II. Lyrische Gedichte. 
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A. vielter. 
1. Geistliche Lieder. 
359. (293.) Es ist ein Gott. 
(Christian August Tiedge.) 
1. Es ist ein Gott! Der Tugend verbürgendes Leben 
Verkündet ihn; sie wäre nicht, wäre kein Gott. 
Ihr ist das Wort der innigsten Weihe gegeben; 
Sie spricht es aus: Es ist ein Gott! 
2. Sie zeuget laut, sie ruft es hinaus in die Ferne, 
Hinaus in die mit Welten umblühete Flur. 
Es ist ein Gott! antworten die ewigen Sterne 
Durch das Gewölbe der Natur. 
3. Der stille Geist, der innerste, seligste Friede 
Vertraut dem Hain das hohe Geheimnis von Gott; 
Und leise spricht, im flötenden Nachtigallliede. 
Der Hain es nach: Es ist ein Gott! 
4. Der Erde Druck, die heiligen Übel des Lebens 
Erhöhn den Geist, erheben die Seele zu Gott. 
Die Tugend kämpft und fordert den Sieg nicht vergebens; 
Sie triumphiert: Es ist ein Gott! 
360. (295.) Gott ist groß. 
(Johann Gabriel Seidl.) 
1. „Herr, du bist groß!" — so ruf' ich, wenn im Osten 
Der Tag wie eine Feuerros' erblüht; 
Wenn, um den Reiz des Lebens neu zu kosten, 
Natur und Mensch in neuer Kraft erglüht. 
Wo läsiest du, o Herr! dich güt'ger sehen. 
Als in des Morgens großem Auferstehen? 
2. „Herr, du bist groß!" — so ruf' ich, wenn's von Wettern 
Am Mittagshorizonte zuckend droht 
Und du mit deines Blitzes-Flammenlettern 
Auf Wolkentafeln schreibst dein Machtgebot. 
Wo wärst, o Herr! furchtbarer du zu schauen, 
Als im empörten Miltagswettergrauen? 
3. „Herr, du bist groß!" — so ruf' ich, weun im Westen 
Der Tag sein Angc sanft bewältigt schließt; 
Wenn's in den Wäldern schallt von Liederfesten, 
Und süße Wehmut sich aufs All ergießt. 
Wodurch, o Herr! stimmst du das Herz uns milder, 
Als durch dew Zauber deiner Abendbilder?
	        
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