Full text: Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen

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Geschichte. 
Wien versammelten Fürsten eine förmliche Achtserklärung gegen 
ihn; allein er hatte bereits das französische Heer auf seine Seite 
gebracht. Die Hauptmächte erneuerten also das früher bestandene 
Bündniß und stellten gewaltigere Streitmassen, als bisher, aus; 
aber auch Napoleon rüstete sich aus allen Kräften. Der Schau¬ 
platz des Kriegs war jetzt in den Niederlanden. Mit der 
Hälfte seiner Kriegsschaar fiel Napoleon zuerst über die Preußen 
her, die andere warf er auf die Engländer. Blücher verlor das 
Treffen bei Lignh; er mußte nach der heftigsten Gegenwehr der 
Uebermacht weichen und wäre fast selbst gefangen genommen wor¬ 
den. Dennoch war der Kamps für die Preußen ehrenvoll, und 
sie stellten sich in geringer Entfernung wieder schlagfertig auf. 
Nun griff Napoleon mit verstärkter Macht die Engländer bei 
Waterloo und Belle-Alliance an. Im entscheidenden 
Augenblicke kam Blücher dem englischen Heerführer zu Hilfe, und 
dieFranzosen erlitten eine vollständige Niederlage. 
Der fliehende Feind mußte bald darauf seine Hauptstadt Paris 
den Siegern überlassen. Napoleon wollte zur See entfliehen, 
mußte sich aber an die englischen Schiffe, welche die Küste bewach- 
4 ten, ergeben. Er wurde hierauf vermöge eines gemeinsamen 
Beschlusses der Verbündeten als Gefangener nach der Insel 
Helena abgeführt. Bald traf auch, von wenigen Getreuen 
begleitet, der König von Frankreich in seiner Hauptstadt ein. 
Mit ihm schlossen die Verbündeten am 20. November 1815 den 
zweiten pariser Frieden. Frankreich fand jetzt die frühere Scho¬ 
nung nicht mehr. Es mußte mehrere Besitzungen abtreten, große 
Kriegskosten bezahlen und alle geraubten Kuustschätze wieder her¬ 
ausgeben. So endete der Krieg mit der vollständigen Demüthi¬ 
gung des früher so übermüthigen Volkes. 
Nach einer zweimonatlichen Fahrt betrat der Mann, welcher 
19 Jahre lang die Bewunderung und der Schreck der Welt gewe¬ 
sen war, die im weiten Meere liegende wüste Felseninsel. Vier 
Generale theilten mit edler Aufopferung freiwillig seine Verban¬ 
nung, die nach 6 Jahren mit dem Tode endete. Er ward aus 
Helena bestattet; nur ein einfaches Denkmal bezeichnet noch die 
stille Felsengruft, in welcher der außerordentliche Mann von seiner 
stürmischen Siegesbahn ruhte. Zu Ende des Jahres 1840 ist 
sein Leichnam nach Frankreich gebracht und unter großen Feier¬ 
lichkeiten zu Paris in der Kirche der Invaliden beigesetzt worden. 
///■ * Unsere Zeit. 
Die in Wien versammelten Fürsten und ihre Abgeordneten 
hatten sich mit der Vertreibung Napoleons und der Herstellung 
geordneter Verhältnisse nicht begnügt, sie dachten auch an die
	        
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