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14. Sieh, schlecht und recht ein Bauersmann
Am Wanderstabe schritt daher,
Mit grobem Kittel angetan,
An Wuchs und Antlitz hoch und hehr.
Er hörte den Grafen, vernahm sein Wort
Und schaute das nahe Verderben dort.
15. Und kühn, in Gottes Namen, sprang
Er in den nächsten Fischerkahn;
Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang
Kam der Erretter glücklich an.
Doch wehe! Der Nachen war allzu klein,
Der Retter von allen zugleich zu sein.
16. Und dreimal zwang er seinen Kahn
Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang,
Und dreimal kam er glücklich an,
Bis ihm die Rettung ganz gelang.
Kaum kamen die letzten in sichern Port,
So rollte das letzte Getrümmer fort.
17. Wer ist, wer ist der brave Mann?
Sag an, sag an, mein braver Sang!
Der Bauer wagt' ein Leben dran;
Doch tat er's wohl um Goldesklang?
Denn spendete nimmer der Graf sein Gut,
So wagte der Bauer vielleicht kein Blut.
18. „Hier,“ rief der Graf, „mein wackrer Freund,
Hier ist der Preis, komm her, nimm hin!“
Sag an, war das nicht brav gemeint?
Fürwahr, der Graf trug hohen Sinn.
Doch höher und himmlischer wahrlich schlug
Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
19. „Mein Leben ist für Gold nicht feil;
Arm bin ich zwar, doch ess' ich satt.
Dem Zöllner werd' Euer Gold zuteil,
Der Hab und Gut verloren hat!“
So rief er mit herzlichem Biederton
Und wandte den Rücken und ging davon.