Object: Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg

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20, DLdüe und Gerold. 
Im Jahre 1400 hatten die Bremer Butjadingen erobert und einige 
Zeit später bei Atens die Friedeburg erbaut. Didde Lübben, der Hänpt- 
ling von Rodenkirchen, war geächtet. 
Seine heldenmütigen Söhne, Didde nnd Gerold, gedachten die 
Schmach ihres Vaters zu rächen und die Feinde zu vertreiben. Zuerst 
sollte die Friedeburg fallen. 
Mit ca. 40 mutigen Männern zogen sie in einer Nacht nach Atens 
und versuchten, die Burg zu erstürmen. Allein die ganze Heldenschar 
ward gesaugeu genommen und nach Bremen geführt. Hier wurden 
mehrere von den Männern hingerichtet. Auch Didde und Gerold wurden 
zum Tode verurteilt. Sie sollten durch das Beil sterben. Das blutige 
Urteil ward vollzogen. Diddens Hanpt fiel zuerst. Gerold hob es auf, 
küßte es und benetzte es mit Thränen. Die Zuschauer waren tief ge- 
rührt von dem brüderlichen Schmerze. Selbst der Rat der Stadt schien 
geneigt, dem Verurteilten das Leben zu schenken. Man sagte ihm, er 
solle sich in Bremen niederlassen und eine ehrsame Bürgerstochter zur 
Frau nehmen. Da fühlte sich der stolze Jüngling beleidigt und rief: 
„Ich mag eure Pelzer- und Schustertöchter nicht; Wohl aber will ich 
mich mit Gold loskaufen." Er bot eine Kanne voll Goldgulden als 
Lösegeld, und schon waren viele bereit, das anzunehmen. Da trat ein 
alter Ratsherr vor und sprach kopfschüttelnd: „Meint ihr, daß Gerold 
den blutigen Bruderkuß vergißt? Nur auf Rache wird er sinnen gegen 
die Stadt!" Dieses Wort tilgte schnell alles Mitleid; auch Gerolds 
Haupt fiel. — So starben zwei heldenmütige Brüder im Kampf für 
die Freiheit. 
Nach Focke. 
Ein Haus bei Rodenkirchen, das jetzt von dem Landmann Ummo 
Lübben bewohnt wird, enthält ein Wandgemälde, auf dem die Geschichte 
dargestellt ist. 
21. Die Sage vom hohen Weg. 
Vor vielen Jahren war der hohe Weg festes Land und gehörte 
zur Gemeinde Langwarden. Das Land war sehr fruchtbar, und seine 
Bewohner waren so reich, daß sie ihre Pferde mit Gold beschlugen und 
mit silbernen Pflugscharen das Land bestellten. Aber die Herren „vom 
hohen Weg waren gar übermütige, gottlose Lente, und dnrch ihren Über- 
mnt sind sie zu Grunde gegangen. Nur der Prediger des Ortes wurde 
gerettet. Diesem gab der liebe Gott durch einen Traum kund, daß er 
das Land durch eine Wasserflut vernichten wolle. Zum Zeichen, daß 
die Flut komme, solle ein frischer, glatter Aal aus dem glühenden Back- 
ofen des Pastors hervorkriechen. Kurze Zeit darauf wareu die Leute 
des Predigers beim Brotbacken. Der Knecht heizte den Ofen, und schon 
war der Ofen glühend heiß und der Knecht im Begriff, das Feuer 
heraus zu ziehen, als ein frischer, glatter Aal sich vom hinteren Ende 
des Backofens nach der Mündung schlängelte. Rasch lief der Knecht 
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