Full text: Der sächsische Kinderfreund

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deè Schmerzes und der Liebe so sehr hingerissen, daß sie 
ihn beim Küssen in den Backen biß. Ein Merkmal von 
diesem Bisse behielt Friedrich seine ganze Lebenszeit hin¬ 
durch, und er heißt daher in der Geschichte Friedrich 
der Gebissene. Nun trennte sich die Muttes aber sie èJ " sl~ 
starb einige Monate darauf vor Kummer zu Frankfurt 
a in Mai n. Wer die Gute kannte und von ihrem trauri¬ 
gen Schicksale hörte, der beklagte sie mit aufrichtigem Her¬ 
zen. Albrecht der Unartige allein war gefühllos genug, 
um sich über den Tod seiner Gemahlin zu freuen. Er hei- 
rathete die Hofdame Kunigunde, und ließ sich von dieser 
so beherrschen, daß er ein grausamer Vater gegen seine 
eignen Kinder ward. Diese nahm daher Dietrich, ihr 
Oheim, zu sich, weil sie an der Kunigunde eine böse Stief¬ 
mutter hatten. Allein als sie heran wuchsen und einsahen, 
wie ihr Vater sie um ihr väterliches Erbtheil bringen 
wollte, so konnten sie das Unrecht nicht verschmerzen, und 
führten sogar einen blutigen Krieg gegen ihn. Albrecht, der 
in demselben seinen Sohn Friedrich zum Gefangenen machte, 
haßte diesen so sehr, daß er ihn in ein finsteres Gefängniß 
auf der Wartburg sperrte, um ihn daselbst verhungern zu 
lassen. Indeß, der Prinz zahlte mehre Freunde, welche 
die Wachter des Nachts überfielen, und ihn retteten. Noch 
immer dauerte der Kampf zwischen den Söhnen und dem 
Vater fort. Friedrich eroberte die Wartburg, in welcher 
Albrecht wohnte, und nahm diesen gefangen. So strafte 
der Himmel den Unartigen, der sich an seiner Gemahlin, 
an seinen Kindern, wie an seinen Untherthanen schwer ver- » 
sündigt hatte. Als ein Privatmann lebte er noch 7 Jahre 
z u Erfurt, wo er nicht selten Mangel litt; er fand keine 
Theilnahme, weil er Alle beleidigt hatte; gebeugt von 
Mangel und Armuth starb er 1314, in einem Alter von 64 
Jahren. 
,Y. Friedrich der Streitbare. 
Landgraf von Thüringen und Markgraf von Meißen, 
ward 1369 zu Alten bürg geboren. Sein Vater Frie¬ 
drich der Strenge, und seine Mutter Katharina 
hielten ihn frühzeitig zu allem Guten an, und sie ermahn-
	        
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