Full text: Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen

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Geschichte. 
Sturm gewagt, doch von den Belagerten muthig zurückgeschlagen. 
Den folgenden Tag wurde der Angriff wiederholt. „Gott will 
es!" ertönte das Kriegsgeschrei, und Gottfriev war der erste, 
der von seinem Thurme herab auf die Mauer sprang.^Jhm 
folgten die Andern, öffneten die Thore, und nun entstand ein 
gräuliches Morden in den Straßen der Stadt. Ueber 10,000 
Sarazenen flüchteten sich in einen Tempel und baten um Gnade; 
allein man gab sie ihnen nicht, sie mußten sterben. Von dem 
Tempel eilte man zur Synagoge, wo sich die Juden versammelt 
hatten; diese wurden mit Weib und Kind lebendig in derselben 
verbrannt. Dann vertheilten sich die Kreuzfahrer in kleinere 
Haufen. Kein Haus blieb verschont; man marterte die unglück¬ 
lichen Einwohner zu Tode, selbst Greise und Säuglinge. So 
vergaßen die Sieger in ihrer Wuth, daß sie Christen waren und 
Barmherzigkeit gegen Unschuldige üben sollten. 
Endlich, als nichts mehr zu morden übrig blieb, zogen die 
Krieger in feierlicher Prozession nach der Auferstehungskirche, 
warfen sich hier, mit inbrünstiger Andacht betend, nieder auf 
der heiligen Grabesstätte und feierten dann ein allgemeines 
Dankfest mit Lobgesängen. Gottfried ward einstimmig 
zum Könige von Jerusalem erwählt; er aber lehnte 
bescheiden diese Würde ab. Er wollte nur Beschützer des heiligen 
Grabes heißen, und dort keine goldene Krone tragen, wo einst 
der Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte. Leider 
starb dieser treffliche Held schon das Jahr darauf, 1100, und 
überließ die von den Türken unaufhörlich beunruhigte Herrschaft 
seinem Bruder Balduin. 
J¿;. Die Hohenstaufen. Die späteren KreuMge. 
Nach dem Tode Heinrichs VI. wurde der Herzog Lothar 
von Sachsen zum Könige gewählt, dann Kourad von Hohen¬ 
staufen, der als Konrad III. mit vielem Glück regierte. Zu 
seiner Zeit lebte der tapfere Markgraf von Brandenburg, Albrecht 
der Bär, der auch einige Zeit Herzog von Sachsen war, das 
aber Heinrich der Löwe erhielt. 
Nicht volle 50 Jahre waren seit der Gründung des König¬ 
reiches Jerusalem vergangen, da erscholl die Schreckenskünde 
durch ganz Europa: Edessa, die Vormauer der Stadt Jerusalem, 
sei von den Sarazenen genommen und zerstört, wobei 46,000 
Christen erschlagen worden. In dieser Noth trat ein zweiter 
Peter auf, Bernhard v. Clainvaux (Klährwoh). Er lebte in der 
größten Zurückgezogenheit in seinem Kloster und traf darin so 
vortreffliche Einrichtungen, daß dieselben von vielen Klöstern
	        
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