Full text: Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen (Theil 4)

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zo6 I^2s(tti?rbcr treue Hund. fn ZE 
Vor ungefähr vierhundert Jahren lebte i« Burgund ein 
Edelmann, dem die Gattin starb und ein einziges, noch 
sehr zartes Kind hinterließ. Der Vater, der dieses Kind 
sehr liebte, übergab es einer Amme und zwei Wärterinnen 
zur Pflege. Einst, als der Edelmann auf die Jagd gerit¬ 
ten war, verließen Amme und Wärterinnen das schlafende 
Kind, verschlossen die Thür, und gingen ihren Vergnügungen 
nach. Auf einmal erschreckte sie ein gräßliches Gehäul 
des Hundes, der bei dem Kinde zurückgeblieben war. Sie 
eilten nach dem Zimmer, konnten in der Angst den Schlüssel 
nicht finden, stießen die Thür ein, und fanden das Kind 
unbeschädigt, aber den Hund neben der Wiege todt in 
seinem Blute, und nicht weit davon eine große Schlange, 
ebenfalls todt. Vermuthlich war diese durch ein Loch in 
der Mauer des alten Schlosses hereingekommen, und hatte 
das Kind angefallen. Alle Merkmahle bewiesen, daß der 
Hund um das Leben des Kindes mit der Schlange einen 
heftigen Kampf bestanden und sie endlich überwunden 
hatte; doch waren seine Verletzungen so groß, daß er die 
Rettung des Kindes mit seinem eigenen Leben bezahlen mußte. 
Der yund hatte also getreuer über das Kind gewacht, als die 
Menschen, denen die Wartung desselben anvertraut war. — 
Bald darauf kam der Edelmann nach Hause. Man erzählte 
ihm die Gefahr und die wunderbare Rettung des Kindes. 
Aus Dankbarkeit errichtete er dem treuen Hunde ein Denkmal. 
Vor allem übe steine Pflicht, 
was man dich thuen heisst, versäume nicht! 
23. Mitleid gegen die Thiere. 
Dies kleine Würmchen sollt' ich todten, 
das ruhig hier auf Blumenbeeten, 
sich seine Nahrung suchend, kriecht, 
und kurze Zeit sich nur vergnügt? 
Nein, ungestört sollst du dich regen, 
sollst ungekränkt dich fortbewegen: 
der Gott, der mir das Dasein gab, 
sieht gnädig auch auf dich herab. 
Die Neigung, Freuden zu zerstören, 
sie würde täglich sich vermehren;
	        
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