25
versäumen. Ich weiss nicht, was daraus noch werden
soll!"
Als die beiden so sprachen, da klopfte der Gerichts¬
diener an das Haus des Tagediebs und rief: „Machet auf,
hier ist ein Befehl I" Der Tagedieb erschrak, denn in dem
Befehl stand, wenn er seine Schulden nicht in der Zeit
von drei Wochen bezahle, so solle ihm Haus und Hof
verkauft werden. Er lief also schnell zu seinem Nach¬
bar Siebenschläfer, mit welchem er sich eben erst unter¬
redet hatte. „Nachbar," rief er, „um Gotteswillen helft
mir! Ich muss ja sonst von Haus und Hof." Der Sieben¬
schläfer gähnte noch einmal und erwiderte dann: „Ja,
helfen! Das wollte ich wohl gerne, aber ich kann nicht.
Das Geld ist so rar, und wenn ich meine, ich hätte ein
paar Thaler, so sind sie schon wieder fort. Wenn es nicht
so weit wäre, ich ginge nach Amerika!" Als der Tage¬
dieb von Amerika hörte, fiel ihm ein, dahin könne er auch
gehen, und er redete dem Nachbar zu, sie wollten zu¬
sammen auswandern. Denn er meinte, dort brauche man
nicht zu arbeiten und habe doch satt zu essen. Und weil
der Siebenschläfer glaubte, in Amerika brauche man nicht
frühe aufzustehen und werde doch fertig, so war er es
endlich zufrieden.
Da zogen die zwei, der Tagedieb und der Sieben¬
schläfer, nach Amerika. Als sie aber dorthin kamen, wurde
ihnen gesagt: „Hier können wir keinen Tagedieb und kei¬
nen Siebenschläfer brauchen; zieht weiter!" Aber sie konn¬
ten nicht weiter ziehen, denn sie hatten kein Geld mehr.
Da sah es übel aus. Zuletzt erbarmte sich ihrer ein Mann
und nahm sie als Tagelöhner an. Allein der Tagedieb
durfte kein Morgenpfeifchen mehr rauchen und der Sie¬
benschläfer nicht mehr den Kopf mit der Nachtmütze aus
dem Fenster strecken. Und sie wären nun froh gewesen,
wenn sie in der Schule etwas mehr gelernt hätten. Denn
dann hätte ihr Brodherr sie doch noch zu etwas Anderm
brauchen können, als zum Holzhacken und Wassertragen.
Arbeitsamkeit bringt Ehr’ und Brod,
Müssiggang nur Schand’ und Noth.
33. Die Heinzelmännchen.
Das waren einmal liebe Zwerge, die arbeiteten für die
Leute so wacker, dass es eine Lust war, des Morgens zu
4