Full text: Beschreibung der Preußischen Rheinprovinzen (Theil 1)

schmückt sich mit jungem Laub, die Saaten sprießen auf 
und blühen, und ein unermeßliches Heer von Lerchen und 
Nachtigallen belebt die Natur. So einförmig jedes 
Flachland an sich ist, so viel mannigfache Schönheiten 
bietender Frühling und Sommer in unserer Gegend in 
der That dar. Mit Wonne wandert man durch die 
saatreichen Fluren, durch blühende Roggen-, gelbe Wei¬ 
zen-, grüne Gersten- und bunte Buchweizenfelder hindurch, 
und in den häufigen Gebüschen findet man erquicklichen 
Schatten. Alsdann sieht man, wenigstens bisweilen, 
die Städter und Landleute spatzirend durch die Fluren 
wandern, ohne andern Zweck, als sich zu erquicken an 
der Herrlichkeit der Schöpfung und an der Schwere der 
nutzbringenden Aehrenselber. 
Auch hir an der Niers und Mörse hat der Mensch 
Ursache genug, den Vater der Güte zu preisen; auch hier 
kann der Mensch seines Daseins Zwecke vollkommen er¬ 
reichen ; auch hier steigt gewiß an jedem Tage, besonders 
aus den Wohnungen frommer Landleute, mannigfacher 
Dank zum Himmel auf, der das Land mit Regen und 
Thau zu tranken und mit Sonnenschein zu erquicken, 
nicht aufhören wird, und der, als liebender Vater, Freu¬ 
de hat an dem Glücke seiner Menschenkinder. 
Sorgen wir nur dafür, daß wir des göttlichen Se¬ 
gens immer würdiger werden! Wir wollen darum nicht 
von den einfachen iiitb großen Tugenden unserer deut¬ 
schen Vorfahren ablassen, ihre Treue und Tapferkeit, 
ihre Liebe zur Heimath und zum Vaterlande uns und die 
Bewohnern unserer Heimath immer mehr anzueignen 
trachten! Dann wird unser Volk dastehen in Schönheit 
und Kraft, und nie wird der Fremdling wieder hier herr¬ 
schen und gebieten. 
Gar manche wunderbare Geschicke — wer hatte sie 
vorauszusehen vermocht? — hat unsere Heimath erlebt. 
Was seit den grauen Zeiten der Schöpfung bis zur Zeit 
vor Christi Geburt mit ihr vorgegangen ist — wir wis¬ 
sen cs nicht. Vielleicht war die Gegend einige Jahr¬ 
tausende mit Wasser bedeckt, und nur allmahlig trat mit 
dem Ablaufe des Wassers das feste Land aus dem Was¬ 
ser hervor. Da cs keinen schnellen Abfluß hatte, so 
blieb das Land meist Mohr und Sumpf. Also mögen 
cs die Römer noch gesehen und nur einzelne Gegenden 
trocken und fest gefunden haben. 
Dieses herrschgierige Volk bezwang die Ureinwohner, 
legte Festen am Rheine an, und bekriegte von hier aus das
	        
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