Full text: Hamburger Kriegsbuch

VI. Am Jahresende. 
319 
Die belgische Neutralität, 
die England zu schützen vorgab, roar eine Maske. Am 
2. August, abends um 7 Uhr, teilten mir in Brüssel mit, daß 
wir durch die uns bekannten Rriegsrüftungen Frankreichs um 
unserer Selbsterha'tung willen gezwungen seien, durch Belgien 
zu marschieren. Aber schon am Nachmittage desselben Tages, 
am 2. August, also bevor in London das Geringste von diesem 
Vorhaben bekannt war und bekannt sein konnte, hatte die eng» 
lische Regierung Frankreich Unterstützung zugesagt, und zwar 
bedingungslos für den Fall eines Angriffs der deutschen Flotte 
auf die französische Rüste, von der belgischen Neutralität war 
dabei mit feinem Wort die Rede. Nicht der belgischen Neutra¬ 
lität wegen, die es selbst mit untergraben bat, hat tirts Eng¬ 
land den Rrieg erklärt, sondern weil es glaubte, zusammen mit 
zwei großen Militärmächten des Festlandes unser Herr werden 
zu können, Jetzt, wo der bis in alle Einzelheiten ausgearbeitete 
englisch-belgische Rriegsplctn enthüllt ist, ist die Politik der eng¬ 
lischen Staatsmänner für alle Zeiten vor der Weltgeschichte ge¬ 
kennzeichnet. Die englische Diplomatie hat ja auch ein übriges 
dazu getan. Auf ihren Ruf entriß uns Japan 
das heldenmütige 5U a u t f ch o u 
und verletzte dabei die chinesische Neutralität. In der Weise, 
wie England gegen diese Neutralität eingeschritten ist, hat es 
seine peinliche Fürsorge für die neutralen Staaten gezeigt! 
Meine Herren! Als ich vor fünf Jahren auf diesen Platz 
gerufen wurde, da stand dem Dreibund festgefügt die Triple- 
entente gegenüber. Der seit Jahrhunderten gezeigte Grundsatz 
englischer Politik, sich gegen die stärkste Macht auf dem Kon¬ 
tinent zu wenden, sollte in der Tripelentente sein stärkstes Werk¬ 
zeug finden. Darin lag von vornherein 
der aggressive Charakter der Triple- 
e n t e n t e. 
gegenüber den rein defensiven Tendenzen des Dreibundes, da¬ 
rin lag der Reim zu gewaltiger Erplosion. Angesichts dieser 
Kombination war der deutschen Politik der Weg vorgezeichnet; 
sie mußte versuchen, durch Verständigung mit den einzelnen 
Mächten der Tripleentente die Kriegsgefahr zu bannen. Sie 
mußte gleichzeitig unsere Wehrkraft fo stärken, daß sie einem 
Krieg, wenn er doch kam, gewachsen war. Sie wissen, meine 
Herren, wir haben beides getan. (Lebhafter Beifall.) In
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.