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Kreisströmungen im Meere.
§ 31. Am deutlichsten zeigt die Karte eine doppelte Kreisströmung im Atlan¬
tischen Ozean. Der S.O.-Passat setzt die im Durchschnitt täglich 30 km zurück¬
legende, warme s. äquatoriale oder Südpassat-Trift in w. Bewegung. Diese
teilt sich vor dem Ostende Brasiliens. Der Brasil-Strom fließt längs der S.O.-
Küste von S.-Amerika nach S.W., biegt nach O. um, wendet sich gemeinsam mit
der antarktischen Strömung ö. ans das w. Kapland zu und geht von hier als
Benguela-Strom vor der Westküste S.-Afrikas nach N. dahin, wo die Passate das
Wasser wegblasen. — Der n. Teil der über den Äquator nach N. hinausgreifenden
Südpassat-Trift strömt längs der südamerikanischen N.O.-Küste in das Amerika¬
nische Mittelmeer und verläßt, wohl mit veranlaßt durch einen geringen Höhen¬
unterschied zwischen dem Spiegel des Golfes von Mexiko und dem des n. Atlan¬
tischen Ozeans (New Uork), dieses als Florida-Strom. Hier tritt seine Ver¬
einigung mit der Nordpassat-Trift ein, die von der westafrikanischen Küste etwa
aus der Breite des n. Wendekreises nach W. und dann als Antillenstrom nach
N.W. fließt. Beide vereinigten warmen Ströme fließen nun, immer mehr sich
verbreiternd, 1 verflachend und durch Wärmeabgabe sich abkühlend, nach N.O.,
nach Island, Norwegen und Spitzbergen, bespülen die Küsten des n.w. Europa
uud bringen unserem Erdteile den großen klimatischen Vorzug der Temperatur¬
erhöhung, während sie waldlosen polaren Gegenden Treibholz spenden. — Der
s. Teil des Golfstromes biegt nach der portugiesischen Küste und der Straße von
Gibraltar ab, der südlichste Arm geht etwa unter 40° N. in den Kanarischen
Strom über, der aus höheren Breiten kommt und darum kälteres Wasser in
die Tropen sührt. Dieses wird dort erwärmt uud fließt als Nordatlantische
Äquatorial-Trift oder Nordpassat-Trift wieder nach den Antillen in einer mittleren
Tagesgeschwindigkeit von 24 km. — Wo die n. und die f. Äquatorialtrift u.ö. von
der Müuduug des Amazonas sich einander nähern, gleitet zwischen beiden Triften
der Guinea-Strom als Ausgleichsströmung ö. nach Senegambien uud in den
Guinea-Busen zurück uud hilft das vom Winde hier fortgetriebene Wasser zu
ersetzen, wobei ihn von S. die Benguela-Strömuug, von N. die Kanaren-Strömuug
unterstützt.
Zum Ausgleich fließt seruer aus der Davis-Straße der eisige Labrador-Strom
s.ö., trifft an der Bank von Neu-Fundland auf den warmen Golfstrom (hier
großartige Fifchgründe, weil die Fische vor dem warmen Wasser Halt machen) und
gleitet teils an der nordamerikanischen S.O.-Küste entlang etwa bis Kap Hatteras.
Im S.O. von S.-Amerika finden wir zwischen der Küste und dem warmen Brasil-
Strome ebenfalls einen ausgleichenden Polarstrom, die Falkland-Strömung. Diese
beiden Strömungen führen bald mehr bald weniger massenhaft Eismassen als „Eis¬
berge" in wärmere Breiten (s. § 39).
Eine ganz ähnliche doppelte Kreislaufströmung, die ebenfalls durch eineu
äquatorialen Gegenstrom getrennt wird, weist der Stille Ozean auf. Der Golf¬
strom ist hier durch den Kuro-Schiwo, d.i. japanisch—dunkelblaue Salzflut, ver¬
treten, der Benguela-Strom dagegen durch die aus der antarktischen Trift ab¬
gezweigte und darum salzarme und kalte Peru-Strömung. Diese beeinflußt das
Klima des n. Chile (Wüste Atacama) ebenso ungünstig wie der Benguela-Strom
dasjenige S.W.-Afrikas. Beide rauben den wärmeren Luftschichten über dem Meere
ihre Feuchtigkeit, ehe diese das Festland erreichen, und machen dessen Klima trocken
und kühler.
^ 32 Die Äquatorialtriften sind warm (der Golfstrom bis zu 30°), dunkelblau
und salzreich, die Polarströme sind Kaltwasser ströme, grünlich und salzarm.
Besonders im Indischen Ozean ist ihr Kampf um die Oberherrschaft unter 40° 8.