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eigener Schwiegersohn, ein so schöner, als edler Mann, sprang,
seinem gerechten Zorne freien Lanf lassend, hervor und sprach zu
Robert von Bari: „Wie darfst du, frecher, ungerechter Schurke,
einen so großen und herrlichen Ritter zum Tode verurteilen?"
Und zu gleicher Zeit traf er ihn mit seinem Schwerte dergestalt,
daß er für tot hinweggetragen wurde. Der König verbiß seinen
Zorn, als er sah, daß die französischen Ritter des Grafen That
billigten; das Urteil aber blieb ungeändert. Hierauf bat Konradin,
daß man ihm noch einmal das Wort verstatte, und sprach mit
großer Fassung: „Vor Gott habe ich als Sünder den Tod ver¬
dient; hier aber werde ich ungerecht verdammt. Ich frage alle
die Getreuen, für welche meine Vorfahren hier väterlich sorgten,
ich frage alle Häupter und Fürsten dieser Erde, ob der des Todes
schuldig ist, welcher seine und seiner Völker Rechte verteidigt?
Und weiln auch ich schuldig wäre, wie darf man die Unschuldigen,
grausam strafen, welche, keinem andern verpflichtet, in löblicher
Treue mir anhingen?" Diese Worte erzeugten Rührung, aber
keine That; und der, dessen Rührung allein hätte in Thaten über¬
gehen können, blieb llicht bloß versteinert gegen die Gründe des
Rechtes, sondern auch gegen die Eindrücke, welche Stand, Jugend
und Schönheit der Verurteilten auf jeden machten. Da warf
Konradin seinen Handschuh vom Blutgerüste hinab, damit er dem
Könige Peter voll Aragonien als ein Zeichen gebracht werde, daß
er ihm alle Rechte auf Apulien und Sicilieir übertrage. Ritter
Heinrich Truchseß von Waldburg nahm den Handschuh ans und
erfüllte den letzteil Wunsch seines Fürsten. Dieser, aller Hoffnung
einer Änderung des ungerechten Spruches beraubt, umannte seine
Todesgenossen, 'besonders Friedrich voll Östreich, zog danil sein
Oberkleid aus nnb sagte. Arme und Augen geil HilNlnel hebend:
„Jeslis Christus, Herr aller Kreaturen, König der Ehren, wenn
dieser Kelch nicht vor mir vorübergehen soll, so befehle ich lneinen
Geist in deine Hände!" Jetzo fniete er nieder, rief aber dann
llvch einmal, sich emporrichtend, aus: „O Mutter, lvelches Leidell
bereite ich dir!" Rach dieser! Worten empfing er den Todesstreich.
Als Friedrich von Östreich das Haupt seines Freundes fallen
sah, schrie er in unermeßlichem Schnrerze so gewaltsam auf, daß
alle anfingen zu weinen. Aber auch sein Haupt fiel, auch das
des Grafen Gerhard von Pisa. Vergeblich hatte Graf Galvair