Full text: Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen (Theil 4)

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von Auerochsen und aus den Hirnschädeln erschlagener 
Feinde würde der köstliche Meth, ihr berauschendes Lieb¬ 
lingsgetränk aus Gerste, unter schallendem Jubel im 
Kreise herumgetrunken. Dann gehe es wieder zum neuen 
blutigen Spiele. 
14. Die ersten Bek ehrungsv ersuch e im nordwest¬ 
lichen Deutsch! and. il frie d. — Wigbert. 
Als nun der Zeitpunkt gekommen, in welchem nach dem 
Rathschlusse Gottes auch unsere Vorfahren aus der öden 
Finsterniß ihres trostlosen Aberglaubens errettet, rrnd ihnen 
das Licht des christlichen Glaubens gesendet werden sollte, 
war es ein anscheinend geringfügiges Ereigmß, dessen sich 
Gott zur Verwirklichung seines Rathschlusses bediente. Im 
Jahre 677 nämlich setzte der König Egfried von England 
den Bischof Wilfried von Aork in Northumberland auf 
höchst ungerechte Weise ab. Der gekränkte Bischof suchte 
sein Recht auf Anrathen seiner Freunde in der Entschei¬ 
dung des Papstes Donus I. und schiffte sich zur Reise 
nach Rom ein. Widrige Winde verschlugen das von ihm 
bestiegene Schiff an die Küste von Friesland, welches zu 
Deutschland gehörte. Hier nahm ihn Adgill,. der heidnische 
König des Landes, nicht nur sehr gastfreundlich auf, sondern 
erlaubte ihm auch, den Friesen das Christenthum zu ver¬ 
kündigen. *) Viele Tausende der Friesen nahmen das 
Wort Gottes bereitwillig an, bekehrten sich und ließen sich 
taufen. Wilfried blieb den Winter über bei ihnen, und 
trat dann seine Reise nach Rom an, wo ihn der Papst 
für völlig schuldlos erklärte. Als er nach England zurück¬ 
gekehrt und im Jahre 687 wieder in sein Blsthum einge¬ 
setzt war, ermunterte er Priester und Mönche, den unter 
den Friesen von ihm ausgestreuten Samen des göttlichen 
Wortes weiter zu psiegen. Wigbert, ein frommer und 
eifriger Mönch aus England, reifete mit mehreren Ge¬ 
fährten, unter denen Vichtbrecht genannt wird, nach Deutsch¬ 
land, um gemeinschaftlich das von Wilfried begonnene 
*)Die Angeln, Sachsen und Jüten aus dem nördlichen Deutschland 
hatten 449 Brittanien in Besch genommen, und nach den Angeln 
wurde das Land Angelland oder England benannt. Die Engländer 
waren also Deutsche, und ihre «spräche erleichterte ihnen die 
Mittheilung der göttlichen Lehre in unserm Vaterlande.
	        
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