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Thier hat die Unart an sich, bei solcher Gelegenheit immer in einem
Kreise zu rennen. Wenn daher der Feind, der schlaue Araber, der
dem Strauß wegen seiner schönen weißen Federn, so wie wegen sei¬
nes Blutes und Fettes nachstellt, den großen Vogel aufgejagt und
ein Stükklein Weges zu Pferd ihn verfolgt hat, und er sieht nun,
dass der Strauß, feinen schnellen Füßen vertrauend und dabei mit
den kurzen Flügeln rudernd, den Kopf hoch in die Höhe halt und
mit Sturmwindseile dahin fahrt, giebt er sich weiter keine Mühe,
den Vogel einzuholen, sondern verstekkt sich, etwa hinter einen Fel¬
sen, ganz in der Nahe des Weges, auf welchem der Strauß noch
eben vorbeirannte. Er kann sicher darauf rechnen, dass je größer
der Brast, je lärmender und augenfälliger der Lauf des Vogels war,
desto eher kommt er wieder zu dem Punkt des Kreises, wo der Feind
auf ihn lauert, und gcrath diesem nun desto leichter in die Hände.
Unser Leben gleicht oft dem Laufe des Vogels Strauß. Bei
aller anscheinenden Eile dem Verderben zu entrinnen, laufen wie
in einem solchen Kreise, welcher immer wieder sich hinzieht, von
wo er anhob. Wir legen die Unarten der früheren Kindheit ab
und gerathen in den frechen Muthwillen und Leichtsinn der Jugend;
wir lassen den Muthwillen, oder er verlässt uns, und siehe, der
Stolz und die Selbstsucht des späteren Alters beschleichen uns.
(€>. K. Schubert.)
sss Der fremde Reifende.
Ern fremder Reisender,mir ist fürwahr
sein Name ganz und gar entfallen,
besucht uns, wie die Nachtigallen,
mit seinen Brüdern Jahr für Jahr.
Ein Nest von Reisern, Torf und Rohr
erbaut er sich auf unsern Scheunen;
mit rothem Schnabel, langen Beinen
geht er einher durch Sumpfund Moor.
Sein Kleid sieht weiß und dunkel aus,
er kann nicht singen, auch nicht plappern,
sein Ton ist nur ein leichtes Klappern,
und Frösche sind sein liebster Schmaus.
Ihm drohtnicht Schlinge noch Geschoss,
er ist dem Landmann lieb und theuer;
ganz sorglos legt er seine Eier
und zieht dann seine Jungen groß.
Verschwindet nun der Sonnenblikk,
verstummen uns'rcs Waldes Lieder,
dann sucht er wärm're Länder wieder
und lässt das leere Nest zurükk.
SS6 Die Störche.
Drei Dinge von den Störchen sind mehr und minder wunder¬
bar: ihre Kriege, ihre Gerichte, ihre menschliche Art.
Alle Störche einer großen, weiten Gegend, z. B. des Rhein-
thals im Kanton St. Gallen, und die über dem Rhein oder in dem
gegenüber liegenden Lichtenstein und Vorarlberg, erheben sich etwa
einmal gegen einander zu einem blutigen Kriege, der sich nur mit
dem Tode oder mit dem Abzug der einen oder andern Partei aus