Full text: Der sächsische Kinderfreund

4 
den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite 
der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage 
erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung 
verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu 
Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden 
sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft 
der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen 
Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen 
den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den 
großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses 
Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der 
fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden 
Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen 
das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich 
taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser 
Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl 
legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen 
Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes 
und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der 
Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen 
Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab¬ 
götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu 
geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung 
der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den 
gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. 
Larl der Große. 
Mit Recht verdientKarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. 
Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine 
Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings 
nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im 
geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das 
nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre 
alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine 
Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder 
sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und 
brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst 
lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er 
regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. 
Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und 
rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen 
konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.