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Zum Glũücke unterrichtete hier eine Anzahl vortrefflicher Lehrer;
wohl nur diesem Umstande ĩst es zuzuschreiben, dab die Jünglinge
den harten Zwang der Anstalt ertrugen. Der unglückliche Diehter
Schubart, den der erzürnte Herzog seiner freien Auberungen wegen
zehn Jahre lang in dem RKerker des Hohenasperg schmachten
lieb, nannte die Anstalt „die Sklavenplantage auf der Solitude“.
Dem hochfliegenden und freiheitsdürstenden Geiste Schillers
konnte der strenge militärische Drill, den der Herzog eingeführt
hatte, selbstverständlich am wenigsten zusagen.
Im Jahre 1780 wurde der Karlsschüler Friedrich Schiller
nach bestandener Prüfung für reif erklärt aus der Anstalt ent-
lassen zu werden. Der Herzog ernannte ihn nun zum Regiments-
medikus mit einem monatlichen Gehalte von achtzehn Gulden.
Seine dienstliche Stellung war höchst unerquieklieh; die so
heib ersehnte Freiheit blieb ihm vorerst noch versagt. Ohne
Erlaubnis seines Generals durfte er die Stadt nicht verlassen;
der militärische Rang, den er bekleidete, war unter dem des
jüngsten Offiziers; frühere Mitschüler, wie Scharffenstein, der
Leutnant geworden war, waren ihm vorgesetzt. Täglich das
Lazaretb besuchen und dann seinem General auf der Wachtparade
Bericht erstatten, von soleher Art waren die Anforderungen, die
der õde und geisttõtende Tagesdienst an ihn stellte. Wie hatte ein
Schiller, dessen Wesen nach dem Ausspruche seiner Freunde
nieht den mindesten Zwang ertrug, sieh unter solchen Verhält-
nissen wohl glücklieh fühlen können!
Schillers Lage wurde noch dadureh verschlimmert, dab er
„Die Räuber“, sein erstes dramatisches Gedicht, das er bereits
als Karlsschüler verfabt hatte, auf eigene Kosten drucken ließ;
dureh diesen Schritt stürzte er sich nämlich in eine für ihn recht
bedeutende Schuldenlast. Vergebens hatte er sieh nach einem
Verleger für sein Drama umgesehen; keiner wollte das Wagnis
auf sich nehmen dieses „dureh und durch revolutionäre Stück“
herauszugeben. Die Veröffentlichung im Jahre 17841 brachte
freilich eine ungeahnte Wirkung hervor. Der unbekannte Regi—
mentsmedikus wurde mit einem Schlage ein berühmter Mann,
dem vor allem die deutsche Jugend zujubelte.
Am 13. Januar 1782 verkündigten in der damals Lurpfäl-
zischen Stadt Mannheim die Theaterzettel an den Strabenecken,
dab abends präzise füntf Uhr auf der hiesigen Nationalbühne auf-
geführt werden „Die Räuber“, ein Trauerspiel in sieben Hand-