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g) Der Mensch als Künstler, Erfinder, Entdekker.
446. Wanderung eines Pfundes Baumwolle.
Das Pfund Baumwolle, dessen Wanderung wir jetzt mitthei¬
len, mag aus den Magazinen von Calcutta auf den Gewässern des
Dschumna herab in den Ganges gebracht worden sein, um nach der
reichen Hauptstadt des britischen Indiens geführt zu werden. Von
hier aus konnte die Bestimmung desselben eine dreifache sein. Ent¬
weder, es konnte nach China verschikkt, oder auf amerikanischen
Schiffen nach den Vereinigten Staaten gebracht, oder nach Europa
versendet werden. Doch nehmen wir an, dass es nach England in
die Manufakturen der großbritannischen Inseln wanderte, in London
angekommen, und von da aus in die Grafschaft Lancaster nach
Manchester versendet worden sei, um dort von einer der 300 Dampf¬
maschinen dieser reichen und bevölkerten Stadt gesponnen zu wer¬
den. Die zu dieser Arbeit angewendeten Mittel sind zu einer sol¬
chen Vollkommenheit gebracht, dass man aus diesem Pfund Baum¬
wolle 300 Strähne Faden spinnt, jeden Faden zu einer Lange
von 2,520 Fuß, was eine Lange von 750,000 Fuß giebt. Auf
diese Weise zu Garn gesponnen, wird es nach Paisley in Schott¬
land gebracht, um in einer jener Fabriken verarbeitet zu werden,
aus denen jede Woche 060,000 Ellen Baumwollenzeuge hervorge¬
hen. Der so gewonnene Stoff wird in die Grafschaft Ayr gebracht,
um dort noch einige Zubereitungen daran vornehmen zu lassen;
dann kehrt er nach Paisley zurükk, um hier noch einige andere
Verwandlungen zu bestehen. Um ihn mit Stikkereien zu verzieren,
wird man ihn in die Werkstätten von Dunbarton senden müssen,
die in dieser Arbeit unübertrefflich sind. Eine andere Reise muss
man ihn nach Renfrow machen lassen, um ihn dort zu bleichen;
von beiden Orten kehrt er aber noch einmal zurükk, um dort irgend
eine neue Fayon anzunehmen, bis er endlich in Glasgow zum Ver¬
kaufe fertig anlangt. Von diesem Hafen wandelt er endlich nach
London, um sich dort als Atom (ein Stäubchen) in dem Kolosse
der britischen Industrie zu verlieren.
Von dem Augenblikk an, wo der indische Pflanzer den Urstoff,
nämlich die Flokke, von seinem Baumwollenbaume gesammelt hat,
bis dahin, wo dieses vegetabilische Produkt durch das Zusammen¬
wirken der Mechanik, der Chemie, der Zeichnenkunst, in ein Gewebe
von der höchsten Schönheit verwandelt und zu einem dreifachen
Werthe erhöht über die Meere zurükkkehren kann, wo es hergekom¬
men ist, sind indessen vier Jahre verflossen. Ohne die Künste der