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sehr zarte Eier legen, füllen daS Nest mit Flaumfedern,
mit Baumwolle oder mit Haaren aus, damit die schwächli¬
chen Zungen nicht gedrückt werden; den äußern Bau des
Nestes flechten sic künstlich aus Zweigen., Stroh, Blattern,
Gras, Schilf so fest zusammen, daß weder Kalte noch Re¬
gen durchzudringen vermögen. Die stärkeren Vögel, deren
Zunge mehr vertragen, fertigen ihre Nester aus Rcisholz;
z. B. der Storch, die Krähe, die Elster. Der Strauß
macht sich gar kein Nest, sondern er legt seine Euer in den
heißen Sand, wo sie von der Sonne ausgebrütet werden;
nur in der kühlen Nacht setzt sich der Strauß auf seine
Eier. Zn den meisten Fällen brütet nur das Weibchen die
Eier aus; jedoch bei den Tauben und andern Gattungen
der Vögel löst das Männchen das Weibchen ab. Sind
die Zungen ausgebrütet, so schützt sie die Mutter mit der
größten Sorgfalt und füttert sie so lange, bis sie fliegen
und sich ihre Nahrung allein suchen können. Raubt daher
die Hand eines Buben die Eier oder die Zungen, so fliegt
die Mutter ängstlich um das Nest herum und gibt ihren
Schmerz durch Klagetöne zu erkennen. Wie bewacht nicht
eine Glucke ihre Küchlein! Sie nimmt sie unter ihre Flügel,
zeigt ihnen das Futter, damit sie sich sättigen, und hackt
mit aller Wuth auf den Feind los, der ihren Kindern wehe
thun will. Eine solche Henne beschäint viele Väter und
Mütter, die ihre Kinder mißhandeln und sich überhaupt
gar nicht um sie bekümmern.
Mannichfaltig ist der Nutzen der Vögel. Die Raub¬
vögel verzehren das Aas, das die Luft verpesten würde;
die Krähen fressen die Fledermäuse; die Störche suchen die
Frösche; die Enten nähren sich von den Gartenschnecken,
und der Sperling, die Schwalbe und andere Vögel reini¬
gen die Gärten von den schädlichen Raupen, und andern
Znsekten. Auch essen wir ja das Fleisch vieler Vögel; die
Gans, die Ente, die Taube, die Henne, das Rebhuhn,
die Lerche, der Fasan geben uns wahrhafte Leckerbissen;
eben so dienen uns die Eier zur Nahrung. Wir benutzen
die Federn zum Ausstopfen der Betten und zum Schreiben;
die Federn des Pfaues, des Reihers, des Paradiesvogels
dienen uns zum Putze; wir ergötzen uns an der Schönheit
ihrer Farbe, oder an der Vortrcfflichkeit ihres Gesanges.