§ 56. Der Ausbruch der ftanzösischen Revolution. 159
reich den ersten Teilungsvertrag, durch den er Westpreußen und den
Netzedistrikt erhielt. Vergebens suchten die Polen ihre inneren Zustände
durch eine Verfassung zu bessern, ihre Bestrebungen scheiterten an dem
inneren Parteiwesen. Eine zweite und dritte Teilung beseitigten
diesen Staat vollständig. (Finis Poloniae.) Vorübergehend wurde
später noch einmal durch Napoleon das Großherzogtum Warschau her-
gestellt. Alle späteren Versuche der Polen, die Selbständigkeit wieder
zu erkämpfen, waren vergeblich.
Mit Katharina II. verfolgte dann Joseph II. Eroberungspläne
gegen die Türkei. Hier dehnte namentlich Rußland sein Gebiet am
Schwarzen Meer aus. Auch Katharina II. suchte ihr Land zu heben,
doch gelang es ihr nicht, Rußland auf gleiche Höhe wie die andern euro-
päischen Länder zu bringen.
XI. Napoleons Emporkommen.
§ 56. Der Ausbruch der französischen Revolution. Wenn auch die
Kriege Ludwigs XIV. dem französischen Lande viel Geld gekostet hatten,
so wurde doch die Not, die dadurch über das Volk hereinbrach, durch
die geschickte Finanzverwaltung Ludwigs und seiner Minister gemildert.
Als dann aber sein Nachfolger Ludwig XV. durch große Prunksucht und
Schwelgerei ungeheure Summen verschwendete, nahmen die Staatsschulden
immer mehr zu, während der Wohlstand des Landes sank. Die Steuern
wurden von Jahr zu Jahr höher uud drückender. Dadurch wuchs die
Unzufriedenheit im Volk (dritter Stand, tiers ätat), da dieses die Ab-
gaben allein zu tragen hatte; denn der Adel und die Geistlichkeit waren
nahezu steuerfrei. Durch das Beispiel, welches der König und der ihn
umgebende Hof gaben, nahm die Sittenlosigkeit fortgesetzt zu. In ver-
schiedenen Prozessen zeigte es sich, daß es keine Schandthat gab, vor
welcher die höhere Gesellschaft zurückschreckte, denn die Religion war
durch geistreiche, aber gottlose Schriftsteller untergraben. Als Ludwig XV.
nach beinahe fechszigjähriger Regierung starb, hoffte man in Frankreich
auf bessere Tage, da der Nachfolger Ludwig XVI. ganz das Gegenteil
seines Vorgängers war. Der verantwortlichen Stellung, die er jetzt
einnahm, war Ludwig XVI. sich voll bewußt. Als er am Totenbett
seines Großvaters stand, sagte er: „Mir ist es, als ob das Weltall
auf mich fiele." Wohl war er vom besten Willen beseelt, seinem Volke
zu helfen, aber nach verschiedenen vergeblichen Versuchen verzichtete er
darauf, den Notstand allein abzustellen, und berief deshalb 1789 die
Stände (Adel, Geistlichkeit, dritter Stand), um sich von ihnen Vor-
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