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Die Ohren sitzen zu Leiden Seiten des Kopfes. Der äußere be¬
wegliche Theil eines jeden Ohres hat Ähnlichkeit mit einer Muschel
und heißt darum die Ohrmuschel. Die Öffnung des Ohres, welche
in den Kopf hineingeht, heißt das Ohrloch. In ihm befindet sich
das klebrige, gelbe Ohrenschmalz. Es dient dazu, damit Staub,
Insekten und andere Dinge nicht in das Ohr hineindringen können.
Wir Kinder können den Vater, die Mutter, die Geschwister, den
Lehrer und auch noch andere Menschen an ihrer Stimme schon erken¬
nen, und sie von einander unterscheiden, ehe wir dieselben sehen. Wir
können das dadurch, daß wir deren Stimmen mit den Öhren wahr¬
nehmen oder hören. Mit den Ohren hören können, nennt man
den Sinn des Gehörs oder das Gehör, und die Ohren heißen
darum Werkzeuge des Gehörs. Wir hören die Orgel, die
Glocke, die Vögel und noch viele andere Dinge. Aber wir hören die
Dinge nicht selbst, sondern nur die Laute, die Stimme, den Ton,
den Klang oder den Schalt, der von ihnen ausgeht und in die Lust
dringt. Die Laute, Töne oder Schälle, welche von den Dingen aus¬
gehen, haben nach ihrer Bedeutung verschiedene Namen. Sprechen,
weinen, singen sind Schälle oder Töne der menschlichen Stimme.
Wenn ihr mit einem Steinchen ins Wasser werft; so entstehen
rings um die Wurfstelle Wellech, welche den Wafferspiegel weithin
in eine kreisförmige, zitternde Wellenbewegung bringen. Eben so
setzen die Schälle, welche von den Dingen ausgehen, die sie zunächst
umgebende Luft nach allen Seiten hin in eine wellenartige Bewegung;
und das geht so fort, bis die Schälle mit dieser Wellenbewegung der
Luft in unser Ohr dringen. Jetzt erst hören wir die Schälle. Die
Luft dient also zur Fortbewegung und Verbreitung des Schalles,
und ohne sie könnten wir nichts hören. Die Luft braucht aber zu dieser
Verbreitung des Schalles mehr Zeit, als das Licht, und darum können
wir beim Schießen die Flamme in der Ferne eher sehen, als wir den
Knall hören. Eben daher kommt es auch, daß wir bei einem Gewit¬
ter, welches weit von uns entfernt ist, den Blitz immer früher sehen,
als wir den Donner hören. —
Wer gar nicht hören kann, der ist taub. Wenn ein Kind taub gebo¬
ren ist, so bleibt es auch stumm, und ist dann taubstumm. Wie un¬
glücklich ist der Taubstumme! Er hört nicht die Stimme der Eltern,
nicht den Unterricht des Lehrers, nicht den angenehmen Gesang der Vögel
u. s. w. — Es gibt Menschen, welche nicht gut, d. h. nur schwer hören
können; sie sind schwerhörig. Wer aber sehr gut, d. h. genau hören
kann, der hat ein scharfes Gehör; er ist scharfhörig. Wie glücklich
ist der Mensch, der ein gutes Gehör hat! — Es schadet dem Gehör,
wenn man Jemandem hart in das Ohr hinein schreit, oder ihn an das
Ohr schlägt. Eben so kann es sehr gefährlich werden, wenn Kinder
Griffel oder andere spitze, harte Körper in das Ohr stecken. —
Die Ohren muß man fleißig waschen, damit sie immer hübsch
rein aussehen.
^ HaesterS' Lesebuch für Mitteln, cvanzel. DolkSsch. 12