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erst matt und dunkel sind und dann, durch verschiedene Prozesse gehend, allmälig 
hell und glänzend hervortreten, und bald das ganze, 100 Ellen lange Tuch in 5 bis 
6 verschiedenen Farben und in den geschmackvollsten und prächtigsten Blumen¬ 
gewinden strahlt. 
38. Birmingham. 
Diese Stadt mit ihren himmelhohen Schornsteinen, diese Stadt voll Rauch 
und Schmutz ist der Punkt, wo alle verschiedenen Kräfte der englischen Gewerbthätig- 
keit am meisten in Anspruch genommen werden. In anderen Fabrikstädten herrscht 
immer ein Gewerbzweig vor. Manchester spinnt, webt und druckt Baumwolle, 
Leeds (Lids), spinnt Flachs und webt Tuch; Nottingham zeichnet sich in der Strumpf- 
weberei aus und Conventry in der Bandfabrikation; Burslem arbeitet in Thon; 
Newcastle gräbt und versendet Steinkohlen. In Birmingham sind dagegen die Be¬ 
schäftigungen der Gewerbthätigkeit zahllos. Bor allem aber schmiedete diese Stadt 
seit Jahrhunderten Eisen, Kupfer und Messing. Für die schweren und groben Eisen¬ 
waaren, z. B. eiserne Schiffe, eiserne Brücken, große eiserne Ankerketten für See¬ 
schiffe, hat man die Eisengießerei in Südwales, als den eisenreichsten Strich in Eng¬ 
land. Lancaschire und namentlich Manchester ist die Seele des ganzen englischen 
Maschinenwesens. Für die Schneidewerkzeuge sind die 77000 messerschmiedenden 
Einwohner von Sheffield die Hauptleute. Für alle die übrigen kleinen und großen 
Dinge, die man aus Eisen, Kupfer und anderen Metallen verfertigt, für die soge¬ 
nannte Hart-Waare ist endlich Birmingham der vornehinste Ort. — Bei der engli¬ 
schen Weise der Arbeitstheilung giebt es fast keine Art von Nägeln oder Stiftchen, 
keine Klasse von Schrauben oder Metallknöpfen, die in Birmingham nicht ihre eige¬ 
nen Bearbeiter und ihre gesonderten Werkstätten hätten, und die nicht ein Gewerbe 
für sich bildeten. So unterscheidet man die Gold-, Silber-, Metall- und Perlmut- 
ter-Knopfmacher; ferner die Flintenlauf-, Flintenschwanzschrauben- und Flintenschaft- 
macher, die Flintengraveure, Flintenpolirer, Flintenschmiede und Flintenfeiler. Daß 
es besondere Hammermacher giebt, wird Jeder erwarten, nicht so, daß auch die Din- 
tenfaßverfertiger ihre eigene Klasse von Fabrikanten haben; ebenso erwähnen wir 
noch die Sargnägelmacher, die Ringdrechsler, die Hundehalsband-Fabriken, die Zahn- 
stocherbüchsen-, die Fischangel-, die Steigbügel-, die Hahnsporn-, die Hunde- und 
Karrenketten-, sowie die Packnadelmacher. Nach diesen Andeutungen wird man zu¬ 
gleich begreifen, woher die Birmingham'schen Metallwaaren diesen außerordentlichen 
und unübertroffen hohen Grad von Vollkommenheit und Billigkeit erreicht haben. 
Jeder Einzelne muß wohl eine große Gewandtheit in seiner Arbeit erlangen; aber 
schlimm ist's, wenn ein solcher außer Brod kommt und zu nichts anderem tauglich 
ist. — Ein Artikel, der in neuester Zeit zu außerordentlicher Vorbereitung gelangt 
ist, sind die Stahlfedern. Es giebt dafür hier eine Fabrik, welche 250 Arbeiter be¬ 
schäftigt und jährlich 40 Tonnen oder 800 Zentner Stahl in Stahlfedern verwan¬ 
delt. Aus jeder Tonne werden 10,000 Groß oder ungefähr anderthalb Millionen 
Stahlfedern, wodurch er die Ausbeute von 2 Millionen Gänsen überflüssig macht. 
Von dem Betrieb einer andern Fabrik, der merkwürdigen großen Nagelfabrik, kann 
man sich einen Begriff machen, wenn man hört, daß im Durchschnitt 42 
Tonnen Eisen verarbeitet werden. Wie viel Hammerschläge sind sonst nöthig, 
um einen Nagel zu schmieden, und hier sieht man ganze Säle voll Maschinen durch 
Dampfkraft getrieben, wo jeder Druck und Ruck einen Nagel aus einer Eisenschiene 
herausbeißt. Die Nägel werden vom stärksten Durchmesser bis zu einer Kleinheit 
gefertigt, daß 60,000 auf ein Pfund gehen. Der Lärm in solchen; Saale, wenn 
alle Maschinen arbeiten, ist freilich ungeheuer, und manche Arbeiter werden taub. 
Einer der Hauptzweige der Birminghamschen Manufakturen-Thätigkeit ist die 
Verfertigung von Feuergewehren; wöchentlich werden deren etwa 5000 Stück gelie¬ 
fert. Alle diese Gewehre werden einer von der Regierung bestimmten Probe in 
dem sogenannten Probirhause unterworfen, indem man ihnen eine fünfmal größere 
Ladung giebt, als worauf sie berechnet sind. Die so geladenen Gewehre werden 
zu dem Ende 100 bis 120 an der Zahl der Reihe nach auf einem niedrigen Gestelle 
befestigt und mit ihren Mündungen gegen die stark ummauerten Wände eines Zim¬ 
mers so gerichtet, daß die Schüsse in einen Haufen Sand fliegen. Eine Linie von 
Pulver führt über alle Zündlöcher weg und geht zu einer außen befindlichen klei¬ 
nen Oeffnung hinaus, wo man sie anzündet. Bisweilen zerspringen gegen 20 
vom Hundert. 
Ulriti. Lik Erde. (3. Au fl.) 
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