Full text: Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen (Theil 4)

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gehen, so müssen vereinte Kräfte und Geschicklichkeiten, 
angewandt werden. Wenn ihrer viele einander die Hand 
bieten, so kommen große und schwere Dinge zu Stande, 
die einer in vielen Jahren, ja in Jahrhunderten, wenn er 
sie durchlebte, nicht ausrichten könnte. So, mein Sohn, 
ist es auch mit den Bequemlichkeiten und Vergnügungen 
des Lebens. Sollten wir sie uns selbst verschaffen, so 
würden wir nur wenige genießen können; aber da Viele in 
der Gesellschaft das Ihrige zur Bequemlichkeit der Andern 
beitragen, so ist für Alle zum müßigen Genusse da. Auch 
du, mein Sohn, mußt einmal das Deinige dazu beitragen, 
du magst nun wählen, welchen Beruf du willst; und wenn 
du mit diesen Gedanken in die Welt und an die Geschäfte 
des Lebens gehst: so wirst du finden, daß tausend Andere 
wieder für dich arbeiten." Von dieser Zeit suchte Albert 
durch uneigennützige Dienstfertigkeit und aufopfernde Hülf- 
leistung Andern sich gefällig zu beweisen, und hatte bald 
die Vortrefflichkeit dieser Tugenden erfahren. 
Vereint lässt Vieles sich vollbringen, 
was Einzeln niemals wird gelingen. 
54. D i e Feierstunden. 
Ein Vater gedachte auszugehen und rief seine Kinder 
zusammen, um einem jeden seine Arbeit mitzutheilen. 
Einige hatten zu schreiben, die andern ein frommes Lied 
zu lernen; alle aber bekamen ihre Aufgabe und zugleich 
dre Erlaubniß, sobald sie ihre Arbeit beendigt hätten, im 
Garten zu spielen, bis er zurückkehren würde. Als nun der 
Vater Alles auf das Beste geordnet hatte, ermahnte er sie 
noch einmal zum Fleiße, und begab sich hinaus auf die Felder. 
Das Zimmer der Kinder stieß an den Garten. Die 
jüngern blickten hinaus und sahen den schönen Sonnen¬ 
schein und die goldenen Schmetterlinge, welche über die 
Blumenbeete dahingaukelten; und die bunten Bilder ver¬ 
lockten ihr Herz, und sie sprachen unter einander: „Wäre 
es nicht gleich, wenn wir lieber zuerst unser Spiel trieben, 
und dann an die Arbeit gingen? Dort draußen ist es so 
bell. und hier so eng und so düster." „Habt ihr nicht 
vernommen," entgegnete der ältere, „wie der Vater gesagt 
hat: Erst die Arbeit, dann das Spiel!" „Ei," versetzten 
jene, „wird nur beides gethan, so kommt es wol nicht
	        
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