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Körper treffen, von ihrem geraden Wege abgelenkt; sie werden ge¬
brochen und beugen sich gleichsam wie ein Knie. Die Strahlen¬
brechung des Lichtes verursacht mancherlei Täuschungen. Hält
man z. B. einen Stab schräg ins Wasser und betrachtet ihn dann
von der Seite, so scheint er an der Oberfläche des Wassers geknickt
zu sein. Klare Wasser erscheinen uns stets weniger tief, weil
durch die Strahlenbrechung der Grund emporgehoben wird;
und eben so scheinen die Fische im Wasser stets höher zu
schwimmen, als es wirklich der Fall ist. Aus der Brechung der
Lichtstrahlen erklärt sich auch die Wirkung der Brenngläser.
Diese sind gewöhnliches. Glas, aber in der Mitte dick und gegen
den Rand hin dünn (convex) geschliffen; dadurch wird bewirkt,
dass die durchfallenden Sonnenstrahlen alle einwärts gebogen
werden, sich hinter dem Glase in einem Punkte vereinigen, und
hier dann nothwendig eine sehr grosse Wärme erzeugen. So ge¬
schliffene Gläser vergrössern die Gegenstände, welche man da¬
durch betrachtet, während Gläser, die am Rande dick und in der
Mitte dünne (concav) geschliffen sind, sie kleiner, aber schärfer
begränzt zeigen. Durch die Verbindung mehrerer solcher Gläser
entstehen die Mikroskope, welche ganz kleine Gegenstände oft viel
tausendmal vergrössern, und die Teleskope oder Fernrohre, wo¬
durch man weit entfernte Gegenstände so deutlich sieht, als befänden
sie sich ganz in der Nähe.
Durch das Licht entstehen auch die Farben, mit - welchen die
Gegenstände um uns her geschmückt sind. Welche Pracht und
Mannigfaltigkeit von Farben zeigt sich in dem Mineral-,
Pflanzen- und Thierreich. Wer giebt uns Aufschluss über
Grund und Ursache all’ dieses Farbenspiels? — über die
Entstehung und Veränderung der Farben, womit die Natur¬
körper geschmückt sind? — Viel haben die Gelehrten darüber nach¬
gedacht, aber wenig gefunden. Ein Versuch mit einem dreikantig
geschliffenen Glase gab Veranlassung zu der Meinung, dass das
weisse Sonnenlicht nicht einfach, sondern aus sieben farbigen
Strahlen zusammengesetzt sei. Die Farben dieser Strahlen sehen
wir auch im Regenbogen. Man glaubt nun, die Körper hätten die
Eigenschaft, entweder das Licht un ge theilt zurückzuwerfen, oder
nur gewisse Strahlen desselben. Kommt von einem Gegenstände
das Licht ungetheilt zurück, so erscheint er uns weiss; prallen
nur die grünen Strahlen ab, so zeigt er sich uns grün; werden
die rothen zurückgeworfen, so ist er roth u. s. w. Die andern
Strahlen — so sagt man — nimmt der Körper in sich auf, und
wenn er alle in sich saugt, so erscheint er ganz dunkel oder schwarz.
Eine gemischte Farbe kommt zum Vorschein, wenn ein Gegenstand
zwei- oder mehrerlei Strahlen zurückwirft.
Das Licht erleuchtet und verschönert die Welt; sie wäre ohne
dasselbe für uns gar nicht da. Wo kein Licht ist, da ist Finster¬