Full text: Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte (Teil 1)

106 Aus der deutschen Geschichte. 
gterung dieses Landes stand damals der Kardinal Richelieu. Dieser 
wollte die Macht des Kaisers schwächen, um dadurch Frankreich zum 
ersten Staate Europas zu erheben. Zu diesem Zwecke scheute er sich 
nicht, als Bundesgenosse der Schweden offen hervorzutreten, zumal der 
Kampf den Charakter eines Religionskrieges längst eingebüßt hatte. 
Richelieu nahm Bernhard von Weimar und sein Heer in französischen 
Sold. Dieser hatte das Elsaß erobert. Aber er starb eines plötzlichen 
Todes, und Frankreich übernahm sein Heer und seine Eroberungen. 
Französische Armeen überschwemmten das südwestliche Deutschland. 
Seitdem schwankte das Kriegsglück. Keine Partei war stark genug, die 
gegnerische zu überwinden. Der Krieg wurde mehr und mehr ein bloßes 
Plündern, Sengen und Morden. Handel und Gewerbe und der Anbau 
des Landes hörten auf. Bürger und Bauern wurden die Opfer grauen¬ 
erregender Mißhandlungen der verwilderten Soldatenhaufen, die mit 
ihrem zahlreichen Troß in den verödeten Landschaften kaum mehr ihren 
Lebensunterhalt fanden. 
Der Westfälische Frieden (1648). Die Sehnsucht nach dem Frieden 
war im deutschen Volke allgemein. Auch Kaiser Ferdinand III. (1637 
bis 1657) bemühte sich um ihn. Nur die Ausländer, die am Marke 
1648 Deutschlands zehrten, widerstrebten. 1644 wurden endlich die Friedens¬ 
unterhandlungen begonnen, in Münster mit den Franzosen, in Osnabrück 
mit den Schweden. Aber erst nach vier Jahren kamen sie zum Abschluß. 
Der schwedische General Königsmark hatte 1648 eben die Kleinseite von 
Prag erstürmt, als das lang ersehnte Friedenswort erscholl und deyr 
Kriege an demselben Orte, wo er entbrannt war, ein Ende machte. 
a) Gebietsvcränderungcn. Die Bistümer und freien Reichsstädte 
Metz, Tonl und Verdun, die Frankreich bereits 1552 in Besitz genommen 
hatte, wurden nun endgültig abgetreten; dazu bekam es das bisher den 
Habsburgern gehörige Elsaß. Schweden beanspruchte Pommern, dessen 
Herzogsgeschlecht 1637 ausgestorben war. Aber das Anrecht Branden¬ 
burgs auf dieses Land konnte nicht übergangen werden. Darum erhielt 
Schweden nur Vorpommern und einen schmalen Landstreifen am rechten 
Oderufer, außerdem aber das Erzbistum Bremen, das Bistum Verden 
und die Stadt Wismar. — Brandenburg mußte sich mij dem Reste 
von Hinterpommern begnügen. Als Ersatz für den ihm entzogenen Teil 
Pommerns erhielt es die Bistümer Kammin (in Pommern), Halberstadt 
und Minden als weltliche Fürstentümer und das Erzbistum Magdeburg 
als Herzogtum. Die Unterpfalz wurde dem Sohne des unterdes ver¬ 
storbenen Winterkönigs zurückgegeben; auch wurde für ihn eine neue 
Kurwürde, die achte, geschaffen. Bayern behielt die Oberpfalz, Sachsen 
die Lausitz. — Die Schweiz und die Niederlande, die sich bereits
	        
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