250 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. 
Regensburg nach Pilseil führt) nach Böhmen. Aber — kauni 
hieß es: „die Hussiten kommen!" so liefen erst die Barern, dann 
die Brandenburger und zuletzt auch die Uebrigen so eilig davon, 
daß sie sogar ihr Gepäck im Stiche ließen. Mit großer Mühe 
und durch vieles Bitten brachte zwar der Legat sie noch einmal 
!unweit Tauß) zum Stehen; aber sobald Procop Holy auch hier 
erschien, rannten Alle in wilder Flucht auseinander. Der Legat 
selbst verlor dabei sein Meßgewand, den Cardinalshut und die 
Kreuzesbulle, mußte froh sein, nicht selbst gefangen zu werden, 
und viele Tausende wurden erschlagen. 
Nun sahen endlich die Fürsten eilt, daß mit Gewalt gegen 
die Hussiten nichts zu machen wäre, und daß man den Weg der 
Güte einschlagen müßte. Zugleich waren auch die Prager, die 
gemüßigte Partei, des Krieges sehr überdrüssig und sehnten sich 
nach Ruhe, und darum wurde nach vielem Hin- und Herschicken 
und Streiten (1433) ein Vergleich abgeschlossen, den man die 
Präger Compactaten nennt, und in welchem den Hussiten 
freie Religionsübnng versprochen wurde. Hier zeigte sich nun 
aber, daß es dem großen Haufen mehr ums Rauben und Plün¬ 
dern, als um die Religion zu thun war; denn die Taboriten und 
Waisen erklärten, sie würden stich nimmermehr mit dem Kaiser 
vergleichen. Unter diesen Umständen kam es zwischen den Pra¬ 
gern und ihnen zum Kriege. In einer entscheidenden Schlacht 
bei Böhmisch-Brod (einige Meilen östlich von Prag, zwischen 
dieser Stadt und Kollin, 1434) wurden die Taboriten von den 
Pragern — die man auch Kelchner nannte, weil sie vornehm¬ 
lich aus der Bewilligung des Kelches im Abendmahle bestanden 
— aufs Haupt geschlagen, und konnten sich seitdem nicht wieder 
erholen. Viele Tausende waren den Siegern in die Hände ge¬ 
fallen, und diese wußten nicht, was sie mit ihnen anfangen sollten. 
Schon wollte man sie als gefährliche und unnütze Leute nieder¬ 
machen; da meinten Andere, es wären auch manche Unschuldige 
dabei, die nur gezwungeu an dem , Kriege Antheil genommen 
hätten. Um diese nun von den wilden Gesellen zu unterscheiden, 
wählte man folgende List: ein Herold mußte bekannt machen, es 
stände Jedem frei, nach Hause zu gehen; doch wären die Kelch¬ 
ner bereit, Die, welche bleiben und ihnen bei Ausplünderung der 
taboritischen Städte helfen wollten, bei sich aufzunehmen. Die 
Bessergesinnten zogen nun sogleich ab; die Räuber und Blut¬ 
sauger dagegen, denen es nur ums Plündern zu thun war, blie-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.