Full text: Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund

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tranken in Den von dem Orkan auf das Land geworfenen, uner- 
meffiichcn Gewässern; noch andere wurden von Sand- und Staub¬ 
wolken erstikkt. Die biffe Finsterniss, das Feuer der häufigen 
Blitze, das unaufhörliche Rollen des Donners, das furchtbare Sau¬ 
fen des Windes und Regens, das herzzerreißende Gefchrei der Ster¬ 
benden, daS Klagen und Jammern Derjenigen, welche ihnen nicht 
zu Hülfe kommen konnten, das Geheul der Mütter und Kinder, 
alles diefes schien die Zerstörung der Welt anzukündigen. 
Endlich enthüllte der wiederkehrende Tag den Blikken derer, 
welche diesen Schrekkenstag überlebt hatten, ein Schauspiel, welches 
die Einbildungskraft kaum zu entwerfen vermag. Die vorher so 
reiche und blühende Insel Barbados mit ihren bezaubernden Lände¬ 
reien schien plötzlich in eine jener Gegenden am Pol verwandelt zu 
sein, wo ein ewiger Winter herrscht. Es stand kein Haus mehr; 
überall sah man nur Trümmer und Berwüstung. Die Bäume 
waren entwurzelt; die Erde war mit Leichnamen von Menschen und 
Thieren bedekkt; selbst die Oberfläche des Landes hatte ihr Ansehen 
verändert. Man sah blos Schlamm und Sand, die Grenzen der 
Ländereien waren verschwunden, die Graben ausgefüllt und die Wege 
durch entstandene tiefe Abgründe zerschnitten. Die Zahl der Todten 
belief sich auf mehrere Tausend, außer denen, die unter den Trüm¬ 
mern ihrer Wohnungen verschüttet oder von den Wogen und Stür¬ 
men fortgeschwemmt worden waren. — Der Wind war von solcher 
Gewalt, dass eine zwölfpfündige Kanone von einer Batterie nach einer 
andern, welche über dreihundert Schritte von jener entfernt lag, ge¬ 
schleudert wurde. (Lhicme.) 
487. Seeftürme. 
Die Seestürme sind die gefährlichsten Feinde des Seefahrers, 
und mit ihnen kämpfen ist das nicht eben beneidenswerthe Loos des¬ 
selben, daher er auch schon bei dem Bau des Schiffes darauf Be¬ 
dacht nimmt, denselben, wie die Holländer, durch möglichst niedrigen 
Bord des Fahrzeuges zu entschlüpfen, oder ihm, wie die Russen und 
Franzosen, durch außerordentliche Stärke und Tiefe des mächtigen 
Gebäudes zu trotzen, und sich durch ungeheuere Anker und Taue von 
der Dikke eines starken Hutkopfes, vierundzwanzig Zoll und mehr 
im Umfang haltend, zu schützen, Allein vergeblich ist da alle Vor¬ 
sicht. Befindet sich das Schiff auf hohem Meere, weit von den 
Küsten, so vermag es bei starkem Bau und vernünftiger Führung 
viel zu ertragen, wenn cs nur immer in dem Zuge des Windes bleibt. 
In der Nähe der Küsten aber ist es bei heftigen Stürmen rettungs-
	        
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