mildernden Stille 
der großen Nacht, in deren weiter Halle der ernste Ton melodisch verklang. 
Es war das Hämmern einer Schmiede. Nur von Zeit zu Zeit, wie 
lauschend, schwieg der nächtliche Glöckner, und die Mainacht um mich 
herum atmete allein weiter. 
Als ich um eine Ecke der Landstraße bog, sah ich in hellem Feuerschein 
die Schmiede vor mir stehen, und näher tretend, sah ich auch den Schmied. 
Mitten im Funkenregen stand der Mann. Die Linke mit der Zange hielt 
das glühende Eisen gefaßt, und Schlag auf Schlag fuhr aus der kräftigen 
Rechten auf den dröhnenden Amboß. Ein herzstählendes Bild! Groß 
und breit stand er, mit hoher, kahler Stirn, das männliche Antlitz durch 
buschige Brauen und einen kurzen Schnurrbart verfinstert. Den Hals 
nackt, die Hemdärmel bis unter die Schultern zurückgestülpt, das Schurz— 
fell umgehängt — so steht er heute noch vor meiner Seele: ein Mann, 
der seine Pflicht tut! 
2. „Grüß Gott, Meister Schmied!“ rief ich frohgemut, „noch so spät 
an der Arbeit?“ Mein Mann sah auf, brummte einen „Guten Abend“ 
und fuhr dann gleichmütig fort, aus seinem roten Eisen Funken heraus— 
zuhämmern. 
Der macht nicht viel Worte, dachte ich und setzte mich auf einen leeren 
Amboß. Einem Schmied mag ich gern zuschauen. Es ist ein urdeutsches, 
kräftiges Handwerk, das Schmiedehandwerk. Der Meister tat noch ein 
halb Dutzend Schläge, steckte dann das Eisen in die Esse und setzte den 
Blasebalg in Bewegung. Dann drehte er sich nach mir um. „Woher 
des Wegs?“ fragte er und besah mich gelassen. Ich gab ihm Bescheid. 
„Hm, da habt Ihr einen redlichen Marsch hinter Euch“, meinte er. 
„Aber schön ist's dort oben. Und wo soll's noch hingehen heute abend, 
wenn man fragen darf?“ — „Ins Nachtquartier, denk' ich. Ist kein Dorf 
in der Nähe?“ — „Freilich, da hinter der Schmiede. Aber übernachten
	        
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