Full text: Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen

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Geschichte. 
und unterwarf es, obgleich ihm hartnäckiger Widerstand entgegen¬ 
gesetzt wurde. 
F^Älerander der Große. 
Alexander, Philipps Sohn, war ein Prinz von großen 
Anlagen. Der Vater wandte alles an, ihn durch Uebung und 
zweckmäßigen Unterricht aus das beste auszubilden. Er berief 
deshalb den Griechen Aristoteles, den größten Weisen dama-k 
liger Zeit, zu sich, um die Erziehung seines hoffnungsvollen ' 
Sohnes zu übernehmen. 
Schon früh sehnte sich der Knabe nach hohen ruhmwürdigen 
Dingen. Ueber die ganze Welt wollte er König sein und alle 
menschlichen Kenntnisse besitzen. Sprach man von den glänzenden 
Thaten seines Vaters, so rief er schmerzlich aus: „Ach! mein 
Vater wird mir nichts mehr zu thun übrig lassen!" Am liebsten 
hörte er Erzählungen von den alten Helden, von Krieg und 
^.''/Schlachten. Ein Held zu sein, wie Achilles, war sein größter 
Wunsch, aber auch so schön besungen zu werden. Er trieb gern 
Leibesübungen aller Art, und stärkte dadurch den Körper. Einst 
brachte man seinem Vater ein schönes, aber sehr wildes Pferd, 
Bucephälus genannt. Die besten Reiter versuchten ihre Kunst 
daran, aber es ließ keinen aufsitzen. Der König befahl, das Thier 
wieder wegzuführen, da es ja kein Mensch gebrauchen könne. 
„Schade um das herrliche Roß!" rief Alexander traurig; „ich 
bitte, lieber Vater, laß doch mich einen Versuch mit ihm machen!" 
Mit Zuversicht näherte er sich dem Pferde, faßte es beim Zügel, 
und führte es gegen die Sonne; denn er hatte bemerkt, daß es, 
nur von seinem eignen Schatten erschreckt, sich so unbändig bezeige. 
Nun streichelte und liebkosete er es: und jetzt, mit einem Sprunge 
sitzt der Knabe auf dem Pferde. Pfeilschnell fliegt das Thier 
dahin; Philipp und die Umstehenden zittern für das Leben des 
Prinzen. Wie er aber umlenkt und das Roß bald rechts, bald 
links so ganz nach Willkühr tummelt, da erstaunen alle. Freudig 
umarmt ihn der Vater mit den Worten: „mein Sohn, suche dir 
ein anderes Königreich, Macedonien ist zu klein für dich!" 
Im zwanzigsten Jahre war er König von Macedonien. 
Zuerst ließ er sich zum Oberbefehlshaber der Griechen, wie es 
sein Vater war, erklären. Hierauf bezwang er mehrere unruhige 
Nachbarn. Alle beugten sich vor dem gewaltigen Sieger und 
gelobten Gehorsam. — Drei und zwanzig Jahre alt, brach Alexan¬ 
der mit einem Heere, das aus Macedoniern und Griechen bestand, 
zur Eroberung von Persien auf. Er schiffte, nur 35,000 Mann 
stark, über die Meerenge nach Kleinasien über, besiegte die 
Perser und erbeutete ihr Lager. In der Gegend von Tarsus,
	        
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