Full text: Der sächsische Kinderfreund

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der Thau, welcher in den heißen Ländern, z. B. in Arabien und 
Palästina, die Stelle des Regens vertritt. In solchen Gegenden, wo 
es im Sommer nur äußerst selten regnet, würde ohne den erquickenden 
Thau Alles verschmachten müssen. Wenn des Morgens viel Thau ge¬ 
fallen ist, so pflegt gutes Wetter zu werden. Und das geht ganz 
natürlich zu, weil die während der Nachtzeit entwickelten Ausdünstungen 
auf die Erde zurückgekommen sind. Steigen sie aufwärts, so steht 
allemal zu erwarten, daß sie als Regen herabfallen. Eine besondere 
Art ist der Honig- und Mehlthau, welcher durch die Blattläuse 
erzeugt wird. Diese kleinen Thiere richten an Roienstöcken, an Obst¬ 
bäumen und am Gemüse großen Schaden an. Oft sagen dann die 
Leute: Es ist ein Mehl thau gefallen und Mancher glaubt vielleicht, 
es habe in der Nacht Mehl geregnet, weil z. B. die Krautblätter wie 
mit Mehl überzogen sind. Sieht man aber das Krautblatt genau an, 
so bemerkt man viele graue Thierchen oder die todten Leiber und die 
leeren Häute derselben über und neben einander liegen. Und das sind 
die schädlichen Blattläuse, die sich des Jahres neun- bis zehnmal ver¬ 
mehren, mit ihrem Rüssel in die Blätter bohren und den Pflanzensast 
aussaugen. Dadurch verlieren die Blätter ihren Saft und rollen sich 
zusammen, auch werden die Knospen krank und kommen nicht ordent¬ 
lich zum Blühen. Recht deutlich nimmt man dieß wahr an den Rosen¬ 
stöcken, den Pappeln, den Geranienstöcken u. s. w. Auch klagen die 
Gärtner, wenn die Blattläuse in die Treibhäuser kommen. Durch 
Tabaksrauch können sie diese kleinen Feinde am Beßten daraus ver¬ 
treiben. Haben die Blattläuse soviel Saft aus den Pflanzen zu sich 
genommen, daß sie ihn nicht bei sich behalten können, so geben sie den 
ppeberfluß durch zwei Oefsnungen, die sich am Hintertheil des Körpers 
befinden, wieder von sich. Es ist aber der Pflanzensaft in dem Leibe 
der Blattlaus ganz süß geworden, der süße Saft, den man gewöhnlich 
Honig nennt, bedeckt die Blätter, die dadurch glänzend werden. Und 
das ist der Honigthau. Da nun die Ameisen diesen süßen Saft 
oder Honig gern verzehren, so gehen sie in Menge nach den Pflanzen, 
worauf sich der Honigthau befindet. Manche Menschen glauben, die 
Ameisen fräßen die Blätter und das unreife Obst ab, weil sie an den 
Obstbäumen so fleißig aus- und absteigen. Allein dieß ist ein Irrthum. 
Die Ameisen gehen blos nach dem süßschmeckenden Honig, und ob sie 
gleich sonst sehr grausam gegen Raupen und Käfer sind, so lassen sie 
doch die Blattläuse gern leben; ja sie streicheln sie sogar mit ihren 
Fühlhörnern, damit die Blattläuse recht viel süßen Saft von sich 
geben. Bei gewissen Bäumen dringt auch aus den Blättern ein süßer 
Saft hervor, wenn sie von Insekten gestochen sind. Namentlich ist 
dieß der Fall bei der Manna-Esche. Als daher Moses die Israeliten
	        
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