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ter nahm so viele Tapeten mit auf die Jagd, daß er eine 
Strecke von dritthalb Meilen umziehen konnte. Dergleichen 
Ueppigkeiten tadelte Alexander sehr. ,,Jch wundre mich," sagte 
er einmal, „daß Leute, die so manche große Gefahr bestanden 
haben, nicht einschen, daß nichts knechtischer ist als Ueppigkeit, 
und nichts königlicher als Arbeit. Wißt ihr nicht, daß der Zweck 
unsres Siegs der ist, daß wir nicht thun, was die Ueberwunde- 
nen thun?" So freigebig Alexander auch Geschenke austheilte, 
so erntete er doch oft Undank; Viele meinten, er hatte ihnen 
wohl noch mehr geben können. Bei einer solchen Gelegenheit 
sagte er einmal: „Es liegt etwas Königliches darin, Andern 
Gutes zu thun, und sich Böses nachsagen zu lasten." Wenn 
Jemand einen Andern verklagte, so pflegte er nur das eine Ohr 
hinzuhalten, um, wie er scherzhaft sagte, das andre dem Be¬ 
klagten aufzubehalten. 
Der unglückliche Darius floh indessen aus einer Provinz 
in die andere. Alexander brach nun auf, entschlossen, nicht eher 
zu ruhen, bis er ihn eingeholt hätte. Der Marsch ging durch die 
wildesten und wüstesten Gegenden; bald hatte man die rauhesten 
Gebirge zu übersteigen, bald die brennendsten Sandwüsten zu 
durchwandern; denn Darius floh bis in die entferntesten Pro¬ 
vinzen jenseits des kaspischen Meeres. Einmal war Alexan¬ 
der mit seinem Heere in einer brennend-heißen Sandwüste, und 
nahe daran, vor Hitze und Durst zu verschmachten. Da hatten 
einige Soldaten eine Quelle gefunden, und füllten damit ihre 
Schlauche. Als sie ihren König vor Durst schmachten sahen, 
brachte ihm einer der Soldaten in seinem Helme einen Trunk, 
und sagte: „Trinke doch, König! Wir haben zwar das Wasser 
für unsre Kinder geschöpft, aber sollten die auch vor Durst ster¬ 
ben, so kann uns der Himmel andere schenken; du aber kannst 
uns nie wieder ersetzt werden." Alexander nahm den Helm; 
da er aber sah, wie alle Reiter um ihn herum die Köpfe han¬ 
gen ließen, und schmachtend nach dem Wasser sahen, gab er e§ 
zurück. „Nein," sagte er, „ich will nicht trinken; tränke ich 
allein, so würden diese hier nur mehr ihren Durst fühlen!" —> 
Da riefen die Reiter allzumal: „führe uns getrost weiter, o 
König; wir sind nicht müde, wir achten den Durst nicht, so 
lange wir einen solchen König haben!" — Nach langer Verfolgung
	        
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