Full text: Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen (Theil 4)

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einmal nach, was folgt daraus?" — „Daß alle Jahres¬ 
zeiten gut sind." — „Ja, daß sie alle reich an Freuden, 
reich an mannigfaltigen Gaben sind, und daß der liebe, 
große Gott viel besser, als wir armen Menschen, sich auf 
das Weltmachen verstehen muß. Hätte es vorigen Winter 
von dir abgehangen, so würden wir keinen Frühling, kei¬ 
nen Sommer, keinen Herbst gehabt haben. Du hättest die 
Erde mit ewigem Schnee bedeckt, um nur Schlitten fahren 
und Schneemänner machen zu können. Und wie viele 
andere Freuden hätten wir dann entbehren müssen! Wohl 
uns, daß es nicht auf uns ankommt, wie es in der Welt 
sein soll: wie bald würden wir sie verschlimmern, wenn 
wir könnten!" 
Wunsche nichts anders die schöne Natur, 
sie zeuget von Gottes Weisheit dir nur. 
86. Der Frühling. 
Neu vergnügt wirb die Natur nach dem Abzüge des 
rauhen Winters. Die eisige Kälte verschwindet; der 
tobende Sturm legt sich, und hervor tritt in heiterm Glanze 
der langersehnte Frühling. Da schmilzt der Schnee, der 
die trauernde Erde mit einem Todtengewande verhüllte; 
die Eisdecke zerrinnt, welche Bäche und Flüsse überzog, und 
liebliche Frühlingswärme ruft uns hinaus, die Wonne zu 
genießen, die der gütige Schöpfer von neuem über die 
Erde ausgoß. 
Im frischen Grün prangen die Wiesen, und viele Blu¬ 
men, die Erstlinge der wieder erwachten Natur, erfreuen 
uns schon durch ihren lieblichen Anblick und schmücken 
von neuem die Fluren. Die früher menschenleeren Fel¬ 
der füllen sich mit fleißigen Arbeitern, die geschäftig die 
Aecker bestellen. Oede Stille weicht reger Thätigkeit Ver¬ 
gnügt treibt der Hirt seine Heerde wieder hinaus auf ven 
grünen Teppich der Weiden, und munter springt sie umher, 
sich freuend des langentbehrten Genusses. Auf freien 
Plätzen sammelt sich der Kinder muntere Schaar zu ge¬ 
selligen Spielen; auch sie fühlt neues Leben, neue Wonne; 
auch sie mischt ihren Jubel ein in die Lobgesänge der Na¬ 
tur. Fröhlich kehren heim die Schaaren von Singvögeln, 
welche der rauhe Winter in wärmere Gegend verscheucht 
hatte. Die Lerche verkündet zuerst den nahenden Lenz,
	        
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