VI. Am Jahresende.
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Die belgische Neutralität,
die England zu schützen vorgab, roar eine Maske. Am
2. August, abends um 7 Uhr, teilten mir in Brüssel mit, daß
wir durch die uns bekannten Rriegsrüftungen Frankreichs um
unserer Selbsterha'tung willen gezwungen seien, durch Belgien
zu marschieren. Aber schon am Nachmittage desselben Tages,
am 2. August, also bevor in London das Geringste von diesem
Vorhaben bekannt war und bekannt sein konnte, hatte die eng»
lische Regierung Frankreich Unterstützung zugesagt, und zwar
bedingungslos für den Fall eines Angriffs der deutschen Flotte
auf die französische Rüste, von der belgischen Neutralität war
dabei mit feinem Wort die Rede. Nicht der belgischen Neutra¬
lität wegen, die es selbst mit untergraben bat, hat tirts Eng¬
land den Rrieg erklärt, sondern weil es glaubte, zusammen mit
zwei großen Militärmächten des Festlandes unser Herr werden
zu können, Jetzt, wo der bis in alle Einzelheiten ausgearbeitete
englisch-belgische Rriegsplctn enthüllt ist, ist die Politik der eng¬
lischen Staatsmänner für alle Zeiten vor der Weltgeschichte ge¬
kennzeichnet. Die englische Diplomatie hat ja auch ein übriges
dazu getan. Auf ihren Ruf entriß uns Japan
das heldenmütige 5U a u t f ch o u
und verletzte dabei die chinesische Neutralität. In der Weise,
wie England gegen diese Neutralität eingeschritten ist, hat es
seine peinliche Fürsorge für die neutralen Staaten gezeigt!
Meine Herren! Als ich vor fünf Jahren auf diesen Platz
gerufen wurde, da stand dem Dreibund festgefügt die Triple-
entente gegenüber. Der seit Jahrhunderten gezeigte Grundsatz
englischer Politik, sich gegen die stärkste Macht auf dem Kon¬
tinent zu wenden, sollte in der Tripelentente sein stärkstes Werk¬
zeug finden. Darin lag von vornherein
der aggressive Charakter der Triple-
e n t e n t e.
gegenüber den rein defensiven Tendenzen des Dreibundes, da¬
rin lag der Reim zu gewaltiger Erplosion. Angesichts dieser
Kombination war der deutschen Politik der Weg vorgezeichnet;
sie mußte versuchen, durch Verständigung mit den einzelnen
Mächten der Tripleentente die Kriegsgefahr zu bannen. Sie
mußte gleichzeitig unsere Wehrkraft fo stärken, daß sie einem
Krieg, wenn er doch kam, gewachsen war. Sie wissen, meine
Herren, wir haben beides getan. (Lebhafter Beifall.) In