I. Die Völkerwanderung. 89
Worms, Straßburg, Speier, Reims, und machten das
Laud zur Wüste. Dieselben Horden wandten sich auch
409 nach Spanien und verheerten es gleichermaßen.
Dann mußte Britannien den von Schottland eindrin¬
genden Picten und Scoten überlassen werden; und die
Briten riefen die Angelsachsen ans Deutschland zu
Hilfe, welche nun selbst im Lande blieben. So hatte das
Reich wichtige Provinzen verloren. Unterdessen wurde
Stilicho ermordet; und Alarich, bitter gekränkt, kehrte
nach Italien zurück. Des Kaisers Minister fuhren fort,
ihn zu reizen, und so rückte er 410 racheschnaubend vor
Rom. Er brachte der Sündenstadt das erste Wehe. Um
Mitternacht wurden die Thore durch Verrath geöffnet;
Trompeten und Flammen weckten die Bewohner. Alarich
forderte seine Leute auf, sich mit der Beute eines weich¬
lichen Volkes zu bereichern, die Wehrlosen dagegen und
die Kirchen zu schonen. Die Straßen wurden mit Leichen
bedeckt und ein beträchtlicher Theil der Stadt sank in
Asche. Die Beute an Gold, Edelsteinen, Gefäfsen, Seide,
Pnrpnr war unermeßlich. Nach fünf Tagen verließ
Alarich die Stadt; und schon im Begriffe, auch Sicilien
zu überwältigen, wurde er von schnellem Tode weggerafft
(411). Im Bett eines Flnffes bei Consentia liegt er
mit reichen Schätzen begraben; noch ruhen nnentdeckt unter
den Wellen die Gebeine des großen Gothenkönigs. Sein
Gefolge zog sich nach Spanien zurück und gründete dort
das weft gothische Reich, das anfangs auch über Süd¬
gallien sich erstreckte und bis 711 bestand.
3. Die Vandalen und Hunnen.
§ 37. Unterdessen starb der nichtswürdige Honorins
(423). Bis jetzt war seinem Reiche fast nur noch Afrika
unangetastet geblieben. Auch dieses sollte verloren gehen.
In Spanien nämlich machten sich neben ben Westgothen
die vorher eingewanderten Vandalen unter ihrem König
Genserich oder Geiser ich mächtig. Der war klein
von Statur, aus einem Fuße hinkend, aber jeder Kriegs-
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