Full text: Der sächsische Kinderfreund

08 
das Kriegswesen kam, und gab also den Unterthanen Zeit 
and Ruhe zu ihrer geistigen Ausbildung. Eine wichtige 
Veränderung erfuhr ferner Europa, als Christoph C o- 
l u in b u s im Jahre 1492 den neuen Erdtheil Amerika 
entdeckte, wodurch ungeheuere Reichthümer zu den christlichen 
Völkern kamen und der Handel einen hohen Schwung er¬ 
hielt; auch liegt es in der Natur der Sache, daß der 
Mensch aus größere Begebenheiten vorbereitet und zu größe¬ 
ren Unternehmungen geschickt gemacht wird, sobald etwas 
Wichtiges gelungen ist, an dessen Möglichkeit man vorher 
gar nicht zu glauben wagte. Vor allen Dingen darf hier 
die Erfindung der Buchdruckerkunst in der Mitte des 15ten 
Jahrhunderts nicht vergessen werden. 
Straßburg und Mainz waren die ^sten Städte, wo 
G u t t e n b e rg, Faust und S eh ö ff c r ihre ersten Versuche 
in dieser so wichtigen Sache machten. Ohne diese Erfindung 
würden die Menschen noch lange in ihrer Unwissenheit ge¬ 
blieben seyn. Denn das Lesen hatten nur Wenige in ihrer 
Jugend gelernt; nur der Reiche konnte sich ein Buch an¬ 
schaffen, weil die Bücher vor dieser Erfindung abgeschrieben 
werden nrnßten, und also in einem sehr hohen Preise stan¬ 
den. Kostete doch eine geschriebene Bibel mehre hundert 
Thaler. Alles dies änderte sich mit Hilfe der Buchdrucker- 
kunst. Nun konnte ein und dasselbe Buch vielfältig abge¬ 
druckt, und wohlfeiler verkauft werden. Der Arme schaffte 
sich es an, wie der Wohlhabende; er las und ward mit 
Dingen bekannt gemacht, die er außerdem niemals gelernt 
haben wüt'de. Genug, ohne die Buchdruckerkunst hätte 
Luther sich umsonst bemüht, die Kirche von ihren alten 
Irrthümern zu reinigen. 
Dieselben Fortschritte förderte die Eroberung von Con- 
stantinopel durch die Türken, unter Anführung Mahmud 
II. im Jahre 1453. Die Gewaltthätigkeit dieser asiatischen 
Barbaren verscheuchte eine Menge gelehrter Männer, die 
sich nach Italien flüchteten. Hier setzten sie ihren Fleiß 
fort und wurden die Veranlassung, daß Jünglinge aus an¬ 
dern Ländern die hohen Schulen Italiens besuchten, und 
nach ihrer Rückkehr die Wissenschaften mit Eifer betrieben, 
und Andre dafür gewannen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.