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rückens, der Eifel und des Westerwaldes dauert der Winter lange; da¬
bei ist er sehr schneereich, so daß die ohnedies schwierige Verbindung
der Ortschaften alsdann fast ganz aufgehoben wird. Nicht selten wird
selbst das Wild durch Kälte und Hunger gezwungen, sich den mensch¬
lichen Wohnungen zu nähern, und in harten Wintern sind schon häufig
Wölfe aus dem Ardennengebirge hervorgebrochen und über die Grenze
gekommen. Die feineren Obstsorten können auf den kalten Höhen
nicht gedeihen, viel weniger der Wein; Weizen kann nur ausnahms¬
weise gezogen werden. Auf der Schneeeifel und auf andern Eifelber¬
gen ist der Erdboden oft noch bis in den Juni hinein hart gefroren,
und die nun folgende kurze Sommerwärme kann höchstens noch Brom¬
beeren, Wald- oder Preiselbeeren zur Reife bringen. Auf manchen
Bergen, besonders auf denjenigen, die vulkanischen Ursprungs sind,
liegen die Felsmassen so zu Tage, daß nicht einmal niedere Sträucher,
vielweniger hochstämmige Waldbäume die nöthige Nahrung finden
können. Doch hat man eingesehen, daß der Reichthum an Wald be¬
deutender sein könnte, als er wirklich ist. Auch weiß man, daß in
früherer Zeit die Wälder zahlreicher waren, ehe die Franzosen die
schönsten Stämme herausgeschlagen und zu Gelde gemacht haben, und
so ist man denn mit allem Eifer darauf aus, die Abhänge und Gipfel
der Berge so viel als möglich wieder zu bewalden. Wo das Laub¬
holz nicht mehr gedeiht, da kommt doch vielleicht noch das Nadel¬
holz fort, das den größten Theil seiner Nahrung aus der Luft em¬
pfängt; und wo auch dieses keinen festen Grund mehr findet, da kön¬
nen nicht selten noch Loh hecken angepflanzt werden, die doch
auch noch großen Nutzen bringen. Auf diese Weise sucht man nicht
bloß den Holzreichthum zu vermehren, sondern auch die Thäler vor
Überschwemmungen zu schützen. Denn von kahlen Höhen stießt
das Regenwasser rasch ab und es sammelt sich plötzlich im Thal; der
Wald aber mit seinen Millionen von Blättern hält es fest, so daß es
nur ganz allmälig in die Tiefe gelangen und sich nach und nach ver¬
laufen kann.
Wie ganz anders sieht es im Thale hes Rheines und in den
andern Flußthälern aus, die der Sonne geöffnet da liegen! Ihre
durchschnittliche Wärme ist größer, als an irgend einer andern Stelle
des preußischen Staates. Im heißen Sommer ist die Hitze oft drü¬
ckend, und nur durch die feuchten Nebel, die von den Gewässern empor¬
steigen, wird sie in etwa gemildert. Die Winter sind in der Regel
kurz; sehr selten friert der Rhein zu, und dann immer nur da, wo das
Gefälle gering ist, und nur auf kurze Zeit. Während in vielen an¬
dern Theilen des Staates der Boden noch starr ist vom Frost und die
Natur noch todt daliegt, ist am Rheine schon der Frühling in seiner